Er dürfte in Sachen Fume Events zu den best beschäftigsten Experten weltweit gehören: Wolfgang ROSENBERGER von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Regelmäßige Forschungsaufträge in dieser Angelegenheit füllen sein Arbeitsleben. Studien und Aufträge, die mit (sehr) viel Geld unterlegt sind, landen auf seinem Schreibtisch. Zu den Auftraggebern, die mit ihm zusammenarbeiten, zählen zum Beispiel die EASA, die oberste europäische Aufsichtsbehörde in Sachen Luftfahrtsicherheit. Oder Airbus, der große europäische Flugzeugbauer. Oder die Lufthansa - die große "deutsche" Airline. Und viele andere.
Auch bei der neuesten "Cabin-Air" Studie der EASA, die 2017 veröffentlicht wurde, steht sein Name unter den Autoren. Projektpartner: Lufthansa, Condor und British Airways.
Der Forschungsbericht der MHH, beispielsweise aus dem Jahr 2015, gibt nähere Auskunft über Wolfgang ROSENBERGER als unermüdlich forschenden Fachmann: regelmäßig als zuständig für die "Projektleitung" solcher Untersuchungen. Der anschließende Hinweis "Förderung: Wirtschaft" meint: im Auftrag der Wirtschaft. Konkret: finanziert durch die Luftfahrtindustrie.
Genau das wollte z.B. die BFU vermeiden, als sie im Jahr 2014 bei 663 gemeldeten Fume-Events in 142 Fällen auch gesundheitliche Beeinträchtigungen konstatieren musste: Sie forderte in ihrer Studie über gemeldete Ereignisse in Verbindung mit der Qualität der Kabinenluft in Verkehrsflugzeugen ein "unabhängiges Institut" zu beauftragen, um derlei Zusammenhänge "wissenschaftlich fundiert" (S. 90) zu untersuchen und "einen möglichen Zusammenhang zwischen aufgetretenen Langzeiterkrankungen und Auswirkungen von verunreinigter Kabinenluft in Verkehrsflugzeugen zu klären und zu bewerten" (S. 92). Der Auftrag landet bei jenem Experten, der eigentlich aufgrund seiner Auslastung gar keine freien Kapazitäten mehr haben kann: Wolfgang ROSENBERGER.
Die Journalistin Petra SORGE hatte sich bereits im August 2016 dieses Phänomens angenommen und in der Onlineausgabe der Zeitschrift Cicero ihre Recherchen zu diesem Fachmann veröffentlicht: Kabinenluftforscher ohne Studium - der Überflieger. Dort stellt sie eine Reihe von Merkwürdigkeiten fest. So hat der "Projektleiter", dessen Ergebnisse und Bewertungen von der Luftfahrt als unangreifbar kommuniziert werden, beispielsweise überhaupt keinen Hochschulabschluss. Wie die MHH auf diese peinlichen Vorhaltungen reagierte, ist dort genau beschrieben. Und auch wie es kam, dass der technische Laborleiter der MHH, Wolfgang ROSENBERGER, bei einer Fachtagung der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie 2015 zu Gefahrstoffen am Arbeitsplatz als "Diplom-Ingenieur" gelistet war. Oder wie ROSENBERGER im Referentenverzeichnis des Internationalen Symposiums für Luft- und Biomonitoring 2014 im französischen Marseille als "Lecturer" geführt wurde: