Rudolf BOSCH – ein engagierter Lehrer
Bildung ist einer der wichtigsten und nachhaltigsten Zukunftsressourcen. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Erst recht in einem Land ohne Gas und Öl, ohne Seltene Erden und dergleichen.
Im internationalen Vergleich - egal ob PISA-Test oder Akademikerquote - steht das Wohlstandsland Bundesrepublik Deutschland allerdings nicht besonders gut da - trotz hohem Bruttoinlandsprodukt (BIP), großer Exportquote oder schneller Konjunkturerholung. Im Vergleich zu diesen ökonomischen Faktoren steht Deutschland sogar besonders schlecht da. Bildung ist hierzulande 'Ländersache'.
Als das baden-württembergische Schulministerium im Jahre 2007 - mal wieder - eine so genannte Reform für die im sozialen Ranking an unterster Stelle stehenden Hauptschule, praktizieren wollte - von den Medien als neuerliches "Fitnessprogramm" bezeichnet - und allen Betroffenen Lehrern klar war, dass dies wiederum nur auf einen kleinen kosmetischen Umbau hinauslaufen würde, war Rektor Rudolf BOSCH mit seiner Geduld am Ende. Letzten Endes waren es fast 100 KollegInnen aus Oberschwaben, die den Offenen Brief zur aktuellen Schulentwicklungsdebatte an den in Stuttgart thronenden Kultusminister mit unterzeichneten.
Die Reaktion war typisch im Lande der "repräsentativen" Politikermentalität: Die Vorschläge - bzw. 'Belehrungen' - von unten stießen dem Kultusminister Helmut RAU, CDU, mehr als sauer auf. Stefan MAPPUS, seit 2009 Ministerpräsident von Baden-Württemberg und vorher CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag, forderte gar den Kopf des Schulrebells aus Ravensburg.
Lesen Sie die Reportage von Michael OHNEWALD über den oberschwäbischen Schulrebellen - wie er dazu kam und wie seine Vorstellungen aussehen:
als pdf im Original (aktives Bild anklicken) oder im Fließtext.
Nicht nur diese Reportage, sondern die ihr zugrunde liegenden Vorgänge fanden in der Öffentlichkeit ein großes Echo. So stark, dass es für den Schulrebellen aus Ravensburg ersteinmal als medialer Schutzschild wirkte - Rudolf BOSCH kann nach wie vor an seinem Platz arbeiten.
Anderen von den rund 100 Mitunterzeichnern hingegen war die Unterschrift nicht immer von Vorteil - so manchem wurden Beförderungen oder Berücksichtigung bei Bewerbungen - indirekt mit dem Hinweis auf das unbotmäßige Beamtenverhalten - versagt.
Schulrektor Rudolf BOSCH wurde Mitte 2009 in den Ravenbsurger Gemeinderat gewählt. Dort arbeitet er mit anderen Vertretern der Zivilgesellschaft an einem neuen Schulmodell. Anträge auf Zulassung hat das baden-württembergische Schulministerium bisher abgelehnt. Die Ravensburger setzten daher auf die Landtagswahl am 27. März 2011.
Die Wahl hat einen Regierungswechsel gebracht: GRÜN-ROT unter einem grünen Ministerpräsidenten Winfried KRETSCHMANN. Der erste seiner Art in Deutschland.
Ein halbes Jahr später wird Rudi BOSCH ins Kultusministerium berufen: als Leiter der neu geschaffenen Stabsstelle "Schulentwicklung", die für die Themenfelder Gemeinschaftsschule, Schulmodelle, Inklusion zuständig ist, und Bürgermeister, Gemeinderäte sowie Schulleiter berät. Dort kann BOSCH seine Ideen kommunizieren und verbreiten.
Ein Jahr drauf wird Rudolf BOSCH Präsident der Schulabteilung Südbaden im Regierungspräsidium Freiburg. Jetzt ist er wieder näher dran an der Umsetzung ganz unten.
Was aus den anderen 95 Lehrern und Lehrerinnen geworden ist, die 2007 den Offenen Brief an den damaligen schwarzen Kulturminister unterschrieben haben, der darüber nicht 'amused' war, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Wir hätten auch diese 'Schicksale' gerne weiter verfolgt.
Wenn Sie diese Geschichte direkt aufrufen oder verlinken wollen, können Sie das unter www.ansTageslicht.de/RudiBosch tun.
(JL)
Online am: 25.01.2016
Inhalt:
- Rudolf BOSCH – ein engagierter Lehrer
- Reportage „Der Rudi macht nicht mehr mit“
- Der Offene Brief von 96 Lehrern und Lehrerinnen an ihren höchsten Dienstherrn
Tags:
(Aus)Bildung | Kinder | Michael OHNEWALD | Reportage | Schule + Ausbildung | Stuttgarter Reportagen | Stuttgarter Zeitung
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Dies ist die Geschichte eines Whistleblowers