Andrea RÖPKE

 

Andrea RÖPKE ist studierte Journalistin und Politologin. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher (s. u.). Sie arbeitet auch als aktive Fernsehjournalistin: für Spiegel TV, panorama und Kontraste. Aufgrund ihrer Recherchetätigkeiten wurde Andrea RÖPKE bereits mehrere Male von Neo-Nazis angeriffen.

2007 wurde ihr vom netzwerk-recherche der “Leuchtturm – Preis für besondere publizistische Leistungen“ zuerkannt. 2006 war sie vom Medium Magazin zur „Reporterin des Jahres“ gewählt worden.

Für ansTageslicht.de beantwortet sie uns Fragen zu ihrer Arbeit und zu ihrer Person:


ansTageslicht.de: Wie sind Sie in den Beruf der Journalistin hinein gekommen?

Ich habe bereits während meines Studiums angefangen mich mit den Täterkarrieren von NS-Verbrechern nach 1945 zu beschäftigen und bin dabei auf  Altnazi-Organisationen gestossen, die  noch fleißig aktiv waren. Wir sind dann getarnt in diese Szene eingestiegen. Aus diesen jahrelangen Recherchen sind später Fernsehbeiträge, Magazingeschichten und ein Buch entstanden. Ich hatte tolle Kollegen, von denen ich sehr viel lernen konnte und die sehr viel Geduld mit mir hatten.


ansTageslicht.de: Was ist Ihre Motivation, sich schon über so lange Zeit und so intensiv mit dem Thema Rechtsextremismus auseinander zu setzen?

Neonazis sind ein Gesellschaftsproblem. Und wir, die Gesellschaft und die Medien, verdrängen es streckenweise all zu gerne. Aber meiner Ansicht nach können wir nur durch langfristige investigative Recherche etwas dagegen erreichen und sinnvoll aufklären. Ähnlich wie bei Doping, Armut, Organisierter Kriminalität oder Umweltkatastrophen müssen auch wir uns wirklich sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, um zum Kern vorzudringen.


ansTageslicht.de Was motiviert Sie-  trotz der Angriffe - am Thema dran zu bleiben?

Es gibt noch so viele offene Fragen, die möchte ich beantwortet haben! Wir wissen viel zu wenig. Da gibt man nicht so schnell auf. Kritischer Journalismus kann immer auch gefährlich sein, auch in anderen Bereichen. Wenn wir jetzt schon Angst haben - was haben dann kritische Kollegen in der NS-Zeit erst durchzustehen gehabt! Daran denke ich mit Ehrfurcht.


ansTageslicht.de: Können Sie uns ein Beispiel nennen, was genau Sie an Themen machen?

Ein sehr wichtiges Thema haben wir Ende Mai 2007 für panorama behandelt: die neonazistische Kindererziehung der Heimattreuen Deutschen Jugend. Auch bei Cosmo-TV vom WDR haben wir immer wieder über das Thema berichtet. Ansonsten habe ich gemeinsam mit Kollegen Bücher, DVDs und Broschüren zum Thema veröffentlicht.


ansTageslicht.de: Haben Sie nach den Angriffen jemals überlegt, ein Pseudonym anzunehmen?

Die Öffentlichkeit kann auch Schutz sein. Für ein Pseudonym ist es zu spät. Ob man unter Pseudonym arbeitet oder nicht, dafür sollte man sich ganz am Anfang seiner Berufslaufbahn entscheiden.


ansTageslicht.de: Haben Sie das Gefühl, dass von öffentlicher Seite genug gegen die Neo-Nazi Bewegung getan wird?

Nein! Es gibt zu viele kurzfristige Aufschreie, mediales Interesse welches in Hypes mündet und danach schnell wieder verebbt.  Behörden stellen viel Geld für kurzfristige Projekte zur Verfügung, um die jetzt konkurriert wird.  Bewährte langfristige Arbeiten werden dagegen nicht weiter gefördert, Experten entlassen. Teilweise ist es eine Katastrophe. Zu viel Staat und Bürokratismus, zu wenig zivilgesellschaftliche Projekte.

Dann Argumente wie "wir wollen den Neonazis kein Podium" bieten, "wir ignorieren sie lieber" sind an der Tagesordnung, das ist eine gefährliche Haltung. Die Neoanzis sind bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen!! Bei der Bundestagswahl 2005 haben rund 750.000 Wähler für die NPD gestimmt, das dürfen wir nicht vergessen.

Rassismus, Antisemitismus, Kriegssucht, Gewalt, elitäres Denken oder Ausgrenzung sind ein gesellschaftliches Problem, es sollte 365 Tage im Jahr interessieren.


ansTageslicht.de: Was würden Sie empfehlen, was getan werden müsste?

Geld muß langfristig zur Verfügung gestellt werden! Viel zu viel Zeit geht für Antragsstellereien, Konzeptformulierungen und solche Dinge drauf, anstatt in die eigentliche Prävention zu fließen.

Auch im Journalismus werden unsere langfristigen Recherchen kaum noch finanziert. Immer mehr Kollegen  können es sich nicht mehr leisten und wechseln zu unkomplizierteren Themen, von denen sie dann aber auch leben können…Wir können uns unsere intensive Arbeit nur leisten, weil wir nebenher Vorträge und Weiterbildungen machen.


ansTageslicht.de: Was braucht es Ihrer Meinung nach, um noch bessere Aufklärungsarbeit leisten zu können?

Rein gesellschaftlich: mehr Spaß, mehr Mut, mehr Kreativität ! Wir sind dominant, nicht die Neonazis. Denen müssen allein schon aus humanitären Gründen klare Grenzen aufgezeigt werden : bis hierhin und nicht weiter!!

Aus journalistischer Sicht: Zeit für unabhängige Recherchen.


ansTageslicht.de; Was würden Sie sich für Ihre persönliche Arbeit wünschen?

Mehr Erkenntnisse, es gibt einfach noch viel zu viele Fragezeichen!! Ich würde mir einen höflicheren Umgang der Behörden mit unserer Arbeit wünschen - oft werden wir als die Eindringlinge betrachtet und nicht die Neonazis. Bessere Aufklärung z.B. bei der Polizei wäre sinnvoll. Gute, kreative Zusammenarbeit mit Kollegen bundesweit ist wichtig. Unsere Arbeit soll ja auch Spaß machen, ansonsten hält man die Auseinandersetzung mit so einem Thema nicht lange aus. 

 

Andrea RÖPKE ist Autorin mehrerer Bücher und veröffentlichte außerdem mehrere DVD´s. Hierzu zählen u. a. Titel wie

- Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. Berlin 2008: Chr. Links Verlag

- Ferien im Führerbunker - Die neonazistische Kindererziehung der "Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ)", herausgegeben von der Arbeitsstelle für Rechtsextremismus und Gewalt" der „Bildungsvereinigung ARBEIT und LEBEN Niedersachsen Ost GmbH“ in Braunschweig

- Neonazistinnen - Frauen in der Rechten Szene, 2006/2007. Produziert von der „Bildungsvereinigung ARBEIT und LEBEN Niedersachsen Ost GmbH“ in Braunschweig erhältlich in dem Online Shop der Arbeitsstelle gegen Rechtsextremismus und Gewalt

 

Diese und andere Artikel sind sowohl bei Amazon als auch in dem Online Shop  der Arbeitsstelle gegen Rechtsextremismus und Gewalt erhältlich.

 

(DJ)

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