Bettina Malter
„Journalisten sind die vierte Gewalt im Staat. Sie haben die Aufgabe, zu berichten, hinter die Kulissen zu schauen, Missstände aufzudecken, unterschiedliche Perspektiven einer Sache zu beleuchten. Journalismus ist zentral für unsere Demokratie, zentral für die Meinungsbildung.“
An der Art, wie Bettina MALTER ihre Sätze formt, wie sie redet, ist es nicht schwer zu erkennen, dass die Journalistin ihren Job ernst nimmt. Dass sie politisches Interesse hat.
Der Blick auf ihren Lebenslauf ist beeindruckend. Master in Religion an der Humboldt Universität Berlin, Auslandssemester in Spanien, Bachelor in Publizistik und Journalismus sowieso. Und mitten während des Studiums eine Buchveröffentlichung. Kaum zu glauben, dass ihre Arbeit bislang noch nicht durch einen Preis geehrt wurde.
Vier Jahre nach ihrem Masterabschluss und gerade einmal zwei Jahre nach Berufseinstieg in die journalistische Welt, ist es dann soweit; auch diese Etappe hat sie geschafft. Bettina MALTER bekommt den dritten Wächterpreis des Jahres 2016. Für eine Story, die ein „massives Auseinanderklaffen von Gesetz und Arbeitswirklichkeit“ darstellt, gemeinsam mit drei anderen Redakteuren.
Ihre Geschichte über den Schwindel beim Mindestlohn zeigt schonungslos die Wahrheit über das Gesetz, das Menschen helfen sollte. Und genau das Gegenteil bewirkt. Selbst namhafte Firmen beuten ihre Mitarbeiter aus, um die Löhne gering zu halten. Beschäftigen Fremdunternehmen, um ihrer Geizhaftigkeit gerecht zu werden. MALTER trägt einen wesentlichen Teil dazu bei, den Skandal publikzumachen. „Der Mindestlohn war ein Versprechen für eine Mindestsicherung […] Es ist wichtig, dieses Versagen – das auch ein strukturelles ist – aufzudecken.“
Statt Mindestsicherung nun also höchstens Verunsicherung. Dass in diesem Zusammenhang große Namen, wie die der Deutschen Post AG und des Berliner Nobelhotels Adlon fallen, ist umso schockierender. Besonders stolz ist MALTER neben ihrer Mindestlohnaffären-Geschichte auch über den Post-Report (http://www.zeit.de/2014/18/post-dumpingloehne). Dort beschäftigt sie sich speziell mit der Deutschen Post, die Fremdfirmen damit beauftragt, Briefkästen zu leeren. Dadurch erhärtet sich der Verdacht, dass dies nicht das einzige schwarze Schaf in der Herde sein kann.
Getrieben durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Willen, Dinge ans Tageslicht zu bringen, deckt sie einen (weiteren) Missstand auf. „Ich habe schon immer gerne geschrieben und fand es spannend, Menschen Geschichten bzw. Aspekte nahe zu bringen, von denen sie noch nichts gehört haben. Die eine neue Perspektive bieten, zum Nachdenken anregen, im besten Fall Missstände aufdecken.“ Scheint, als würde ihr so ziemlich alles gelingen, was sie sich vornimmt.