Barbara SCHÖNHERR
Barbara SCHÖNHERR wurde 1966 in Fulda geboren. Nach dem Abitur (1985) studierte sie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt/Main Kunstgeschichte mit den Nebenfächern Archäologie, Film-, Theater- und Fernsehwissenschaften, wobei sie schon nach zwei Semestern von der Archäologie in die Kunstpädagogik wechselte. Ihr wissenschaftlicher Ehrgeiz hielt sich jedoch in Grenzen, Kultur als pädagogisches Mittel schien ihr erstrebenswerter. Sie brach ab und machte anschließend ihr Diplom als Sozialpädagogin im Bereich "Bildungs-, Gemeinwesen- und Kulturarbeit", mit einer Diplomarbeit über "Geschlechterrollen und Geschlechterimaginationen".
Während des Studiums begann sie für die Fuldaer Zeitung zu schreiben und ich machte ein Praktikum beim Radio. Seit 2005 lebt sie Berlin, arbeitet als freie Fernsehautorin für private und öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender. Im August 2011 schrieb Frau Schönherr ihren ersten Artikel für den "Tagesspiegel" – und bekam gleich den Wächterpreis dafür.
Frage: Wie sind Sie zum Journalismus gekommen?
Zum Journalismus gekommen bin ich durch das überschaubare Fulda. Wenn man hier in der Zeitung steht oder sogar dafür schreibt, dann ist man wer. Und geschrieben habe ich schon immer gerne. Dann war da noch Hit Radio FFH, der hipste Sender weit und breit, da wollte man natürlich auch hin. So richtig überzeugt hat mich aber erst das Fernsehen. Und als das kam, war ich in meiner sozialpädagogischen Karriere schon an einem Punkt, an dem etwas anderes kommen musste.
Der Sinn für diese Arbeit war mir verloren gegangen. Das ist für mich ganz allgemein ein sehr trauriges Thema. Deshalb denke ich darüber nach und deshalb schreibe ich darüber. Der Journalismus ist für mich eine Art Befreiung von meinem anderen Beruf geworden. Denn hier kann ich die Dinge aussprechen, die ich in der Sozialarbeit nicht aussprechen darf. Zum Beispiel, dass der Therapiewahn zu der Form von Hilfsindustrie geführt hat, die schon fast zynisch sagt: "Jetzt therapieren wir mal die sozial Schwachen, die sind doch selbst Schuld an ihrem Elend."
Ziel des Sehens ist es, die Wahrheit zu erkennen. Und Ziel des Journalismus ist für mich, die Wahrheit, die ich erkenne, zu beschreiben. Das versuche ich natürlich auch in meinen Filmen. Ich lerne immer etwas aus meinen Filmen und das versuche ich dann zu transportieren. Die Dinge klar und verständlich zu machen, betrachte ich auch als eine Pflicht des Journalisten. Und sehr gerne tue ich das in Sachen „Autoritätsdenken“. Denn so hat meine Geschichte für den Tagespiegel angefangen. Ich rannte gegen Autoritätswände. Und durch das Aufklären der Tatsachen konnte ich sie offenlegen und überwinden.
Kontakt: schoenherrtv[at]aol.com