Die Berichte der MAIN-POST, 16.05.2003

von Andreas JUNGBAUER

Sportvereine stehen zu Carl Diem

Würzburg. Der Würzburger Sport steht zu Carl Diem. Als Dachorganisation sprach sich am Mittwoch der Verband Würzburger Sportvereine (VWS) gegen eine Umbenennung von Diem-Plakette und Diem-Halle aus.

Wie berichtet, ist der Streit um die Rolle des in Würzburg geborenen Sportführers Carl Diem während des Nationalsozialismus neu aufgeflammt. Den Anlass lieferten Oberbürgermeisterin Pia Beckmann und der Stadtrat mit ihrer Entscheidung, die Verleihung der Carl-Diem-Plakette auszusetzen. Man will erst mehrere Gutachten studieren. Noch vor der Sommerpause soll dann eine Entscheidung fallen, wie die Stadt in Zukunft mit dem Namen Diem umgeht.

Unverständnis äußerte VWS-Vorsitzender Karlheinz Frick beim Verbandstag am Mittwoch über den Beschluss des Stadtrates, nicht nur - wie zunächst vorgesehen - die Diem-Plakette auszuklammern, sondern die komplette Sportler-Ehrung auf Eis zu legen. Laut CSU-Stadtrat Volker Thein habe man die Ehrung nicht "auseinanderreißen" wollen - vor allem aus Rücksicht auf jene beiden Sportler, die in diesem Jahr die Diem-Plakette erhalten sollen. Nach MAIN-POST-Informationen sind dies der Ruderer Hans Ziegler und der Handballer Helmut Janda.

Für Frick wäre es "wissenschaftlich und moralisch ein schwerwiegender und unverzeihlicher Fehler, den Würzburger Carl Diem in der Versenkung seiner Heimatstadt verschwinden zu lassen". Der VWS-Vorsitzende kritisierte, dass der Sportbeirat aktuell nicht eingebunden worden sei und sprach von einem "misslungenen Krisenmanagement". Dieses Hickhack habe dem Würzburger Sport geschadet. Frick machte in erster Linie die Würzburger Grünen dafür verantwortlich, dass die Frage einer Umbenennung von Halle und Plakette regelmäßig wiederkehrt.

Gegen das Votum einiger Tagungsteilnehmer setzte sich Frick mit seinem Wunsch nach einer Abstimmung durch. Mit großer Mehrheit sprach man sich für eine Beibehaltung von Plakette und Halle aus. Allerdings waren von den 115 Sportvereinen im Verband nur rund 30 vertreten. Würzburgs Sportreferent Reiner Hartenstein widersprach der Kritik, man habe am Sportbeirat vorbei gehandelt. Er machte auf eine öffentliche "Aussprache" zum Thema Carl Diem am 30. Juni um 19 Uhr im Ratssaal aufmerksam.