Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 04.02.2008

von Matthias THIEME

Der lange Weg der Spende zum Kind

Jeder Spender will, dass sein Geld möglichst zu 100 Prozent dort ankommt, wo es hilft. Doch welchen Weg nimmt das Geld, wie viel kostet die Verwaltung?

Beispiel Unicef: Rund 8000 ehrenamtliche Helfer sammeln Spenden. Zudem verkauft die Kölner Zentrale Grußkarten und veranstaltet mit professionellen Fundraisern Veranstaltungen, Werbekampagnen und Medienaktionen.

So kommen für den Verein Unicef Deutschland jährlich rund 90 Millionen Euro zusammen – im Tsunami-Jahr waren es 190 Millionen Euro. Zusätzlich spenden ältere Menschen ihre Erbschaften an das Kinderhilfswerk. Unicef leitet viele dieser Erbschaften in eine separate Stiftung, die im Moment ein Vermögen von 89,4 Millionen Euro hat. Von den Jahreseinnahmen des Vereins, die auf ein Kölner Konto fließen, werden 18,94 Prozent für Verwaltung,Werbung, Presse und Personal verbraucht. 2007 waren das laut Vorstandsakten 18 908 000 Euro.

Wo Geld verbraucht wird

Von einem Teil des verbleibenden Geldes finanziert Unicef-Deutschland direkt Projekte in Entwicklungsländern. Der Rest geht an die UN-Zentrale. In New York fallen nochmals Verwaltungskosten an. Gut informierte Kreise bei Unicef-Genf berichten, dass dort vom Spendengeld noch einmal drei bis sieben Prozent abgezogen werden, bis es letztlich Kindern hilft.

In New York endet der Weg des Geldes noch nicht. Von dort wird es nach einem bestimmten Schlüssel – Rate der Kindersterblichkeit, Landesgröße – an Unicef-Büros der Projektländer verteilt. Im Entwicklungsland beauftragt Unicef oft Nichtregierungsorganisationen mit der Arbeit. Auch bei dieser Transaktion der Mittel fallen Kosten an. Schätzt man die Gesamtkosten, die vom Spendengeld abgehen, dürfte man nahe an 30 Prozent kommen, heißt es in Genfer Unicef-Verwaltungskreisen.