Nordbayerischer Kurier, 29.09.2001

von Udo MEIXNER

Auf der Suche nach den Hintergründen

Von ungläubigem Kopfschütteln bis zu einem milden Lächeln reichten bis dato die Reaktionen auf den „Zensur-Skandal" in Auerbach. Mittlerweile hat die Angelegenheit aber einen weiteren Aspekt hinzugewonnen.


Wie berichtet, müssen die Zehntklässler der Realschule Auerbach ohne die ersten 14 Seiten ihres Biologiebuches auskommen. Das komplette erste Kapitel wurde vor der Ausgabe fein säuberlich herausgetrennt. In ihm geht es um die Themen Sexualität und Fortpflanzung. Die Auerbacher Version des Buches beginnt nun gleich auf Seite 15 mit der Geburt.
Die Recherchen des KURIER nach den Hintergründen der Zensur haben mittlerweile einen neuen Aspekt ans Tageslicht befördert: So soll das Auerbacher Kloster - dem die Realschule angegliedert ist - in der Vergangenheit dem Engelwerk nicht gerade ablehnend gegenübergestanden haben. Ein Indiz dafür ist zumindest die Tatsache, dass Pater Heinrich Morscher in der Vergangenheit zahlreiche so genannte „Engelsexerzitien" im Kloster abgehalten hat. Das Engelwerk, von Sekten- und Weltanschauungsexperten als fundamentalistische christliche Gruppe mit strenger Hierarchie eingeschätzt, gliedert sich in zahlreiche Unterorganisationen auf. Kernstück ihrer Ideologien ist eine sehr rigide Sexualmoral und rigorose Sittenstrenge.