Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 21.02.2008

von Matthias THIEME

Lügen statt Aufklärung

Es hätte für Unicef glimpflich ausgehen können: Aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter wurden die Verantwortlichen im Mai 2007 auf Missstände hingewiesen. Hätte Unicef die Vorwürfe ernst genommen und sich erneuert, die Öffentlichkeit hätte vielleicht nie davon erfahren.

Doch Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs und der Vorstand agierten mit erstaunlicher Ignoranz und Dreistigkeit. Vorwürfe wurden heruntergespielt, Tatsachen bestritten, und es wurde gelogen, dass sich die Balken bogen. Die Verdrehung der Wahrheit ging so weit, dass es selbst den Wirtschaftsprüfern zu viel wurde und sie von Unicef verlangten, ihren Prüfbericht nicht weiter zu verfälschen.

Unicef hat schwere Managementfehler, Schlampereien und Verstöße im Umgang mit Spendengeld begangen. Zugegeben hat das Kinderhilfswerk das nicht einmal dann, als die Beweise für alle sichtbar in der Zeitung standen. Unicef hat mit ausgeklügelten Marketingmethoden riesige Summen geschenkten Gelds eingenommen und agierte bei der Verwaltung wie der letzte Schützenverein bei der Aufteilung seiner Kaffeekasse. Dass Unicef sich so vehement gegen die Aufklärung berechtigter Vorwürfe wehrt, ist der Skandal.

Dazu gehört auch, dass Unicef weiter juristisch gegen Medien vorgeht, die das dubiose Finanzgebaren aufgedeckt haben. Jetzt hat das DZI exakt dieselben Fehler festgestellt und entzieht Unicef das Gütesiegel. Das Kinderhilfswerk hätte diese Katastrophe durch schnelle Aufklärung verhindern können. Unicef wollte aber lieber gegen die Boten der unbequemen Nachrichten prozessieren. Der Schlag des DZI trifft die Verweigerer der Aufklärung völlig zu Recht.