Im September 2002 habe ich einen guten Überblick über die Dentalbranche und frage mich allmählich, wie viele deutsche Zahnärzte kriminell sind. Vor drei Monaten habe ich heimlich den GLOBUDENT-Manager gedreht. Meinen Beitrag über die Betrügereien von GLOBUDENT kann ich aber immer noch nicht senden, Staatsanwälte und Polizei bitten, noch zu warten. Sie planen die GLOBUDENT-Zentrale und 2 Dutzend weitere Objekte zu durchsuchen und hoffen, dabei Beweise für den Betrug zu finden und natürlich die Namenslisten der beteiligten Zahnärzte. Wenn ich berichte, bevor die Ermittler zuschlagen, werden die Fahnder wohl nicht mehr viel finden. Ich verspreche zu warten, schließlich will ich mir nicht vorwerfen lassen, die Justiz zu behindern.
Inzwischen habe ich einen Zahnarzt gefunden, der mir ein Interview zu GLOBUDENT geben will, allerdings anonym. Er berichtet interessante Details über die Mühlheimer Firma: "Ein Manager von GLOBUDENT hat mir erzählt das System sei sicher. Das Geld von den überhöhten und gefälschten Rechnungen werde nach Hongkong überwiesen, damit alles korrekt aussehe. Er fliege einmal im Monat nach Hongkong um es dort dann wieder bar abzuheben. 300.000 bis 400.000 Euro transportiere er in einem kleinen Koffer als Handgepäck. Zurück in Deutschland werde das Geld an die Zahnärzte verteilt. Man muss sich das als eine Art Dreiecksgeschäft vorstellen. Die Zentrale ist in Mühlheim, das Labor ist in China. Und in Hongkong ist eine Art Briefkastenfirma. Über die findet der Vertrieb statt. Über Hongkong werden auch Geldgeschäfte abgewickelt."
Ich warte noch immer auf die ermittelnden Staatsanwälte. Mitte Oktober 2002 rufe ich den Leiter der Polizei Sonderkommission an - die Polizei scheint mir besser organisiert zu sein als die Wuppertaler Staatsanwälte. Da weder Staatsanwälte noch Polizisten mir das Datum nennen dürfen, wann sie GLOBUDENT durchsuchen - sonst würden sie ja Dienstgeheimnisse verraten - nenne ich meine Daten. Ich kündige also an, dass ich am 19. November 2002 meinen Beitrag senden möchte. Ja, höre ich plötzlich am anderen Ende des Telefons, das gehe in Ordnung. In fünf Wochen also kann es losgehen. Endlich kann ich meinen Jahresurlaub buchen, ich fliege mit einem Freund nach Asien.