Der Spediteur Thomas A., den ich gleich unangemeldet in seinem Büro aufsuche, steht bei Greenpeace unter dem Verdacht, auf mittlerer Ebene eine der wichtigen Figuren der Giftmüllexporte nach Rumänien zu sein. Zweimal schon habe ich telefonisch bei ihm um ein Gespräch über Möglichkeiten und Erfahrungen junger Unternehmer aus der ehemaligen DDR im Speditionsgewerbe gebeten. Ich hatte mich zwar unter anderem Namen gemeldet, aber journalistische Recherchen als Grund für den Gesprächswunsch angegeben. Beide Male war ich auf unbestimmte Zeit vertröstet worden.
Verschiedene Informanten hatten mir neben Einblicken in das Geschäftsgebaren von A. auch viele Details aus dessen privatem Bereich und über seine berufliche Karriere in der untergegangenen DDR mit auf den Weg gegeben. A. war in der DDR zumindest nebenberuflich für die dortige Staatssicherheit tätig, hatte aber auch offizielle Funktionen bei Jugendorganisationen der DDR. Mittlerweile hatte ich auch Artikel aus der lokalen Presse über A. und seine Spedition gesichtet. Mir ging es darum zu erfahren, ob die Transporte des Giftmülls noch andauerten, in welches Land sie gingen und ob für den Abtransport der Chemikalien ein Zwischenlager genutzt wurde und wenn ja, wo es sich befände.
A. hat sein Büro in einem großen Plattenbau, in dem offenbar eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen Büros betreiben. Auf den Fluren herrscht reger Verkehr von Angestellten. In dem Gebäude fühle ich mich relativ sicher. Selbst wenn A. hinter meine tatsächliche Identität käme, könnte er mir kaum mehr anhaben, als mich aus seinem Büro rauszuschmeißen. Gefährdet wäre allerdings das erfolgreiche Fortführen der Recherche. Also werde ich mir alle Mühe geben, bei A. kein Misstrauen zu wecken. Ich werde höflich mit meiner alten Geschichte um ein sofortiges Gespräch bitten und auch wieder gehen, wenn A. aus irgendwelchen Gründen auch heute mal wieder gerade keine Zeit hat.