Das Portrait: Gregor HASCHNIK (Frankfurter Rundschau) – der Journalist, der nicht aufhört, zu fragen

Ohne Journalismus würden Skandale nicht aufgedeckt, Missstände nicht beseitigt, findet Gregor HASCHNIK, dessen Berichterstattung über den Hanauer Sektenmord in der Frankfurter Rundschau mit dem Wächterpreis 2021 ausgezeichnet wurde. Dabei wollte er sich in seinem Beruf eigentlich auch immer mit den „schönen“ Dingen beschäftigen.

Gregor HASCHNIK kommt schon früh zum Journalismus. Er liest bereits in der Grundschule Zeitung und entwickelt wenig später auch sein Interesse fürs Schreiben. Nach dem Abitur im Jahr 2002 prägt besonders ein Praktikum beim Maintal Tagesanzeiger seine Faszination für den Journalismus. Jetzt will er mehr wissen: Es zieht ihn an die Universität Hamburg, wo er Journalistik, Kommunikationswissenschaften und Romanistik studiert: „Neben der praktischen Ausbildung interessierte mich die Reflexion über Journalismus und Medien, in Romanistik wollte ich Nützliches und Schönes lernen“, sagt HASCHNIK über diese Zeit. Er schriebt viel, sogar Bücher, wird Mitautor von „Skandal! Die Macht öffentlicher Empörung“, das 2008 an der Universität Hamburg entsteht. Darin geht es unter anderem darum, welche Ereignisse öffentliche Empörung auslösen und ob sich mediale Skandale absichtlich produzieren und kontrollieren lassen.

Während des Studiums arbeitet HASCHNIK als freier Mitarbeiter, seine Texte werden unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, dem Tagesspiegel und der Financial Times Deutschland veröffentlicht - er fasst schnell im Journalismus Fuß: Gregor HASCHNIK berichtet aus dem Pariser Korrespondentenbüro von Burda, leistet ein Volontariat bei der Saarbrücker Zeitung und arbeitet später dort als Redakteur. Seit September 2012 ist er bei der Frankfurter Rundschau im Ressort Frankfurt/Rhein-Main tätig - erst als Redakteur in der Lokalredaktion Hanau/Main-Kizing, die er 2015 bis 2016 auch leitet. Seit Herbst 2016 arbeitet er als Reporter für die FR.

2011 wird HASCHNIK von einer Jury des Medium Magazins unter die „Top 30 bis 30“ gewählt und erhält den Lokaljournalistenpreis in der Kategorie Integration für eine Serie, die Sprachbarrieren zwischen Deutschen und Einwanderern thematisiert. In anderen Texten schreibt er über die psychologischen Folgen von Migration und die unsichere Finanzierung von Hilfsangeboten. Zusätzlich zum Wächterpreis der deutschen Tagespresse gewinnt HASCHNIK 2020 auch einen Otto-Brenner-Preis für die Recherche über die Hanauer Sekte.

„Mit der Geschichte über den Sektenmord wollte ich einen Beitrag zur Aufklärung umfangreicher Missstände in einem System leisten, welches lange Zeit geschlossen war. Im Laufe der Zeit motivierte mich die Tatsache, dass sich etwas bewegte: Weitere Informanten waren bereit mit mir zu sprechen, ich kam an weitere Belege und erfuhr immer mehr“, sagt HASCHNIK.

Eine weitere wichtige Geschichte, die ebenfalls aus seiner Feder stammt, ist ein Portrait über Armin KURTOVIC, der seinen Sohn Hamza durch den Terroranschlag von Hanau verlor. Seither versucht HASCHNIK auch, Versäumnisse und offene Fragen im Zusammenhang mit dem Anschlag aufzuklären. Ebenfalls Beachtung fanden seine Berichte über die Machenschaften der regionalen Mafia, die intransparente Vergabe von Stellen in einer kommunalen Firma und die Geschichte eines älteren Ehepaars, dem nach fast 30 Jahren in Deutschland die Abschiebung in den Kosovo drohte.

Journalismus sei bedeutsam, weil ohne die Recherche von Journalisten viele Skandale gar nicht oder erst später aufgedeckt worden wären und keine Änderungen stattgefunden hätten, findet Gregor HASCHNIK. Als aktuelles Beispiel dafür nennt er die Berichterstattung über die „Masken-Affäre“ in der CDU/CSU. Dabei ging es um die mutmaßliche Vorteilsnahme an Atemschutzmasken im Zuge der Corona-Pandemie von mehreren Politikern. (VJ)

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