Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 19.01.2008

von Matthias THIEME

Unicef-Spendensiegel wird geprüft

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft, ob Unicef das Spendensiegel des Instituts noch verdient. "Erfolgsbezogene Vergütungen bei der Vermittlung von Spenden sind mit dem Siegel grundsätzlich nicht vereinbar", sagte DZI-Chef Burkhard Wilke. Nur in Ausnahmefällen ließen die Leitlinien Vergütungen zu.

Unicef hatte einem Berater laut FR-Informationen rund 30 000 Euro Provision für eine Großspende der Handelskette Lidl bezahlt, obwohl der Berater die Spende in Berlin gar nicht akquiriert hatte. Der Berater habe seine Provision für die Konzeption der Städtepartnerschaft Heilbronn bekommen, ohne die die Lidl-Spende nicht zustande gekommen wäre, behauptet dagegen Unicef.

"Wenn es um Provisionen geht, müssen die Spender informiert werden", so Wilke. Der ehemalige Lidl-Manager Stefan Rohrer sagte, er habe von der Provision nichts gewusst und fühle sich von Unicef getäuscht. "Wir haben Unicef Nachfragen gestellt", so DZI-Chef Wilke. Wenn "gravierende negative Erkenntnisse" vorlägen, müsse man Unicef das Siegel aberkennen oder dem Kinderhilfswerk Auflagen stellen.

Schon im Dezember habe man Unicef aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die unberechtigte Verwendung des Spendensiegels auf der Website der "United Internet for Unicef Stiftung", einer Internetaktion zugunsten von Unicef, unterbleibt, sagte Wilke. Unicef müsse "den unberechtigten Spenden-Siegel-Hinweis umgehend von der Website der Stiftung nehmen", so Wilke in einem Schreiben an Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs vom Dezember, das der FR jetzt vorliegt. Dafür habe Unicef umgehend gesorgt, so Wilke.

Unterdessen erklärte die Staatsanwaltschaft Köln eine Meldung der FR für "frei erfunden", wonach sich eine Person mit der Mitteilung an die Behörde gewandt habe, dass Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs dieselben Handwerker sowohl in der Unicef-Zentrale als auch privat beschäftigt habe. Es habe "keine Vernehmung gegeben". Dazu stellt die FR fest: Die Person ist uns namentlich bekannt und hat diese Informationen dem ermittelnden Staatsanwalt am Mittwoch telefonisch mitgeteilt. Der Staatsanwalt bestätigte dies. Von einer formellen Zeugenvernehmung war in der FR nie die Rede. Die Kölner Behörde dementiert also Dinge, die niemand behauptet hat.