Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 14.02.2008

von Matthias THIEME

Unicef-Vorstand wird neu gewählt

Der Vorstand von Unicef Deutschland hat den Rücktritt des Ex-Geschäftsführers Dietrich Garlichs angenommen. Er trete zugleich "mit sofortiger Wirkung" auch als Vorstand der Unicef-Stiftung zurück, teilte das Kinderhilfswerk am Mittwoch in Köln mit. Zwei Garlichs-kritische Vorstands-Mitglieder haben gestern ihre Tätigkeit im Vorstand beendet. Es handelt sich um den Rechtsanwalt Hans Jürgen Prinz und Alexandra-Friederike Prinzessin zu Schoenaich-Carolath.

Bis zu einer Neubesetzung des Geschäftsführer-Postens sollen die fünf Bereichsleiter von Unicef Deutschland die Organisation kommissarisch führen. In den kommenden Wochen soll die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben werden. Möglich sei eine "internationale Lösung", hieß es. Die Mitglieder des Unicef-Komitees treffen sich am 10. April zu einer Sondersitzung. Dann wird ein neuer Vorstand gewählt.

Wirtschaftsprüfer der KPMG empfehlen Unicef in einem zweiten Bericht eine klare Trennung der Geschäftsführung vom Kontrollorgan des Vorstands. Dafür sei eine "Änderung der Unicef-Satzung erforderlich", meint KPMG. Zudem solle das Kinderhilfswerk transparente Richtlinien für Unterschriftenregelungen und den Einkauf von Waren und Dienstleistungen erarbeiten, so die Prüfer. Auch die "Besonderheiten des Einkaufs von Beratungs- und Vermittlungsleistungen" solle Unicef berücksichtigen, mahnen die Prüfer.

Unterdessen sorgt das Eingeständnis aus dem Unicef-Vorstand, dass eine 500 000-Euro-Spende des Lidl-Konzerns nie vollständig bei Tsunami-Opfern ankam, weiter für Aufregung. Warum auch das 300 000-Euro-Honorar eines Beraters teilweise aus Stiftungsmitteln bezahlt wurde, wollte Unicef nicht beantworten. Die Stiftung darf ihre Mittel nur zur Hilfe von Kindern verwenden.

Man beobachte den Vertrauensverlust bei Unicef "sehr aufmerksam und mit Sorge", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin der FR. In diesem Jahr unterstütze die Regierung Unicef mit 5,75 Millionen Euro. Das Geld werde jedoch direkt an Unicef International nach New York überwiesen.

"Die Verwaltungskosten müssen drastisch heruntergeschraubt werden", fordert die CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach. "Die Basis ist stinksauer. Unicef muss aufpassen, dass nicht alle abspringen." Zudem müssten "die Kriterien des Spendensiegels DZI überdacht werden", sagte Fischbach der FR. Das DZI müsse Verwaltungskosten strenger beurteilen.

"Die Gemeinnützigkeit darf nicht zur Nützlichkeit des Geschäftsführers führen", sagte Willi Zylajew, Sozialexperte der CDU-Fraktion. Es gehe darum, "Kindern zu helfen und nicht Geschäftspartnern". Unicef habe sich zu einer "Organisation der Schönen und Reichen" entwickelt, kritisiert der CDU-Politiker. "Hinter dieser Fassade wurden satte Geschäfte gemacht."

Die Affäre hat Unicef bislang vier bis fünf Millionen Euro Spenden gekostet, sagte der Vorsitzende Reinhard Schlaginweit. Viele Bürger sind verunsichert: Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) will künftig weniger Geld für wohltätige Zwecke ausgeben, so eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Stern.