Main-Post, 10.01.2016

Anzeige gegen Nagelstutz

MAIN-POST , 27.03.2004 
von Thomas FRITZ

Erneut werden sich Juristen mit der Zeller "Putzfrauenaffäre" beschäftigen müssen. Die Reinigungskraft des Rathauses hat am Freitag Bürgermeister Franz Nagelstutz und einen weiteren Zeller Bürger wegen Beleidigung angezeigt, wie ihr Anwalt der Redaktion mitteilte. Vier Wochen habe die Putzfrau vergeblich auf eine versöhnliche Geste des Bürgermeisters gewartet.

Auch die Anzeige gegen ihren Ehemann wegen Hausfriedensbruchs nahm der Bürgermeister nicht zurück. Nagelstutz hatte sich zwar im Gemeinderat öffentlich für sein Verhalten im Fasching entschuldigt, mit der Betroffenen selbst sprach der Bürgermeister nicht, so ihr Anwalt.

Zur Erinnerung: Nagelstutz war vorgeworfen worden, dass er von der Gemeinde-Putzfrau sein Privatauto waschen lässt. Als der Bürgermeister später die Dienstzeiten der Frau änderte, kam es zur Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht, die mit einem Vergleich endete. Über die Angelegenheit hätte Gras wachsen können, wenn Bürgermeister Nagelstutz nicht am Faschingsdienstag für eine Neuauflage gesorgt hätte. Im offenen roten Cabriolet fuhr er im Zeller Narrenzug mit. Neben ihm im Wagen befand sich ein Narr, der als Rathausputzfrau verkleidet war. Wiederholt rief dieser: "Ich bin die Putzfrau des Bürgermeisters" in die Menge und erwähnte auch mehrmals den Namen der Frau.

Für den Anwalt der Reinigungskraft überschreitet dieses Verhalten die Grenzen eines Faschingsscherzes. "Durch die öffentliche Diffamierung wurden die Persönlichkeitsrechte meiner Mandantin verletzt", sagte er auf Nachfrage. Am Aschermittwoch war der Ehemann aufgeregt im Rathaus erschienen und stellte den Bürgermeister zur Rede. Franz Nagelstutz erstattete daraufhin Anzeige wegen Hausfriedensbruch.