Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 06.12.2007

von Jörg SCHINDLER

Schleppende Aufklärung

Die angekündigte Untersuchung der Unicef-Finanzen lässt weiter auf sich warten. Laut FR-Informationen wird bei dem Kinderhilfswerk bereits seit Tagen intern darum gerungen, wer den unabhängigen Wirtschaftsprüfer einsetzen darf.

Bundesgeschäftsführer Dietrich Garlichs, der im Zentrum des Spendengeld-Skandals steht, ist in Personalunion Geschäftsführer, Vorstandsmitglied und Vorstand der 1996 gegründeten Unicef-Stiftung. An ihm vorbei kann praktisch kein Auftrag vergeben werden. Aufklärungswillige Mitarbeiter fürchten daher, er könne für die Überprüfung ein ihm genehmes Institut auswählen, das ihm "einen Persilschein" ausstellt. Bei Unicef hieß es knapp, "der Vorstand" werde letztlich entscheiden.

Garlichs war unter Druck geraten, nachdem die FR über die Vergeudung von Spendengeldern für hochdotierte Beraterverträge sowie die aufwendige Renovierung der Kölner Unicef-Zentrale berichtet hatte.

Unicef-Präsidentin Heide Simonis wollte sich zur Verschleppung der Aufklärung auf Anfrage nicht äußern. Die frühere SPD-Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein gilt wegen ihres umstrittenen Krisenmanagements mittlerweile ebenfalls als schwer angeschlagen. Unterdessen versuchte Vorstandsmitglied Carmen Creutz, die rund 130 ehrenamtlichen Unicef-Arbeitsgruppen zu beschwichtigen: Die "Negativschlagzeilen" der letzten Tage, heißt es in einem Rundschreiben vom 2. Dezember, seien "so nicht gerechtfertigt". Der Vorstand habe "wirklich keinen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten" feststellen können, so Creutz.

In einem Brief an Unicef-Mitarbeiter schreibt ein weiteres Vorstandsmitglied, der ARD-Journalist Rolf Seelmann-Eggebert: "Juristisch nicht beanstandbar heißt nicht, dass in der Geschäftsstelle alles optimal gelaufen ist… Wie ist einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die sich eine Woche lang die Beine in den Bauch steht, um auf dem Weihnachtsmarkt Grußkarten zu verkaufen und damit vielleicht 700 Euro für Unicef erzielt, wie ist es den Spendern zu vermitteln, dass dieses Geld dem Tageshonorar des Beraters entspricht?" Gleichwohl, so Seelmann-Eggebert, habe der Vorstand das Verhalten des Geschäftsführers nicht als "rechtlich bedenklich" gewertet und ihm deswegen das Vertrauen ausgesprochen.