Die Vorsitzende gibt auf

Hamburger Abendblatt , 15.09.1995 

Der Beschluß fiel während einer Vorstands-Sitzung am vergangenen Montag, als Susanne Kubiak auf Dienstreise war.

"Da hat sich gezeigt, was Poggendorf ausmacht", sagt die enttäuschte Ex-Vorsitzende: "Wenn ich nicht da bin und gegensteuere, steckt er den Vorstand in die Tasche." 

Poggendorf war von 1988 bis 1991 schon einmal Geschäftsführer des Tierschutzvereins. Er ging damals im Streit, mischte aber hinter den Kulissen weiter mit. Ein Großteil des jetzigen Vorstands hat seinen Posten auch ihm zu verdanken. "Jetzt fordert er den Tribut", glaubt Susanne Kubiak. In ihrem Rücktritts-Brief schrieb die Juristin: "Meine Toleranz findet ihre natürlichen Grenzen da, wo die persönliche Erpreßbarkeit des Vorstands oder einzelner Vorstandsmitglieder zum täglichen Risiko wird." Der neue und alte Vereins-Geschäftsführer habe wirklich hervorragende Qualitäten, so Susanne Kuiak, "aber er ist nicht im Zaum zu halten".

Poggendorf, der am Mittwoch seinen neuen Arbeitsplatz im Tierheim angetreten hat, bezeichnete den Rücktritts-Entschluß der 1. Vorsitzenden als "sehr unerfreulich". Aber sie habe sich eben den Mehrheits-Verhältnissen im Vorstand fügen müssen. Der erst kurz vor der Sommerpause eingestellte Betriebsleiter des Tierheims, Thomas Balosch, muß seinen Platz für Poggendorf wieder räumen. Der 58jährige will jetzt wieder frischen Wind in die Tierschutzarbeit bringen. Das Tierheim stehe vor einer mittleren Katastrophe, so Poggendorf. Es sei völlig überfüllt. "Dadurch haben wir eine ganz extreme Krankheitsrate." Beinahe jede dritte bis vierte Katze im Tierheim ist krank.

Doch die Querelen unter den Hamburger Tierschützern sind noch längst nicht ausgestanden. Die Vereins-Bilanz von 1994 stimmt nicht. Und vor dem Hamburger Amtsgericht läuft nach wie vor ein Wahlanfechtungs-Verfahren, das klären soll, ob Susanne Kubiak bei der Wahl im vergangenen Mai überhaupt ordnungsgemäß in den Vorstand gewählt wurde.