Die Berichte der SZ, von kicker und der Ruhr Nachrichten, 19.06.2004

Verwirrspiel um Stadion

Ruhr Nachrichten

Dortmund - Der Verkauf der Namensrechte am Dortmunder Westfalenstadion liegt schon fünf Monate zurück.

„Wir haben den Vertrag mit der Borussia Dortmund GmbH am 9. Januar dieses Jahres unterschrieben“, erklärte Günter Ress, Vorstand der CommerzLeasing und Immobilien AG, gegenüber unserer Zeitung.

Im Raum steht die Frage, warum der Verein seinen Aktionären bis heute nicht von der unverhofften Geldquelle berichtet hat: Immerhin entsprechen die fünf Mio. Euro fast zehn Prozent der Gesamtleistung, die die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres erzielt hat.

Während die Commerzbanktochter von dem im Vertrag vereinbarten Rücktrittsrecht keinen Gebrauch machen will, hätten die Borussen dazu noch bis zum 30. Juni 2004 die Möglichkeit. In diesem Fall müssten sie die fünf Mio. Euro zurückzahlen. Für den Fall, dass sie dazu nicht in der Lage sind, sieht der Vertrag nach Informationen unserer Zeitung eine Abtretung von Erlösansprüchen für BVB-Spieler vor. Bergdölmo, Dede, Demel, Jensen und Wörns werden genannt. Damit sind diese Spieler seit dem 9. Januar dieses Jahres zumindest potenziell verpfändet.

Pikant: Nur einen Tag später hatte BVB-Präsident Gerd Niebaum in einem Interview mit unserer Zeitung erklärt: „Die Transferrechte wie auch die Transfererlöse sind nicht verpfändet. Sämtliche Transferrechte bis auf Conceicao liegen beim BVB.“

Auf Unverständnis stößt in Fachkreisen der geringe Preis, den der Bundesligist für die Namensrechte am Westfalenstadion erzielt hat (fünf Mio. Euro für 4,5 Jahre): Günter Vornholz, bei der NordLB Experte für Stadionfinanzierung, nennt in einer Studie Vergleichszahlen:
So erhält z.B. der Bundesligist HSV für die Umbenennung des Volksparkstadions in „AOL-Arena“ rund zwei Mio. Euro pro Jahr. Und die Allianz AG muss für die Namensrechte des neuen Münchener Stadions sogar sechs Mio. Euro pro Jahr berappen.

BVB-Manager Michael Meier bestätigte gestern den Erlös von fünf Mio. Euro. Auf die Frage nach dem „Wofür“ sagte er: „Das muss ich Ihnen nicht sagen.“
Meier erklärte ferner, eine Verwertung des Namensrechtes sei „während der Laufzeit nicht beabsichtigt“, Borussia sei weiterhin „wirtschaftlicher Eigentümer“ des Namensrechts.
BVB-Präsident Gerd Niebaum bezeichnete den Deal als „eine Optionsgebühr, von der wir uns jederzeit lösen können.“ Es handele sich um ein Geschäft von „vorübergehender Natur“.