Die Berichte der Abendzeitung zum Thema Familienwirtschaft, 29.05.2013

Winter zahlte seinen Söhnen 90.000 Euro

Abendzeitung , 29.05.2013 

Er ist der skrupelloseste der Last-Minute-Abzocker: Georg Winter (CSU) hatte bis zuletzt versucht zu verschleiern, wie viel Geld an seine beiden Söhne geflossen sind. Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm weigerte sich, eine konkrete Summe zu veröffentlichen. Erst nachdem die AZ einen Anwalt einschaltete und mit einer Klage drohte, gab sie am Dienstagvormittag die Summe heraus. An die beiden Söhne des Ex-Vorsitzenden des Haushaltsausschusses sind genau 91 382 Euro und 67 Cent geflossen.

Vier Wochen, bevor Ende 2000 der Landtag den Abgeordneten die Beschäftigung von Frauen und Kindern verbot, hatte Winter noch schnell seine beiden Buben als Mitarbeiter angestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren sie 13 und 14 Jahre alt. 

Erst erteilte Stamm ihrem Parteifreund die Absolution, dass es sich um keine Kinderarbeit gehandelt habe. Dann korrigierten die Landtagsjuristen: Es war doch rechtswidrig. Trotzdem wollte Stamm nicht sagen, um welche Summe es sich handelt, die Winter aus Steuermitteln für seine Buben kassiert hat. 

Die Strategie der CSU: Er zahlt den Betrag schnell freiwillig zurück. Dann ist die Sache vom Tisch. Stamm berief sich erst auf den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der beiden Buben. Dann auf die Prüfung des Obersten Bayerischen Rechnungshofes. 

Winter ließ sich inzwischen von seiner schwäbischen CSU-Basis mit Standing Ovations feiern. Und schrieb seinen Parteifreunden noch vergangene Woche: Beide Söhne hätten zu Beginn ihrer Tätigkeit im Jahr 2000 jeweils 100 Euro erhalten, in den Folgejahren habe sich der Betrag auf durchschnittlich 286,22 Euro erhöht.

Die Zahlen des Landtagsamtes: Ein Sohn bekam im Zeitraum Dezember 2000 bis Dezember 2013 exakt 45 879,33 Euro, der andere 45 503,34 Euro. Das macht pro Sohn durchschnittlich über 300 Euro im Monat. 

Trotz allem will die CSU mit Winter in den Wahlkampf ziehen. Der hat schon Pläne: Er will die "rechtliche Grauzone" im Bereich Kinderarbeit regeln.