Spendenskandal bei UNICEF: ein Überblick

Spendenorganisationen oder (Kinder)Hilfswerke sind keine Unternehmen, die nur ihren Eigentümern tieferen Einblick geben, wie (erfolgreich + trickreich) sie ihr Geld verdienen.

Einrichtungen wie UNICEF bzw. das "Deutsche Komitee für UNICEF e.V." sind non-profit - Organisationen, die vom Vertrauen derer leben, die ihnen Gelder für bestimmte Zwecke anvertrauen. Dazu bedarf es ausreichender Transparenz und aktiver Kommunikation darüber, wo und wie dieses Geld verausgabt wird. Beziehungsweise den "Kindern der Welt" zugute kommt.

Bei UNICEF war letzteres bis 2008 nicht der Fall.

Als im Mai 2007 ein Informant einen anonymen Brandbrief an die ehrenamtliche UNICEF - Vorstandsvorsitzende Heide SIMONIS schreibt und Hinweise auf "Gelder in seltsamer Höhe" und "wahre Geldgeschenke" an externe Berater gibt, passiert nach außen hin nichts. Der Informant schreibt deshalb im Oktober denselben Brief nochmals. Diesesmal an die Redaktion der Frankfurter Rundschau (FR).

Dort geht man den Hinweisen nach und recherchiert. Ende November 2007 dann die erste Veröffentlichung: "Für die Kinder der Welt - aber nicht nur":

Was folgt, ist ein 'Klassiker' für schlechtes Krisenmanagement. Jener, der sich getroffen fühlt und auch tatsächlich verantwortlich ist, der hauptamtlich bestallte Geschäftsführer, streitet erst alles ab, nennt die Vorwürfe Unsinn, gibt dann nach und nach dann doch das ein oder andere zu, was sich nicht mehr bestreiten lässt, schaltet zwei teure Rechtsanwaltskanzleien ein, deren Auftrag es ist, der FR, aber auch dem Kölner Stadtanzeiger, der die Berichterstattung der FR übernimmt, möglichst viele Knüppel zwischen die Beine zu werfen: mit juristischen Drohungen, Gegendarstellungen, Unterlassungserklärungsbegehren undsoweiter. Über die vielen Probleme der Informationsbeschaffung und der rechtlichen Durchsetzung informieren wir Sie unter Wie die FR den Fall aufdeckte und was dabei hinter den Kulissen geschah.

Die Redakteure, unterstützt von ihrem Chefredakteur und ihrem Verleger (Unternehmensgruppe DuMont Schauberg in Köln), geben jedenfalls nicht auf, machen weiter - zunächst allein auf weiter Flur: die anderen Medien steigen nicht in die Berichterstattung mit ein.

Erst als unter dem öffentlichen und politischen Druck der FR-Berichte die Organisation UNICEF nach 8 Wochen seit Beginn der ersten Veröffentlichung ihre 2. Krisen-Sondersitzung auf Vorstandsebene abhält und die ehrenamtliche Vorsitzende SIMONIS das Handtuch wirft, also ein erstes Opfer der Affäre zu beklagen ist, setzt das flächendeckende Mediengewitter ein. Jetzt wird es auch für den Geschäftsführer eng - nach wenigen Tagen tritt auch er zurück.

Die ganze Geschichte in Kurzform ist dargestellt unter Auf 1 Blick: Ereignisse > Medien & Öffentlichkeit > Folgen.

Wer die ganze Geschichte von Anfang an und detailliert nachlesen will, kann das in der Chronologie aller Ereignisse von 2005 bis 2008 tun.

Das Jahr 2008 markiert auch das Ende der Affäre: Nachdem auch der alte ehrenamtliche Vorstand zurückgetreten ist, der bis zuletzt dem Geschäftsführer den Rücken stärkte, war der Weg frei für einen Neuanfang. Jetzt gibt sich UNICEF transparent: der neue Geschäftsbericht für 2007 weist vieles aus und thematisiert, was vorher für den Spendenmoloch, der als "Kinderhilfswerk" agieren wollte, tabu war.

Aus diesem Grund ist die Affäre auch ein positives Lehrstück: wie Medien durch ihre Recherchen und Berichte Veränderungen initiieren können.

Weitere Informationen zu dieser 'ausgezeichneten' Geschichte finden Sie auf der linken Navigationsleiste.

Wenn Sie diese Geschichte direkt aufrufen oder verlinken wollen, so können Sie das unter www.ansTageslicht.de/Unicef tun. 

 

(JL)