Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 04.02.2008

von Matthias THIEME

Unicef der Lüge überführt

Nach dem Rücktritt von Heide Simonis vom Amt der Vorsitzenden Unicef-Deutschlands gerät Geschäftsführer Dietrich Garlichs verstärkt unter Druck. Der FR wurde am Sonntag ein Schreiben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zugespielt. Darin verlangt KPMG, Unicef solle nicht weiterverbreiten, alle Vorwürfe seien falsch und es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Es sei in der Zusammenfassung "unserer Sonderuntersuchung sehr klar von Verstößen die Rede", schreibt Dieter John, zuständiger Abteilungsleiter von KPMG.

Die dort "aufgeführten Verstöße sind Unregelmäßigkeiten", so John. "Somit besteht ein Widerspruch zwischen unseren Feststellungen und der Unicef-Presseerklärung." Unicef solle die Erklärung "sofort aus dem Netz nehmen", forderte die KPMG bereits am 14. Januar. Doch auch am Samstag war sie noch auf der Unicef-Internetseite zu lesen. An der Basis wird befürchtet man nach Simonis’ Rücktritt massenhaft Austritte. Viele Arbeitsgruppen fordern Garlichs sofortigen Rücktritt. Es herrsche "blankes Entsetzen", sagte Klaus Hoppe von der Arbeitsgruppe Frankfurt. Dass die um Aufklärung bemühte Simonis gehen müsse, sei "der Gipfel der Verlogenheit" bei Unicef. "Garlichs muss zurücktreten – das wäre der am dringendsten erforderliche Schritt", so Hoppe. Garlichs habe sich "nie mit der moralischen Verantwortung von Unicef identifiziert".

Simonis sagte, sie sei zurückgetreten, weil der Garlichs-treue Vorstand die Aufklärungsarbeit verweigere: "Der Vorstand will sich diesen Aufgaben ganz offensichtlich nicht stellen", so Simonis. Als kommissarischen Vorsitzenden benannte Unicef nun den früheren Vorsitzenden, Reinhard Schlagintweit, der den Geschäftsführer Garlichs vor 18 Jahren eingestellt hatte.
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