Wie die Frankfurter Rundschau den UNICEF-Spendenskandal aufdeckte

Ein Rechercheprotokoll von Jörg SCHINDLER, Matthias THIEME (Redakteure Frankfurter Rundschau) und Susanna DAHS (Rechtsabteilung M. DuMont Schauberg)

1. Ein anonymer Brief

Im Oktober 2007 erreicht ein anonymer Brief via E-Mail die FR-Redaktion in Berlin. Er ist – wie sich später herausstellen wird - nicht identisch, inhaltlich aber sehr nah an dem Brief, den die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis bereits Monate vorher erhielt. Er enthält detaillierte Schilderungen darüber, wie die in Köln ansässige Zentrale des Deutschen Komitees von Unicef in den Jahren zuvor mit Spendengeld umgegangen sein soll. Im Fokus des Schreibens steht Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs. Dieser soll, so heißt es, ohne Absprache mit dem Unicef-Vorstand, ohne Verträge satzungswidrig üppige Honorare an „freie Mitarbeiter“ ausgezahlt haben. Außerdem, so der Vorwurf, habe Garlichs ebenfalls eigenmächtig und bar jeder schriftlichen Grundlage den millionenteuren Umbau der Kölner Zentrale veranlasst, wovon wieder ein „freier Mitarbeiter“ in nicht unerheblichem Umfang profitiert habe. Des weiteren enthält der Brief lange Ausführungen über den Führungsstil des langjährigen Geschäftsführers, der die Mitarbeiter im Haus in Angst und Schrecken versetze, willkürlich und despotisch agiere und bereits etliche Menschen vergrault habe. Gerüchteweise wird in dem anonymen Schreiben noch kolportiert, Garlichs habe auch für den Umbau seines Privathauses Unicef-Mittel eingesetzt. Gleichlautende Vorwürfe, so der/die Absender(in), seien bereits im Frühjahr 2007 an Heide Simonis übermittelt worden. Da sich am Zustand und dem merkwürdigen Umgang mit Spendengeld seither jedoch nicht geändert habe, sehe der/die Verfasser(in) sich nunmehr gezwungen, den Weg über die Öffentlichkeit zu suchen.

2. Erste Recherchen

Am Anfang verläuft die Recherche zum Thema unbefriedigend: Der/die Absender(in) der E-Mail will – trotz aller Zusagen, den Fall vertraulich zu behandeln – weder seinen/ihren Namen preisgeben noch zu einem persönlichen Treffen erscheinen. Als FR-Korrespondent Jörg Schindler, der den Fall übernommen hat, daraufhin mitteilt, dass sich die Zeitung auf bloßer Grundlage eines anonymen Schreibens nicht mit einer derartigen Sache befassen könne, verweist der/die Absender(in) auf eine Reihe von Menschen aus dem Unicef-Umfeld, die womöglich weiterhelfen könnten.

3. Schriftliche Belege

Nach zweiwöchiger Recherche ergibt sich, dass die Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sind. Der FR liegt inzwischen eine Vielzahl schriftlicher Belege – etwa Sitzungsprotokolle, Bilanzen, interne Schriftwechsel – vor, die zeigen, dass der Unicef-Vorstand sich auf Drängen von Simonis bereits mehrfach mit der Angelegenheit befasst, jedoch keine Konsequenzen daraus gezogen hat.

4. Konfrontation mit den Vorwürfen

Am 26. November 2007 konfrontiert Jörg Schindler den Unicef-Geschäftsführer Garlichs telefonisch mit den Vorwürfen aus dem anonymen Schreiben. In einer ersten Reaktion zeigt sich Garlichs „verwundert“ darüber, dass „eine Zeitung wie die FR“ einem anonymen Brief derartiges Gewicht beimisst. Er selbst, so Garlichs, pflege Derartiges zu ignorieren. Die konkreten Vorwürfe bezeichnet Garlichs unter anderem als „Quatsch“, offenbar wolle ein Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter von Unicef hier sein Mütchen kühlen. Im Laufe des etwa 25-minütigen Gesprächs bestreitet Garlichs mehrfach Fakten, die der FR zu diesem Zeitpunkt bereits schriftlich vorliegen. Die FR-Redaktion entschließt sich dazu, die Vorwürfe am nächsten Tag zu veröffentlichen.

5. Der erste Bericht

Am 27. November 2007 erscheint der erste FR-Bericht zum Thema. Titel: „Für die Kinder der Welt – aber nicht nur“. Die Hauptvorwürfe, zusammengefasst: Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs habe ohne Absprache, ohne Verträge satzungswidrig horrende Honorare an „freie Mitarbeiter“ bezahlt und – ebenfalls eigenmächtig – den millionenteuren Umbau der Kölner Unicef-Zentrale veranlasst. Agenturen und andere Medien greifen den Artikel auf und verlangen von Unicef eine Stellungnahme. Das Kinderhilfswerk wiegelt ab.

6. Informanten melden sich

Am Tag des Erscheinens und jeden weiteren Tag danach gehen im Berliner FR-Büro und in der Frankfurter FR-Zentrale unzählige weitere Meldungen ein, zum Teil telefonisch, zum Teil via E-Mail, viele davon anonym. Der Tenor: Sämtliche Vorwürfe seien berechtigt, eher sogar untertrieben. Einige Anrufer/Absender kündigen an, der FR weiteres Material schriftlich zur Verfügung stellen zu wollen – was in den folgenden Wochen auch passieren wird. Auffällig ist, wie viele Anrufer/Absender offenkundig großer Ärger auf Unicef-Geschäftsführer Garlichs umtreibt. Einige Personen, die sich melden, artikulieren aber auch ihr Unverständnis darüber, dass eine Zeitung wie die FR ein Kinderhilfswerk wie Unicef so unverhohlen angreife. Unicef werde so irreparabler Schaden zugefügt, heißt es.

7. Die Affäre weitet sich aus

Am 29. November 2007 konfrontiert die FR das Hilfswerk mit weiteren Vorwürfen: Garlichs soll im Alleingang Millionenverträge mit einer Unternehmensberatung abgeschlossen haben, zu der es auch merkwürdige personelle Verflechtungen gibt. Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs räumt erstmals einen „Fehler“ ein: Dass ein „freier Mitarbeiter“ in einem Zeitraum von weniger als eineinhalb Jahren ein Honorar von mehr als 300000 Euro eingestrichen habe, das auch noch aus Spendengeld des gemeinnützigen Vereins finanziert wurde, sprenge „erheblich den üblichen Rahmen“. Weitere Vorwürfe folgen im Abstand weniger Tage.

8. Differenzen in der Unicef-Führung

Die weitere Berichterstattung offenbart fortdauernde erhebliche Meinungsunterschiede in der Unicef-Führungsriege. Schon lange vor der FR-Berichterstattung wurde intern massiv über den Umgang mit den Vorwürfen gestritten. Die Hauptkontrahenten: Garlichs und Simonis. Deren Streit wird zunehmend auf offener Bühne ausgetragen.

9. Die Staatsanwaltschaft ermittelt

Am 30. November nimmt die Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen gegen Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs wegen des Verdachts auf Untreue auf. Eine Vertraute von Garlichs aus dem Unicef-Vorstand verbreitet in einem Rundschreiben an alle 130 ehrenamtlichen Unicef-Gruppen die Ansicht, dass die in der FR erhobenen Vorwürfe „so nicht gerechtfertigt“ seien. Der Vorstand habe „wirklich keinen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten“.

10. Wechsel der Autoren

Mitte Dezember 2007 legt der bisherige Autor der Unicef-Berichterstattung, Jörg Schindler, seine Arbeit aus privaten Gründen für acht Wochen nieder. Matthias Thieme in Frankfurt übernimmt. Inzwischen haben sich etliche Menschen, zum Teil anonym, mit weiteren Vorwürfen und auch schriftlichen Belegen an die FR gewandt. Intern beginnt bei der FR eine komplizierte Übergabe: Hunderte Dokumente, E-Mails, Notizen und Hintergrundinformationen werden von Berlin nach Frankfurt übermittelt. Noch schwieriger ist die „Übergabe“ von Informanten: Sie werden über den personellen Wechsel in der Berichterstattung informiert, ein neues Vertrauensverhältnis muss aufgebaut und zum Teil andere Kommunikationswege müssen gefunden werden.

11. Weitere Belege

Matthias Thieme findet weitere Belege für einen sorglosen Umgang mit Spendengeld bei Unicef: Anhand von Verträgen konnte die FR nachweisen, dass die Beratungsfirma Dastani von der Spendenorganisation rund 460000 Euro für die Einführung eines neuen Computersystems bekam. Im FR-Bericht „Geschäft unter Freunden“ wurde zudem enthüllt, dass der lukrative Vertrag von einer Unicef-Abteilungsleiterin unterschrieben war, die wenige Monate zuvor noch auf einer Website der beauftragten Firma als Dastani-Filialleiterin genannt wurde.

12. Informationen aus der Unicef-Zentrale

Der FR wird ein internes Rundschreiben des Unicef-Chefs Dietrich Garlichs zugespielt, in dem er gegenüber den Mitarbeitern die FR-Berichterstattung als unseriös darzustellen versucht. „Allmählich scheint die Kampagne der FR abzuebben“, so Garlichs. Vor Weihnachten, im Hauptspendengeschäft, wolle man keine kritische Berichterstattung mehr, heißt es aus der Organisation – doch es kommt anders.

13. Das Ausmaß wird sichtbar

Am 20. Dezember 2007 enthüllt die FR das ganze Ausmaß der Beraterverträge bei Unicef. Anhand von Verträgen lassen sich alle Honorarvereinbarungen der Hilfsorganisation seit dem Jahr 2005 nachvollziehen – insgesamt mehr als zwei Millionen Euro. Die Berater bekamen zum Teil Tageshonorare von mehr als 1000 Euro. Bei einem Wirtschaftskonzern vielleicht normal, aber bei einer Spendenorganisation? Das Zentralinsitut für Soziale Fragen (DZI), welches das renommierte Spendensiegel vergibt, wird erstmals hellhörig. Man habe Unicef „eine Reihe von Fragen gestellt“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke in der FR. Doch Unicef-Chef Garlichs will das Problem nicht wahrhaben. „Die FR recherchiert auch an anderen Stellen – ich werde Sie auf dem laufenden halten“, warnt er in einem weiteren internen Rundschreiben, das der FR bald vorliegt, weil immer mehr Mitarbeiter sich zunehmend mit der als richtig empfundenen Berichterstattung identifizieren und weniger mit ihrem Vorgesetzten.

14. Überprüfen von Informationen

Die FR erhält immer mehr Informationen aus dem Innenleben von Unicef. Unbrauchbare und hoch interessante, Gerüchte und Fakten wie Verträge, Abrechnungen und Briefe. Nur ein Bruchteil der Informationen kann veröffentlicht werden. Nur was recherchiert und bewiesen werden kann, wird gedruckt. Doch der Einblick in die Organisation reicht dank vieler unterschiedlicher Quellen, die sich gegenseitig oft nicht kennen, sehr tief. Manche Ereignisse können deshalb mit nur kurzer Zeitverzögerung recherchiert werden.

15. Widerstand der Unicef-Führung

Abstreiten, Leugnen, Weitermachen, lautet dennoch zunächst die Parole bei Unicef. Um die rund 8000 ehrenamtlichen Spendensammler in der Vorweihnachtszeit gegen mögliche Kritik zu wappnen, hat Unicef ein „internes Arbeitspapier“ verteilt, das ebenfalls schnell bei der FR eingeht. Das Papier soll den 130 Arbeitsgruppen in Deutschland als Argumentationshilfe im Gespräch mit Spendern dienen, die Vorwürfe gegen die deutsche Sektion des Kinderhilfswerks ansprechen. Aufgelistet sind denkbare Fragen und erwünschte Antworten. So sollen die Ehrenamtler etwa auf die Frage „Wie hoch ist die Vergütung der Vorstandsmitglieder?“ antworten: „Die Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich und erhalten keine Vergütung.“ Sollte ein potenzieller Spender weiter fragen, warum der gut verdienende Unicef Geschäftsführer Dietrich Garlichs gleichzeitig auch Mitglied des Vorstands ist, wird ihm erklärt, dass diese Regelung „bewusst so gewählt“ sei, „damit der Geschäftsführer den Vorstand unmittelbar (...) über alle wichtigen Vorgänge informiert“. Doch an der Basis wächst der Unmut über das, was als Bevormundung aus Köln empfunden wird.

16. Der PR-Krieg beginnt

Die Unicef-Zentrale in Köln versucht im Weihnachtsgeschäft zunehmend, die FR-Berichterstattung zu diskreditieren. Neben dem hartnäckigen Leugnen selbst schriftlich belegbarer Vorwürfe wird versucht, die Berichterstattung als moralisch verwerflich zu brandmarken (Tenor: Schadet den armen Kindern in Afrika). Ehrenamtliche Unicef-Mitarbeiter werden im Intranet der Organisation dazu aufgefordert, Leserbriefe an die FR zu schreiben und sich bei den Autoren und der Chefredaktion zu beschweren. Im Intranet gibt die Kölner Zentrale den Arbeitsgruppen Hinweise, wie mit der Wahrheit umzugehen sei. Der Presse wolle man sagen, die Kritik der Basis sei auf „einzelne Stimmen“ beschränkt, heißt es. Man wolle das Zitat verbreiten: „Letztlich schadet man mit diesen einseitigen Berichten nur den Kindern.“Die Unicef-Pressestelle nimmt FR-Anfragen nur noch schriftlich an, antwortet für die Abläufe einer Tageszeitung oft unverständlich spät und zudem aus journalistischer Sicht unergiebig. Auch Nachfragen müssen schriftlich gestellt werden. Das Spiel beginnt jeweils von Neuem. Kurz vor Redaktionsschluss kommt es deshalb regelmäßig zu extrem verdichteten Arbeitsabläufen zwischen Autor, Redaktion, Layout, Bildbearbeitung und Rechtsabteilung. Unicef beschwert sich wiederholt auch bei der Chefredaktion – vergeblich.

17. Rebellion an der Basis

Es kommt zum offenen Streit zwischen Heide Simonis und Dietrich Garlichs im Vorstand des Kinderhilfswerks. Sondersitzungen werden einberufen und Wirtschaftsprüfer mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt. Die Affäre verselbständigt sich. Immer mehr Ehrenamtlich und zum Teil ganze Ortsverbände kritisieren das Geschäftsgebaren des Unicef-Chefs, fordern Änderungen und den Rücktritt der Verantwortlichen.

18. Ein Bericht sorgt für Wirbel

Der Bericht der Wirtschaftsprüfer belegt klare Verstöße gegen die ordnungsgemäße Geschäftsführung bei Unicef und rügt die Vergabe großer Summen Spendengeld ohne schriftliche Verträge beim Kinderhilfswerk. Dennoch versucht Unicef, den Bericht öffentlich als Entlastung und Legitimation darzustellen. Als die FR weiter über die Verstöße, die organisatorische Intransparenz und höchst sorglos vergebene Spendengeldsummen berichtet, beginnt Unicef mit großem Aufwand, die FR juristisch anzugreifen.

19. Die juristischen Angriffe starten

Unicef beauftragt eine Kölner Kanzlei für Presserecht, später auch noch eine renommierte Bonner Großkanzlei, die in früheren Zeiten auch schon Altbundeskanzler Helmut Kohl vertrat. Mit einer Vielzahl von Gegendarstellungs-Begehren, Unterlassungs-Ansprüchen und verlangten Richtigstellungen versucht das Hilfswerk in der Folgezeit, die Berichterstattung anzugreifen. In schneller Folge treffen umfangreiche Schriftsätze der Kanzleien bei der FR ein. Insgesamt gibt es im Laufe der Berichterstattung rund ein Dutzend gerichtlicher Verfahren mit aufwändigem Schriftverkehr. Hinzu kamen weitere Ansprüche, die erhoben, aber nicht zu Gericht getragen wurden. Um die Angriffe juristisch abzuwehren und weiter berichten zu können, müssen in vielen Fällen Schutzschriften und eidesstattliche Versicherungen bei verschiedenen Gerichten hinterlegt werden. Für die Berichterstatter verdoppelt sich damit der Arbeitsaufwand: Neben der tagesaktuellen Recherche und Berichterstattung müssen der Rechtsabteilung gleichzeitig viele Informationen für die aufwändigen, mehrseitigen Schutzschriften übermittelt und zahlreiche eidesstattliche Versicherungen geschrieben werden.

20. Die FR wehrt sich

Unicef verlangt Unterlassung, um die FR zur Preisgabe eines Informanten zu zwingen. Die FR hatte zum Bericht der Wirtschaftsprüfer einen gut informierten Insider mit den Worten zitiert: „Es ist abenteuerlich. Da gingen Hunderttausender-Beträge einfach so auf Zuruf unter dem Tisch durch.“ Die Unicef-Rechtsanwälte greifen diesen Satz juristischen an und behaupten: „Es gibt einen solchen Insider, der dergleichen geäußert haben könnte, nicht.“ Um die Unterlassungsforderung abwehren zu können muss die FR dem Gericht mit einer Schutzschrift glaubhaft machen, dass es diesen Insider gibt, ohne ihn zu verraten – eine große Herausforderung für die Rechtsabteilung und den Berichterstatter und ein schmaler Grat zwischen juristischer Verteidigung der Berichterstattung und dem vorrangigen Schutz des Informanten. Um vor Gericht zu bestehen muss die Existenz des Informanten in der Schutzschrift so glaubwürdig und konkret wie möglich dargestellt werden, ohne dass der Insider für die Gegenseite, welche die Akten mitlesen darf, identifizierbar wird. Die FR weist das Ansinnen von Unicef zurück, schützt den Insider – und ist damit juristisch erfolgreich. Die Unterlassungserklärung muss nicht abgegeben werden. Unicef zieht den Antrag zurück. Solche und ähnliche zeitraubende Verfahren, in denen es auf jedes Wort ankommt, wiederholen sich parallel zur fortlaufenden Berichterstattung rund ein Dutzend Mal.

21. Ein Einzelbeispiel (Auszug aus einer Schutzschrift)

„Eidesstattliche Versicherung: In Kenntnis der Bedeutung einer eidesstattlichen Versicherung, insbesondere der Strafbarkeit einer vorsätzlich oder fahrlässig falsch abgegebenen eidesstattlichen Versicherung, und in Kenntnis des Umstands, dass die nachfolgende eidesstattliche Versicherung zur Vorlage bei Gericht bestimmt ist, erkläre ich an Eides statt, dass der nachfolgende Sachverhalt zutreffend ist: Mein Name ist Matthias Thieme, ich bin Redakteur und Autor des Artikels mit der Überschrift „Unicef gab hohe Summen ohne Verträge aus“ in der Frankfurter Rundschau vom 15. Januar 2008. In dem Artikel zitiere ich unter anderem einen „Insider“ mit den Worten: „Es ist abenteuerlich“, sagt ein Insider. „Da gingen Hunderttausender-Beträge einfach so auf Zuruf unter dem Tisch durch.“ Aus Gründen des Informantenschutzes ist es mir nicht möglich, den Namen der zitierten Person zu nennen. Es handelt sich um eine Person, die tiefe Einblicke in die Organisations- und Führungsstruktur von Unicef hat.


Die Frankfurter Rundschau berichtet seit mehreren Wochen über die Mittelverwendung bei Unicef, die Beiträge wurden seit Mitte Dezember von mir verfasst. Ich habe Zugang zu mehreren höchst glaubwürdigen Quellen bei Unicef, was unter anderem durch den Umstand belegt wird, dass mir zahlreiche interne Dokumente vorliegen, wie beispielsweise Verträge, zudem Vorstandsprotokolle, eine interne Aufstellung aller von Unicef in den letzten Jahren abgeschlossenen Beraterverträge, ein Schreiben, das Provisionsstaffeln für Berater auflistet, Auszüge aus der Kostenplanung für den Umbau der Geschäftsstelle von Unicef in Köln, Briefe des Geschäftsführers an Mitarbeiter, sowie Schreiben von ehrenamtlichen Mitarbeitern, z.B. aus der Arbeitsgruppe München und der Gruppe Niederrhein an die Geschäftsführung. Ich habe die mir mitgeteilten Informationen, einschließlich der Informationen, die von der oben genannten Quelle stammten, immer gegenrecherchiert und mit anderen Quellen abgeglichen.


Sie haben sich bislang immer als zutreffend erwiesen. Insbesondere die Person, die ich in dem Artikel vom 15.01.2008 zitiere, hat sich bis heute in vielfacher Hinsicht als absolut zuverlässig erwiesen. Ich habe im Verlauf des 14.01.2008 mehrfach mit der zitierten Person telefoniert, und zwar bis in den Abend hinein. Die in dem Artikel zitierte Äußerung ist im Rahmen dieser Gespräche von der Person getätigt worden und bezog sich inhaltlich auf den Bericht der Prüfungsgesellschaft KPMG. In diesem von jedem nachlesbaren Bericht, den die FR im Wortlaut veröffentlicht hat, heißt es, dass den von uns kritisierten Unicef-Zahlungen an die Berater Lietz und Zschaubitz „keine schriftliche Vereinbarung zu Grunde“ lag. Herr Lietz bekam von Unicef laut einem Vorstands-Papier 190 000 Euro, Herr Zschaubitz 260 000 Euro. Schon daraus ergibt sich, dass der von mir zitierte Insider in umgangssprachlichen Worten die Wahrheit sagt, wenn er sagt: „Da gingen Hunderttausender-Beträge einfach so auf Zuruf unter dem Tisch durch.“ Diese Verstöße betrafen den Bereich der Ordnungsmäßigkeit.

Ich verstehe die Buchführung einer Organisation dann als ordnungsgemäß, wenn sie so beschaffen ist, dass sie einem sachverständigen Dritten (Steuerberater, Betriebsprüfer) in angemessener Zeit einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und die Lage des Unternehmens vermitteln kann. Die KPMG führt in ihrem Bericht aus, dass Unicef lediglich in einem untersuchten Bereich die Ordnungsmäßigkeit erfüllt habe, in allen anderen untersuchten Bereichen dagegen nicht. Genau darauf (fehlende Schriftform, fehlende Unterschriften, mangelnde Transparenz, eingeschränkte Nachvollziehbarkeit) bezieht sich meine Quelle mit dem oben zitierten Satz. Matthias Thieme Frankfurt, 22. Januar 2008“.

22. Ausufernde juristische Angriffe

Nachdem das finanziell hochpotente Hilfswerk Unicef zwei Kanzleien gleichzeitig beschäftigt, häufen sich die juristischen Angriffe. Im Extremfall beschäftigten sich beide Kanzleien mit Angriffen auf ein und denselben Artikel. Attacken, die bei der FR und in der Rechtsabteilung viel Arbeitszeit binden und aus Sicht der Berichterstatter auch das Ziel verfolgen, die Berichterstattung zum Erliegen zu bringen. Passagen, Sätze, sogar einzelne Worte werden Gegenstand monatelanger Anwalts-Korrespondenz. Die Angriffe nehmen zum Teil absurde Züge an. Ein Beispiel: Nachdem die FR neue Informationen über staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Unicef-Chef Garlichs erhielt, hieß es im Bericht, „jetzt“ werde gegen Garlichs ermittelt. Dieser will jedoch juristisch festgestellt wissen, dass nicht „jetzt“, sondern schon „im Dezember 2007“ gegen ihn ermittelt wurde. Diesen Gefallen tut die FR dem Unicef-Chef schließlich und druckt die absurde Gegendarstellung ab – am Tag als das DZI Unicef das Spendensiegel entzieht und die recherchierten Fakten sich als wahr erweisen: Hohe Summen Spendengeld flossen an Berater ohne transparente Verträge. In der gesamten Berichterstattung wird lediglich eine weitere Gegendarstellung veröffentlicht – unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt. Manche Verfahren werden am Ende durch Vergleiche beendet.

23. Tägliches Arbeiten im Trommelfeuer

Autor Thieme musste täglich in der Gewissheit schreiben, dass die Artikel entweder Minuten nach der Online-Veröffentlichung, oder spätestens am nächsten Tag von Unicef-Anwälten nach kleinsten Schwachstellen untersucht würden. Kurz vor Redaktionsschluss musste jeder Text in jeder Version deshalb von der Justitiarin des Konzerns M. DuMont Schauberg, Susanna Dahs, geprüft werden. Zudem mussten die Artikel in verschiedener Länge mit verschiedenen Überschriften in unterschiedlichen Ausgaben und Zeitungen des Konzerns jeweils einzeln auf ihre presserechtliche Zulässigkeit hin gelesen werden – ein immenser Aufwand.

24. Ein Zeuge erhebt Vorwürfe

Der ehemalige Lidl-Manager Stefan Rohrer hatte Unicef-Chef Dietrich Garlichs bei einer Spendengala 500000 Euro für das Hilfswerk gespendet. Die FR recherchiert, dass diese Großspende ohne Wissen des Spenders einer Unicef-Städtepartnerschaft in Heilbronn „zugeordnet“ wurde, bei der ein Berater rund 30000 Euro Provision bekam – Unicef in weiteren Erklärungsnöten.

25. Das Interview „Von einer Provision wurde nie gesprochen“

Herr Rohrer, Sie waren 2005 Chef von Lidl-Deutschland. Bitte beschreiben Sie noch einmal genau, wie Sie Herrn Garlichs die Spende von 500 000 Euro angeboten haben. War der Berater Viktor L. daran beteiligt?

Ich kann mich an die Abläufe sehr gut erinnern und gebe hier meine persönliche Sichtweise wieder. Ich saß am Abend der ZDF-Spendengala Anfang Januar 2005 nur rein zufällig neben Herrn Dr. Garlichs, den ich bis dahin nicht kannte. Lidl hatte dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) bereits 500 000 Euro für Tsunami-Opfer gespendet. Kurz vor der Sendung hat sich die Firma Lidl und Kaufland kurzfristig entschlossen, die bisherige Spende von 500.000 Euro auf eine Million Euro zu verdoppeln. Im Verlauf der Live-Sendung kam ich mit Herrn Garlichs ins Gespräch, und er stellte sich als verantwortlicher Geschäftsführer der Unicef Deutschland vor. Ich sprach ihn spontan darauf an, ob er auch eine Spende von einer halben Million Euro haben wolle. Er fragte mich, ob ich dies ernst meinte. Ich bejahte dies, und wir besiegelten das Spendengeschäft mit Handschlag und tauschten die Visitenkarten aus. Nach der Sendung hatte ich den Präsidenten des DRK, Herrn Dr. Seiters, informiert, dass die andere halbe Million an Unicef gehen wird. Ein Berater war bei diesen Gesprächen zu keinem Zeitpunkt anwesend oder mir gar bekannt. Es wurde mir auch kein Berater vorgestellt.


Wann ungefähr wurde das Geld überwiesen? Ging es auf ein Konto in Heilbronn?
Die Abstimmung darüber, auf welches Bankkonto das Geld fließen sollte, erfolgte direkt zwischen Unicef Köln und der Finanzabteilung der Schwarz-Beteiligungs-GmbH. Auch daran war kein Berater beteiligt. Rund 14 Tage später wurde das Geld auf ein Unicef-Konto in Köln überwiesen.


Haben Sie mit Herrn Garlichs vereinbart, dass das Geld dem Heilbronn-Projekt zugeordnet werden sollte?
Das Geld sollte langfristigen Hilfsprojekten für die Tsunami-Opfer zugeordnet werden. Ein Heilbronn-Projekt wurde nie erwähnt, zumal das Unternehmen in Neckarsulm liegt.


Hat Unicef Ihnen mitgeteilt, dass das Geld dem Heilbronn-Projekt zugeordnet wurde? Falls nein, wie haben Sie davon erfahren?
Erstmalig wurden wir im Herbst 2006 darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Spende dem Projekt Heilbronn zugeordnet wurde. Im Oktober 2006 wurde anlässlich eines Empfangs eine Urkunde von Unicef an Herrn Lohmiller (Vorstand a. D. Kaufland) überreicht.


Wussten Sie, dass von Ihrer Spende rund 30 000 Euro Provision an den Berater abgehen?
Nein, es wurde von einer Provision nie gesprochen.

Hätten Sie gespendet, wenn Sie das gewusst hätten?
Hilfsorganisationen benötigen für die eigene Verwaltung einen Teil der Spenden zur Kostendeckung. Dies ist auch sinnvoll, um die Spenden ordnungsgemäß zu verwalten. Hätten wir im Vorfeld jedoch gewusst, dass zusätzlich 30 000 Euro an Provisionen von Unicef bezahlt werden müssen, hätten wir sicherlich eine andere Hilfsorganisation ausgewählt.

Ab welchem Zeitpunkt im Jahr 2005 bekam der Berater Provision und warum auch von Ihrer Spende? Was sagte Ihnen Unicef dazu?
Der "Public Relations"-Leiter von Unicef Deutschland, Dieter Pool, hat mir am vergangenen Freitag gesagt, dass Unicef mit dem Berater vereinbart hatte, dass das Heilbronn-Projekt erst ab Mai 2005 beginnen sollte. Der Tsunami Ende 2004 und die daraus resultierende hohe Spendenbereitschaft kamen für das Unicef-Projekt aber "zu früh", sagte der Sprecher. Wie es nun aussieht, wurde unsere Spende nachträglich dem Projekt zugeordnet, denn zum Zeitpunkt der Überweisung im Januar 2005 hatte das Projekt laut Unicef ja noch gar nicht begonnen.

 

Fühlen Sie sich getäuscht?

Bei einer solchen hohen Einzelspende hätten wir mehr Offenheit erwartet. Da die Spende ohne den Berater erfolgte, wäre aus unserer Sicht auch eine Provisionszahlung nicht notwendig gewesen. Wenn wir gewusst hätten, dass ein Berater davon etwa 30 000 Euro Provision bekommt, hätten wir nicht gespendet. Garlichs hat uns getäuscht, indem er das verheimlicht hat.

26. KPMG beschwert sich

Die FR erhält von unbekannter Seite ein Schreiben der KPMG –Wirtschaftsprüfer, die Unicef mit einer Untersuchung beauftragt hatte. Anders als Unicef selbst es öffentlich darstellt, werten die Prüfer in diesem Schreiben ihren Untersuchungs-Bericht nicht als totale Entlastung an, sondern auch als Mängelbericht: Die Beschwerde: Am 14. Januar beschwert sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bei Unicef über die verzerrende Interpretation des Prüfberichts auf der Unicef-Website:

(...) Mit großem Erstaunen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Sie diese Presseerklärung ohne unsere vereinbarte Freigabe abzuwarten bereits online geschaltet haben und diese bereits über die Agenturen verbreitet wird. Die Freigabe war sowohl mit dem Vorstand sowie Ihnen als verantwortlichem Geschäftsleitungsmitglied heute Nachmittag festgelegt worden. Wir sind mit diesem Vorgehen nicht einverstanden. Ich muss Sie daher bitten, die Erklärung sofort aus dem Netz zu nehmen und erst dann zu verbreiten, wenn eine abgestimmte Fassung vorliegt. Diese hier vorgelegte Fassung geben wir nicht frei. Wie ich bereits gegen 21.30 Uhr in einem gemeinsamen Telefonat mit Ihnen besprochen habe, ist in der Ihnen schriftlich vorliegenden Zusammenfassung unserer Sonderuntersuchung sehr klar von "Verstößen" die Rede. Diese Darstellung steht in deutlichem Widerspruch zur Aussage in dem übersandten Entwurf der Presseerklärung. "Sie kommt zu einem eindeutigen Fazit: Die gemachten Vorwürfe sind falsch. Es gab keine Verschwendung von Geldern, keine Unregelmäßigkeiten oder gar Satzungs- oder Gesetzesverstöße." Die in unserer Zusammenfassung aufgeführten Verstöße sind Unregelmäßigkeiten und somit sind die Vorwürfe hinsichtlich dieser Verstöße jedenfalls insoweit nicht falsch. Somit besteht ein Widerspruch zwischen unseren Feststellungen und der Unicef Presseerklärung. Wir bitten Sie dringend, diesen Hinweis zu beachten und uns eine überarbeitete Fassung der Presseerklärung zukommen zu lassen. Dieter John, KPMG

27. Konsequenzen im Vorstand

Die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis tritt am 2. Februar zurück. Im Unicef-Vorstand hatte sie nicht die nötige Unterstützung für eine Aufklärung der Vorwürfe gesehen. Die FR berichtet weiter über Tricks bei der Angabe der Verwaltungskosten von Unicef, die angeblich unter 10 Prozent liegen sollen („Spendengeld und Zahlendreherei“), real aber bei um die 30 Prozent lagen

28. Die Ereignisse überschlagen sich

Thieme und Schindler berichten über die Ereignisse wieder gemeinsam aus Berlin und Frankfurt. Am 5.2.2008 fordert das Unicef-Komitee eine außergewöhnliche Mitgliederversammlung, am 6.2.2008 verlangt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine rasche Aufklärung des Skandals. Am 7.2.2008 beschuldigt der Unicef-Vorstand, Heide Simonis, sie sei schuld an der Vertrauenskrise. Am 8.2.2008 berichtet die FR, dass viele Großspender sich von Unicef abwenden. Am 9.2.2008 tritt Unicef-Geschäftsführer Garlichs zurück. Am 21.2.2008 entzieht das DZI dem Kinderhilfswerk Unicef das Spendensiegel – Tiefpunkt des Krisenmanagements des Hilfswerks. Begründung: Unicef habe seit 2005 gegenüber den Prüfern des Instituts "wahrheitswidrig behauptet, keine Provisionen für die Vermittlung von Spenden zu bezahlen". Damit habe die Organisation nicht nur „gegen die in den Spendensiegel-Leitlinien verankerte Darlegungspflicht verstoßen“, sondern auch „zur Verschleierung der tatsächlichen Sachverhalte“ beigetragen. Vor allem „mit einer Provisionszahlung von 30 000 Euro ohne nachvollziehbare Gegenleistung“, die von der FR publik gemacht worden war, habe Unicef „gegen den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit verstoßen“, so die harsche Kritik des Instituts. Das Kinderhilfswerk habe nicht belegen können, „dass zwischen dieser Vergütung und dem Zustandekommen der Spende ein sachlicher Zusammenhang besteht“.

29. Die Spendenbranche reformiert sich

Bundestagspolitiker diskutieren neue Regeln für die Hilfsbranche, der Spendenrat und der Verband der Entwicklungspolitik Venro verabschieden neue Transparenz-Richtlinien für rund 100 Organisationen. Das DZI kündigt eine Verschärfung seiner Prüfungskriterien an. Der
Fundraising-Verband stellt neue Ethik-Richtlinien auf.

30. Neubeginn bei Unicef

Am 4.4.2008 tritt der alte Unicef-Vorstand geschlossen zurück. Am 10.4.2008 wählt Unicef einen neuen Vorstand. Jürgen Heraeus wird neuer Unicef-Vorsitzender, Wolfgang Riotte neuer komissarischer Geschäftsführer, später die Managerin Regine Stachelhaus als neue Geschäftsführerin gefunden. Die neue Unicef-Führung kündigt eine Transparenz-Offensive an und verspricht Verzicht auf Beraterprovisionen. Am 25.6.2008: legt Unicef zum ersten Mal einen transparenten Geschäftsbericht mit Bilanzrechnung und detaillierten Informationen über die Struktur der Spendenorganisation vor.

31. Merkwürdige Erbschaft

Vom 9.7. – 13.8. 2008 berichtet die FR in einer aufwändig recherchierten Artikelserie über Unicefs merkwürdige Rolle im Streit um die kostbare Kunstsammlung Rau, für den das Kinderhilfswerk bislang 1,7 Millionen Euro ausgegeben hat („Unicefs Wille geschehe“). Mit der Sammlung, die rund 600 Millionen Euro wert sein soll, erhielt Unicef 2008 den größten Wert, den eine deutsche Hilfsorganisation jemals verbuchen konnte.

32. Ermittlungs-Akte geschlossen

Ende Oktober 2008 stellt die Staatsanwaltschaft Köln nach elf Monaten die Ermittlungen gegen Dietrich Garlichs wegen des Verdachts der Untreue „mangels hinreichenden Tatverdachts“ ein.

33. Konsequenzen aus dem Skandal

Unicef ändert die von der FR aufgedeckte Ämterverquickung und trennt die Geschäftsführung klarer vom Aufsichtsgremium. Auch die Unicef-Stiftung erhält eine neue Satzung, welche mehr Kontrolle möglich macht. Zudem legt Unicef 2008 erstmals einen transparenteren Geschäftsbericht vor. Vor dem Skandal hielt Unicef zwei Seiten im Geschäftsbericht für ausreichend, um den Verbleib von rund 100 Millionen Euro Spendengeld zu erklären - nun berichtet das Kinderhilfswerk detailliert über seine Projekte. Erstmals sind in dem 60-Seiten starken Bericht eine ordentliche Bilanzrechnung sowie ausführliche Informationen über die Struktur der großen Spendenorganisation enthalten. Nachdem die FR überhöhte Honorare für externe Berater öffentlich gemacht hatte, wird es künftig bei Unicef keine Provisionen mehr geben, versprach der Vorstandsvorsitzende Heraeus. Für die ehrenamtlichen Unicef-Mitarbeiter soll die Organisation transparenter werden. Das wegen falscher Angaben und wegen Verstößen aberkannte Spendensiegel will Unicef im Jahr 2010 zurück erhalten. Neue Unicef-Geschäftsführerin ist seit Ende 2008 die frühere Hewlett Packard-Managerin Regine Stachelhaus.