Main-Post, 10.01.2016

Die Affäre und kein Ende

MAIN-POST , 22.05.2004 
von Thomas FRITZ

Die "Putzfrauenaffäre" des Bürgermeisters Franz Nagelstutz geht in eine neue Runde. Mittlerweile hat der Ehegatte der Reinigungskraft einen Strafbefehl erhalten. Ihm wird vorgeworfen, Nagelstutz beleidigt und den Frieden im Zeller Rathaus gestört zu haben. Er soll, so teilt die Staatsanwaltschaft Würzburg mit, 1800 Euro in 45 Tagessätzen zahlen. Der Betroffene hat nach Auskunft des Amtsgerichtes Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt.

Die Reinemachefrau des Zeller Rathauses und ihr Ehemann verstehen die Welt nicht mehr. Erst musste sie das Privatauto von Bürgermeister Franz Nagelstutz säubern. Dann änderte dieser die Arbeitszeiten der Reinigungskraft so, dass sie ihrer Tätigkeit nicht mehr nachkommen konnte. Es kam zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Würzburg. Beide Parteien einigten sich auf einen Vergleich. Damit schien die "Putzfrauenaffäre" beendet zu sein.

Bürgermeister Franz Nagelstutz jedoch sorgte für eine Neuauflage. Am Faschingsdienstag fuhr der Rathauschef zusammen mit einem als Putzfrau verkleideten Narren in einem roten Cabriolet durch die Zeller Straßen. Dabei rief der Narr wiederholt "Ich bin die Putzfrau des Bürgermeisters" in die Menge und erwähnte auch mehrmals den Namen der Frau. Nagelstutz rechtfertigte sich mit dem Hinweis, dass es ein Faschingsscherz war.

Daraufhin hat der Sprecher der SPD-Fraktion, Ralf Mahlmeister, Nagelstutz im Gemeinderat vorgeworfen, dass er als Bürgermeister nicht mehr tragbar sei. Nagelstutz entschuldigte sich schließlich für sein Verhalten im Faschingszug. Bei der Betroffenen selbst meldete sich Nagelstutz nicht. Was folgte war eine Anzeige der Reinemachfrau. Der Bürgermeister habe sie im Faschingszug beleidigt. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Würzburg.

Vorher hatte Nagelstutz bereits den Ehemann der Reinigungskraft angezeigt. Am Aschermittwoch wollte der Mann ein klärendes Gespräch mit dem Bürgermeister führen. In dessen Verlauf soll er Nagelstutz als "menschliche Null" und "Lachnummer" bezeichnet haben. Nagelstutz bat den Mann mehrmals, das Rathaus zu verlassen und ließ die Polizei rufen. Als die Beamten eintrafen, war der Ehemann bereits von selbst gegangen. Aus der Beleidigung und dem Hausfriedensbruch bildete das Gericht eine Gesamtgeldstrafe: 45 Tagessätze à 40 Euro soll der Mann der Reinigungskraft zahlen. Doch der will den Strafbefehl nicht akzeptieren. Er ist sauer, dass er nun zahlen soll, wo doch andere seine Ehefrau beleidigten. Deshalb legte er Einspruch ein. Voraussichtlich am 30. Juni soll die Angelegenheit vor dem Amtsgericht Würzburg, Außenstelle Ochsenfurt, verhandelt werden.