Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 25.06.2008

von Matthias THIEME

Unicef wird transaparenter

Noch vor einem Jahr hielt Unicef zwei dürre Seiten im Geschäftsbericht für ausreichend, um den Verbleib von rund 100 Millionen Euro Spendengeld zu erklären – jetzt berichtet das Kinderhilfswerk detailliert über seine Projekte. Erstmals sind in dem 60 Seiten starken Bericht eine ordentliche Bilanzrechnung sowie ausführliche Informationen über die Struktur der großen Spendenorganisation enthalten. Das neue Führungsteam unter dem Vorsitz von Jürgen Heraeus zieht so Konsequenzen aus der Spenden-Affäre, die nach FR-Recherchen publik geworden war und zum Rücktritt des kompletten Vorstands sowie zum Verlust des Spendensiegels geführt hatte.

Trotz des Skandals erzielte das Kinderhilfswerk laut Bericht 2007 mit 94,7 Millionen Euro Einnahmen das drittbeste Ergebnis seiner Geschichte. Die Verwaltungskosten werden nun mit 19,4 Prozent ausgewiesen. Zuvor hatte Unicef mit undurchsichtigen Formulierungen Zahlen unter zehn Prozent angegeben.

Nachdem die FR überhöhte Honorare für externe Berater öffentlich gemacht hatte, wird es künftig bei Unicef keine Provisionen mehr geben. "Wir brauchen wieder das Vertrauen", sagte Vorstand Jürgen Heraeus, "das hat sehr gelitten." Rund 38 000 von 203 000 Fördermitgliedern hätten während der Affäre gekündigt, doch es gebe auch Hunderte neue Dauerspender. Die Einnahmen seien von Dezember 2007 bis Mai 2008 um rund 20 Prozent gesunken. Für das gesamte Jahr könne man noch keine Prognose abgeben. Als Konsequenz aus der Affäre sollen Vorstand und Geschäftsführung personell getrennt werden, sagte Heraeus. Das wegen falscher Angaben und Verstößen aberkannte Spendensiegel wolle man 2010 zurückerhalten.