Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 17.01.2008

von Matthias THIEME

Verfahren gegen Unicef-Chef

Gegen den Geschäftsführer von Unicef Deutschland hat die Staatsanwaltschaft Köln jetzt drei Ermittlungsverfahren eröffnet. "Beschuldigter ist in allen drei Fällen Dietrich Garlichs", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld der FR. Der Vorwurf sei Untreue.

"Der Anfangsverdacht hat uns verpflichtet, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten", teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft mit. "Wir prüfen auch den Vorgang mit der Großspende von Lidl auf strafrechtliche Relevanz", so Feld.

Unicef hatte zugegeben, dass die 500 000-Euro-Spende, die ein Lidl-Manager dem Unicef-Chef in Berlin direkt zusicherte, anschließend dem
Projekt Unicef-Kinderstadt Heilbronn "zugeordnet" wurde, bei dem der Berater Viktor L. "eine prozentuale Vergütung" erhielt. Das steht in einem Unicef-Brief an den Heilbronner Oberbürgermeister Manfred Himmelsbach.

Laut FR-Informationen überwies Lidl das Geld aber nicht nach Heilbronn, sondern auf das Unicef-Konto in Köln. Dennoch bekam der Berater von der Lidl-Spende, die er nie aquiriert hatte, rund 30 000 Euro. "Es ist keine Gegenleistung erkennbar", sagt ein Unicef-Insider.
Ob das für Unicef-Chef Garlichs den Straftatbestand der Untreue erfüllen könnte, prüfen die Ermittler. Zudem werten sie den Bericht der Wirtschaftsprüfer aus. Dieser sei nur "eine von mehreren Erkenntnisquellen", betont Feld. Die Behörde tue "alles Erforderliche, um die Vorwürfe aufzuklären", so der Oberstaatsanwalt. "Hier kann man nicht einfach sagen: die Welt ist gut und Akte zu."