Menschen hinter der Geschichte

 

„Das Schöne ist: für eine Millisekunde fasst man die Welt an!“ (Zitat John GOETZ)

John GOETZ, geboren 1962 in New York, lebt und arbeitet seit 1985 in Berlin. Fernsehbeiträge wie „Taxi nur für Deutsche“ oder „Auf der Suche nach Neonazis - ein mobiles Einsatzkommando in Rostock“ sind Beiträge, die für einiges Aufsehen nicht nur in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit gesorgt haben. Seine investigativen Arbeiten werden in der Sunday Times, der Los Angeles Times und der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Zu sehen sind seine Beiträge in 60 MinutesChannel 4 News und den CBS Evening News.

Anfang der 90er Jahre drehen sich seine Arbeiten oftmals um die neue politische Situation in den ehemaligen Ostblockstaaten. Seine Arbeiten sind politisch. Aufgrund der Vermutung, dass sich nach dem Zerfall des „real existierenden Sozialismus“ die Reaktionäre und Faschistenfreunde wieder rehabilitieren und politische Macht erlangen würden, entsteht 1993 ein Beitrag für panorama, in dem sich lettische ehemalige Anhänger der deutschen SS vor laufender Kamera für die Rentenzahlung aus Deutschland bedanken. Der Beitrag ist der Auftakt für weitere Berichte, die sich mit der ungleichen Behandlung von Tätern und Opfern aus der Zeit des Dritten Reiches im heutigen Deutschland befassen.

„Taxis nur für Deutsche“ wurde 1999 der in Sendung "klartext" des Ostdeutschen Rundfunks (ORB), heute Radio Berlin-Brandenburg (RBB) ausgestrahlt. Hier wird die Grenzregion zwischen Polen, Tschechien und Deutschland bei Zittau beschrieben. Die Recherchen von John GOETZ gehen der Frage nach, ob Nichtdeutsche überall in Deutschland ein Taxi nehmen können. Immer wieder gab es Hinweise, dass Taxifahrer vom Bundesgrenzschutz dazu angehalten wurden, Menschen mit dunkler Hautfarbe nach Ausweispapieren zu fragen, da sie ansonsten unter Verdacht stünden, „Ausländer illegal einzuschleusen“.

Ein dunkelhäutiger Journalist und Kollege von John GOETZ macht die Probe aufs Exempel, er endet beim Bundesgrenzschutz zur „Feststellung der Personalien“.

Der Beitrag formuliert eine klare These: in Zittau gibt es den Unterschied zwischen Deutsch und Nichtdeutsch - die Taxen stehen nur ersteren zu Verfügung.

Es ist Journalismus, der polarisiert. „In der Tradition der Aufklärung zuspitzen und vereinfachen“. So hört man es von John GOETZ, stellt man die Frage nach seiner Arbeitsweise.

„Ohne die These des Wiedererstarkens des Faschismus im Osten in einer Zeit, in der alle über Reisefreiheit und das Ende eines totalitären Systems sprachen, hätte es diesen Beitrag nicht gegeben“ stellt er fest. Gemeint ist der Beitrag von 1993, „Deutsche Steuergelder für lettische SS Veteranen“, der den Start einer Berichtsreihe markiert. John GOETZ zählt zu den Journalisten, die Anfang der 90er Jahre in die ehemaligen Ostblock Staaten fahren und Veränderungen seit der Wende 1989 näher unter die Lupe nehmen, die Neufindung verschiedener Gesellschaften dokumentieren. Aus einer Filmdokumentation, die vor Ort gedreht werden soll, entsteht ein Beitrag, der tiefe Spuren in der bundesdeutschen Öffentlichkeit hinterlassen wird, und schließlich die Gesetzesänderung von 1997 zu Folge hat.

„Möge Gott uns vor den John GOETZens dieser Welt beschützen“ ist ein Ausspruch eines SS-Veteranen. John GOETZ sieht dies als Kompliment: Journalismus, der sich nicht beliebt macht, sondern eigenen Vorstellungen folgt.

Als Buchautor arbeitet er nach demselben Credo. Zusammen mit Conny NEUMANN und Oliver SCHRÖM macht er sich im Jahre 2000 einen Namen. In „Allein gegen KOHL, KIEP und Co. Die Geschichte einer unerwünschten Ermittlung“, erschienen im Chr. Links Verlag, wird die Entstehungsgeschichte jener Affäre rekonstruiert, die unter den Namen „CDU-Parteispendenaffäre“ und „CDU-Schwarzgeldkonten“ einer der größten Skandale der Ära KOHL repräsentiert.

Seine letzten großen Geschichten im Jahr 2006 beziehen sich auf 2 Themenfelder:


Einige Zeit später wechselt John GOETZ zum Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Jetzt setzt er seine Recherchen über die Verwicklung der Deutschen im Irak-Krieg fort. 2010 recherchiert er – zusammen mit zehn weiteren Kollegen – über den Luftangriff der Bundeswehr bei Kunduz in Afghanistan: Ein deutsches Verbrechen. Ein Jahr später werden die SPIEGEL-Redakteure dafür mit einem "Henri-Nannen-Preis" ausgezeichnet: für die "besonders verständliche Berichterstattung".

Wenig später macht John GOETZ, was sehr selten ist: Er verlässt den SPIEGEL. Er geht zum NDR, arbeitet im ARD-Hauptstadt-Studio: "Ich hatte eine tolle Zeit beim Spiegel - aber ab und zu muss man wieder etwas Neues angehen.".

2012 erscheint ein Buch, das er zusamen mit Christian FUCHS geschrieben hat und sich mit dem Thema "NSU-Morde" auseinandersetzt: "Die Zelle. Rechter Terror in Deutschland".


Volker STEINHOFF ist Jahrgang 1963 und stammt aus Hannover. 1988 brachten Radiosender, für die er als freier Autor arbeitete, erstmals Berichte von ihm aus Göttingen und dem südlichen Niedersachsen. Daraufhin erhielt er 1991 die Möglichkeit zu einem Volontariat beim NDR. Bereits ein Jahr später landete er als Redakteur bei panorama.

Bei panorama beschäftigt er sich vor allem mit Beiträgen über alte und neue Nazis, recherchiert aber auch regelmäßig über andere Themen und im Ausland. Nachdem rechtsgesinnte Parteien im Verlauf der neunziger Jahre immer mal wieder den Einzug in Landesparlamente feiern konnten, stellte sich die Frage ganz besonders, wie man damit journalistisch umgehen solle.

Im NDR führte dies dazu, dass sich eine lose Gruppe von Redakteuren bildete, die sich speziell mit diesem Thema auseinandersetze. Das Ziel dieses Teams, dem neben STEINHOFF auch andere Redakteure vom Hörfunk oder den Landesfunkhäusern angehören: die Kompetenzen im Wissen über das Personal und die Strukturen der rechten Szene zu bündeln und aktuell zu halten.

Im Verlauf der Jahre wurde Volker STEINHOFF auch verschiedentlich ausgezeichnet:

  • für das Feature „Die braune Wahlschlacht“ gewann er 1999 den Medienpreises „Sophie“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Heinrich-Böll-Stiftung und des DGB
  • für den Dokumentarfilm „Die Todespiloten“ wurde ihm - zusammen mit mehreren Kollegen - im Frühjahr 2002 ein Grimme-Preis zugesprochen