Er tritt Anfang August eine neue Stelle an: im Callcenter „Lübecker Hanseservice“. Seine Aufgabe: Verträge für Glücksspielbeteiligungen im Auftrag von „Europachance“ und „Eurochance“ zu verkaufen, also Leute anrufen und sie zum Mitmachen animieren. Tiegels Chef übergibt ihm dazu eine umfangreiche Datensammlung von Tausenden von Personen mit
- Telefonnummer
- Adresse
- Geburtsdatum
- Bankverbindung und Kontonummer.
„Sie haben doch mal bei der Süddeutschen Klassenlotterie gespielt? Jetzt haben wir ein neues Angebot für Sie!“ So soll TIEGEL seine Anrufe beginnen.
Die Daten sind allesamt aktuell. Das merkt TIEGEL schnell und sieht auch sofort die Probleme: Zum einen müssen die Daten auf illegalem Wege zu seinem Arbeitgeber gelangt sein – die Weitergabe und erst recht ein Verkauf sind verboten. Zum zweiten: Mit solchen Informationen, insbesondere mit den Bankverbindungsdaten, lassen sich ganz einfach „vertraglich vereinbarte Zahlungen“ von den Konten abbuchen, wenn ein Telefongespräch mit einem angeblichen „Neukunden“ nachweislich zustande gekommen ist. Auch wenn der „Neukunde“ abgelehnt hat. In der Branche heißt das „Kaltaquise am Telefon“.