Um die Wahrheit im Dieselskandal ans Licht zu bringen, suchte René Bender den Kontakt zu denen, die mittendrin steckten. Beschuldigte, Strafverfolger oder Anwälte – Benders Netzwerk zahlte sich für das Team stets aus.
René Bender ist seit Juni 2018 Redakteur im Investigativ-Team des Handelsblatts. In die Aufdeckungen rund um den Dieselskandal konnte er sein Wissen aus seinem Spezialgebiet, dem Wirtschaftsrecht besonders einfließen lassen, zudem seine Netzwerke und Verbindungen.
Dass eine gewaltige Recherche wie die zur Volkswagen Diesel-Affäre nicht alleine zu schaffen sei, stellt René Bender im Gespräch sofort klar: „Haufenweise Akten kamen an, dann hat jeder erstmal einen dicken Stapel bekommen. So haben wir uns das zunächst aufgeteilt.“
Jeder der neun Journalisten, im Team der „Diesel-Gate“- Recherchen, musste mehrere zehntausende Seiten Akten und Protokolle bearbeiten. Durch so viel Material müsse man sich erst durchwühlen, um eine Idee zu bekommen, wie eines zum anderen passt, erzählt Bender.
Zunächst gibt sich Bender im Gespräch über Auffälligkeiten und Unglaublichem während der Recherchen und Aufdeckungen zurückhaltend, wirft dann aber sichtlich amüsiert, einen Satz in die Runde: „Also die E-Mails haben den Vogel schon abgeschossen!“. Von seinen „Diesel-Mitspielern“ erhält er laute Zustimmung. An dem ominösen Erotik-E-Mail-Verkehr zwischen einem der Volkswagen-Vorstände und seiner Sekretärin am Tage des publik werden des wohl größten Skandals der Volkswagen-Geschichte, könne man erkennen, wie der Konzern ticke.
Außergewöhnlich und sensationell zu gleich seien die „ungeschminkten" Aufzeichnungen gewesen, die dem Team vorlagen, erzählt Bender, der neben Rechtswissenschaft auch Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Bonn studierte.
Man habe dadurch Einblicke in die höchsten Strukturen von VW bekommen und einen ganz anderen Blick erhaschen können. Das Studieren der Akten habe eine Menge Recherchearbeit erspart und die Geschichte so „menschlich“ werden lassen. Was dann „nur noch“ zu tun war: „Es lag alles auf dem Tisch - das musste nur noch zusammen gefasst werden“, sagt Bender souverän.
Wie man die vorliegenden Informationen und die parallellaufenden Recherchen am besten veröffentlichet, beschäftigte das Team zunehmen. Man habe sich für die „Salami-Taktik“ entschieden, sprich die erstklassigen Nachforschungen und verfügbaren Informationen „nach und nach“ an den Leser gebracht, erklärt Bender, der im hellen, locker-legeren Hemd am Konferenztisch sitzt und in Mitten seiner lautstarken Kollegen einen gefestigten Ruhepol gibt.
Einige Ermittlungen, wie das Durchforsten der Unmengen an VW- und Ermittlungsakten sowie Gerichtsurteilen, erforderten einen hohen Zeitaufwand, habe aber zu herausstechenden Erkenntnissen geführt. „Man muss genau da gucken, wo VW nicht gewonnen hat“,verrät Bender, denn so finde man heraus, wie das Unternehmen mit der Last des Skandals und den Geschädigten umgehe.
Gefragt, wie wichtig es sei, dass ein Team gemeinsam an einem Strang ziehe und zusammen durch Turbulenzen komme, antwortet Bender, dass das „Team zur Kontrolle des Einzelnen diene“. Man könne sich so gegenseitig schützen und eine gute und sichere Arbeit gewährleisten und anschließend abliefern.
Über die Auszeichnung mit dem Wächterpreis habe man sich gemeinschaftlich sehr gefreut und es sei eine Bestätigung der intensiven Arbeit gewesen. Für René Bender ist es der erste Wächterpreis - und womöglich auch nicht der letzte, denn die nötigen brisanten Geschichten warten tagtäglich auf den Journalisten. (Kera Fee Biswal)