Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 04.02.2008

von Matthias THIEME

Schweizer Sektion hat kein Gütesiegel

Das Schweizer Spendensiegel Zewo verweigert sein Güte-Testat der eidgenössischen Sektion von Unicef. Das haben FR-Recherchen ergeben. Die Gründe hierfür sind mangelnde Transparenz, zu hohe Verwaltungskosten und ungenügende Kontrolle im Vorstand. Ähnliche Vorwürfe werden seit Monaten auch gegen Unicef Deutschland erhoben.

"Die Jahresrechnung des Schweizerischen Komitees für Unicef entspricht nicht den Standards", welche das Zewo-Gütesiegel verlangt, teilten die Prüfer mit. So sei der Jahresbericht 2006 wenig aussagekräftig. "Aufgrund der Angaben kann kein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz-, und Ertragslage gemacht werden", schreibt Zewo. Ähnlich wie in Deutschland rügen die Prüfer auch eine schleierhafte Stiftungspolitik von Unicef: "Die Verbindung zwischen dem Verein und der Stiftung ist nicht ersichtlich."

Auch bei den Verwaltungskosten gibt es in der Schweiz ähnliche Unstimmigkeiten. So gibt die Schweizer Sektion von Unicef ein fünftel des Spendengelds für Werbung und Fundraising aus – bei Unicef-Deutschland sind es nach FR-Recherchen mehr als 18 Prozent der Einnahmen. "Für eine Entwicklungshilfeorganisation dieser Größe ist der Fundraising- und Werbeaufwand von 22,5 Prozent vergleichsweise hoch", rügt Zewo.

Anders als ihre Kollegen vom Deutschen Spendensiegel DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen) prüfen die Schweizer selbsttätig, sobald genügend Anfragen von Bürgern vorliegen. In Deutschland prüft das DZI lediglich den Jahresbericht, den Initiativen einsenden.
Der überwiegende Teil des Spendengelds werde an Unicef-International weitergeleitet, schreibt Zewo. "Aus den Unterlagen ist nicht ersichtlich", ob das Schweizer Komitee "Einfluss auf die Planung, Evaluation, Durchführung und Kontrolle der Projekte" habe. Zewo verleiht nur Organisationen sein Gütesiegel, die einen "gewissenhaften und transparenten Umgang mit Spendengeldern" nachweisen können. Das Schweizerische Unicef-Komitee hat das Siegel nicht. Derzeit prüft das DZI, ob die deutsche Sektion das Siegel weiter verwenden darf.