Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 04.04.2008

von Jörg SCHINDLER

Unicef-Vorstand tritt ab

Als Konsequenz aus der Spendenaffäre tritt der Vorstand von Unicef Deutschland geschlossen zurück. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung soll am 10. April in Berlin ein neues Aufsichtsgremium wählen.

Nach dem Vorwurf der Schlamperei beim Umgang mit Spendengeld habe Unicef rund 37 000 Fördermitglieder verloren, teilte eine Sprecherin des Kinderhilfswerks mit. Die Spendeneinnahmen seien um 20 Prozent eingebrochen, der Schaden belaufe sich bislang auf sieben Millionen Euro. Im Zuge der Affäre traten zunächst die Vorstandsvorsitzende Heide Simonis, dann auch der Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurück, der großzügige Honorare und Provisionen an Berater gezahlt hatte. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt weiter wegen des Verdachts der Untreue gegen Garlichs. Weil Unicef diese Zahlungen verschwiegen und verschleiert hatte, wurde dem Hilfswerk das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) aberkannt.

"Es gilt jetzt, das Vertrauen der Spender zurückzugewinnen", so der Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit. Der nächste Unicef-Geschäftsbericht werde ausführlicher über die Finanzen informieren. Auch die Struktur und die Satzung von Unicef würden verbessert, so Schlagintweit.

Eine Kandidatin für den neuen zehnköpfigen Vorstand wird die Grünen-Politikerin und ehemalige Kölner Bürgermeisterin Anne Lütkes sein, heißt es. Dem alten Vorstand gehörten unter anderen der TV-Journalist Rolf Seelmann-Eggebert sowie Unicef-Schatzmeister Peter von der Heydt an.