Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 21.02.2008

von Matthias THIEME, Jörg SCHINDLER

Siegel weg - Vorstand bleibt

Der Vorstand des deutschen Unicef-Komitees lehnt auch nach der Aberkennung des renommierten Spendensiegels einen sofortigen Rücktritt ab. Die Entscheidung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) sei "schlimm", sagte der Interims-Vorsitzende Reinhard Schlagintweit am Mittwoch der FR. Gleichwohl wolle der Vorstand bis zur Mitgliederversammlung am 10. April durchhalten. "Jemand muss ja die Verantwortung tragen."

Das DZI hatte Unicef am Dienstag das Spendensiegel entzogen. Das Hilfswerk habe wiederholt gegen DZI-Regularien verstoßen und sogar noch bei Nachprüfungen eine Verschleierungstaktik gewählt. Die im Streit ausgeschiedene Ex-Unicef-Chefin Heide Simonis erklärte, im Vorstand habe man geglaubt, "die Vorwürfe aussitzen zu können". Derweil erfuhr die FR aus Komitee-Kreisen, dass Ex-Geschäftsführer Dietrich Garlichs noch immer fast täglich in der Kölner Zentrale auftaucht.

Die Unicef-Partnerstadt Leipzig setzte unterdessen ihre Spendensammlung für das Kinderhilfswerk aus, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) mitteilte.

Das DZI fordert nun eine schärfere Kontrolle der Transparenz im gesamten deutschen Spendenwesen. Dazu gehören strengere Vorgaben für die Aufsichtsstrukturen und die Jahresberichte der Spendenorganisationen. Finanzämter sollten die Gemeinnützigkeit der Hilfsorganisationen genauer prüfen. Auch soll eine Datenbank zur besseren Information für Spender entstehen.

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