Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 01.12.2007

von Jörg SCHINDLER

Aktenzeichen Unicef

Die Staatsanwaltschaft Köln hat gegen den Bundesgeschäftsführer von Unicef Deutschland, Dietrich Garlichs, ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Polizei fuhr am Freitagmittag vor der Kölner Bundesgeschäftsstelle vor, um einem Anfangsverdacht wegen Untreue nachzugehen.
Die Unicef-Geschäftsführung habe den Beamten "auf freiwilliger Basis" Unterlagen zur Verfügung gestellt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Günther Feld, der FR. Man habe nach den immer detaillierter werdenden Vorwürfen wegen Spendenmissbrauchs "die Notwendigkeit gesehen, ein ordentliches Ermittlungsverfahren einzuleiten".

Unicef-Geschäftsführer Garlichs ist ins Zwielicht geraten, weil er laut FR-Informationen eigenmächtig sechsstellige Beraterverträge vergeben und einen millionenteuren Umbau der Kölner Zentrale veranlasst hatte. Nachdem der 60-Jährige sämtliche Vorwürfe zunächst als "absoluten Quatsch" zurückgewiesen hatte, räumte er am Donnerstag erstmals Fehler ein: Die rund 300 000 Euro Honorar für den freien Mitarbeiter Ulrich Z. hätten "erheblich den üblichen Rahmen gesprengt".

Inzwischen wird bei Unicef auch ein ähnlich hoch dotierter "Beratervertrag" mit Victor L. selbstkritisch betrachtet. Diesem waren, unter anderem für die Städtepartnerschaft mit Heilbronn 2005/6, zunächst zwölf Prozent der Spenden als Provision gezahlt worden. Auch L. strich dadurch einen sechsstelligen Betrag ein. Unicef-Sprecher Dieter Pool sagte dazu der Heilbronner Stimme: "Heute hätte ich lieber, es wäre anders gemacht worden."

Vorstand tagt heute

Unicef-Chefin Heide Simonis forderte am Freitag erneut, Garlichs solle sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen lassen. Bei einer Krisensitzung des kompletten Unicef-Vorstands am heutigen Samstag will Simonis darauf drängen, dass ein externer Gutachter das gesamte Geschäftsgebaren des Kinderhilfswerks prüft.

Unterdessen wurden neue Details über die Dastani Consulting GmbH in Gießen bekannt, die seit Mitte 2005 für "verschiedene Projekte" 1,3 Millionen Euro von Unicef Deutschland erhielt: Vertragsunterzeichnerin war in mindestens einem Fall die Unicef-Bereichsleiterin Mittelbeschaffung, Sabine Wagner. Sie war nach FR-Informationen früher bei Dastani für den Bereich Akquisition zuständig. In Unicef-Vorstandskreisen, heißt es, bestimmte Aufträge würden gar nicht ausgeschrieben: "Es heißt immer, das geht alles an Dastani."
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