Die Berichte des Tölzer Kurier, 17.03.2017
Verwaltungsgemeinschaft will sich äußern
Gemeinderat Benediktbeuern diskutiert kontrovers über die umfangreiche Recherche unserer Zeitung
Benediktbeuern – Der Benediktbeurer Gemeinderat hat am Mittwoch erstmals öffentlich Stellung zur umfangreichen Kläranlage-Recherche unserer Zeitung genommen. Wie berichtet, geht es um Unregelmäßigkeiten beim Zugang zum Gelände und bei den Ausschreibungen zur Auftragsvergabe. Die Sitzung wurde von Dritter Bürgermeisterin Margarete Steffens (Liste CSU/Benediktbeurer Mitte) geleitet, weil sich Bürgermeister Hans Kiefersauer (CSU/BM) auf Reha befindet. Laut Steffens möchte Kiefersauer nach seiner Reha im April Stellung nehmen. „Die Tatsache, dass wir bislang noch keine Reaktion gezeigt haben, heißt nicht, dass wir die Angelegenheit abnicken und stillschweigend bejahen“, sagte Steffens. „Viele Sachen haben Klärungsbedarf.“
Laut Steffens kamen Landwirte zum Beispiel auf die Kläranlage, um Wasser für ihre Tiere zu holen. Die Ungereimtheiten zu recherchieren, „sei legitim“, so Steffens. „Die Frage ist aber, ob man so ein Riesenbohei machen muss.“ Viele Bürger hätten in den vergangenen Tagen Misstrauen gegenüber dem Rathaus zum Ausdruck gebracht. Die Gemeinderäte äußerten sich über den Artikel höchst unterschiedlich. Clemens Hammerl (CSU/BM) kritisierte die in seinen Augen „massiv verzerrte Darstellung“. „Hier wurde Benediktbeuern auf die Anklagebank gesetzt“, sagte er. Aber „Bichl und Sindelsdorf haben von den Vorgängen genauso gewusst“.
Anders äußerte sich Cölestin Allgäuer (Freie Bürgerliste Miteinander): „Eine freie Presse ist das Rückgrat der Demokratie.“ Auf der Kläranlage seien „Sachen schiefgelaufen, und das bedarf dringend einer Aufklärung.“ Manche Bürger, so Allgäuer, „regen sich sehr auf“. Die Verwaltungsgemeinschaft müsse die Sache aufklären und zeitnah die Bürger informieren. „Die Verwaltung sollte das nicht wegwischen.“ Außerdem, forderte Allgäuer, „muss auch künftig geschaut werden, dass so etwas nicht nochmal passiert“, sagte er in Bezug auf die Auftragsvergaben. „Es laufen die Anstrengungen einer Klärung“, erwiderte ihm Steffens. „Es ist aber so viel passiert, man wird nicht alles abklären können.“ Manches werde man nicht beweisen können.
Online am: 17.03.2017
Aktualisiert am: 24.05.2018
Inhalt:
- Wie sich Missstände abstellen lassen: Öffentlichkeit durch eine Tageszeitung. Eine kleine Chronologie
- Wie die "Schmutzige Geschichte" entstand: das Making-of des Tölzer Kurier
- Was nach dem Gutachten von 2018 ("Es passt nicht alles zusammen") geschieht
- Was eine "saubere Verwaltung", Effizienz, Qualitätssicherung und Whistleblowing miteinander zu tun haben
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