Die Berichte der SZ, von kicker und der Ruhr Nachrichten, 06.10.2004

Nur jeder Dritte glaubt an Wende mit Niebaum/Meier

Ruhr Nachrichten

Dortmund - Die Fans von Borussia Dortmund haben das Vertrauen in die Geschäftsführer der KGaA, Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier, verloren und trauen auch der Mannschaft sportlich zurzeit keine Höhenflüge zu.
Das sind die Ergebnisse einer Umfrage, die das Forschungsinstitut Start am vergangenen Samstag vor dem Heimspiel des BVB gegen den 1. FC Nürnberg im Auftrag unserer Zeitung rund um das Westfalenstadion durchgeführt hat.

Sieben Spieltage, magere 8 von 21 möglichen Punkten, nur 3 von 12 Zählern auf eigenem Platz, noch kein Heimsieg, Rang 9 in der Tabelle, lediglich zwei Punkte von einem Abstiegsrang entfernt. Borussia Dortmund ist am Ende des ersten Saisonviertels Bundesliga-Mittelmaß. Erschwerend hinzu kommen die Enttäuschungen der jüngeren Vergangenheit: Verpassen der Champions League 2003 zunächst gegen Cottbus, später gegen Brügge, frühes Aus im UEFA-Pokal gegen Sochaux; Verpassen des UEFA-Cups 2004 zunächst gegen Kaiserslautern, später durch das frühe Scheitern im UI-Cup gegen Genk.

Die Folge: Zwar haben 8% der 998 BVB-Fans, die das Start-Institut vor dem Nürnberg-Spiel befragte, bei der Planung ihres Jahresurlaubs 2005 die Feierlichkeiten anlässlich des siebten Titelgewinns fest im Blick.
Weitere 17,4% trauen dem Team von Trainer Bert van Marwijk (Foto) Platz 2-3 zu, und 41,8% rechnen immerhin fest mit der direkten UEFA-Cup-Qualifikation.
Doch fast ein Drittel sieht den BVB nach 34 Spieltagen auf den Plätzen 6 bis 15. Und 1,2% studieren sogar schon Straßenkarten auf der Suche nach Burghausen und Aue. Denn ihrer Meinung nach droht Borussia der erste Abstieg seit der Saison 1971/72.

Was den Geschäftsführern Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier Hoffnung machen könnte: Ihren aus der Not geborenen Kurs, sich von teuren Stars zu trennen und auf Talente zu setzen, wollen die Fans mehrheitlich mittragen.
Nur 18,1% sind dagegen, künftig auf junge Hoffnungsträger wie Salvatore Gambino, David Odonkor, Sahr Senesie und Florian Kringe statt auf große Namen wie Tomas Rosicky, Jan Koller, Dede oder Evanilson zu setzen. Fast 56% stehen einem solchen Umbruch positiv gegenüber, 39% stimmen sogar ausdrücklich zu.

Noch deutlicher wird die schwarzgelbe Stimmungslage bei der Frage, ob Borussia mit der aktuellen Geschäftsführung die wirtschaftliche Wende schaffen wird. Nur 31,5% antworten mit „ja“. 49,4% sprechen dem Duo Niebaum/Meier, das nach eigenen Angaben keinen Gedanken an einen Rücktritt verschwendet, die Befähigung zu einem effektiven Krisenmanagement ab. 19,1 % trauen sich kein Urteil zu. Nimmt man nur diejenigen, die eine klare Meinung haben, liegt der Anteil der Skeptiker sogar bei 61 %.
Eine schwere Hypothek für das Gespann auf der Kommandobrücke des ersten und einzigen börsennotierten deutschen Fußball-Clubs, das am Freitag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz die Details hinter den alarmierenden Finanzdaten – 67Mio.€ Defizit im Wirtschaftsjahr 03/04; rd. 150Mio.€ Verbindlichkeiten – offenlegen muss.

Nur noch 16,1% der Fans sprechen Niebaum/Meier Vertrauen (11,2%) oder großes Vertrauen (4,9%) aus. Hingegen zeigt fast die Hälfte der Befragten gar kein (24,7%) oder wenig (23,5%) Vertrauen. Gut ein Drittel (35,7%) verhält sich diplomatisch und wählt die goldene Mitte.