Die Affäre um Gustl MOLATH im Überblick

 

Dies ist der Ingenieur Gustl MOLLATH in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Politmagazin Report Mainz im Jahre 2011:

Das Gespräch fand in einer geschlossenen Anstalt statt, in der MOLLATH seit 2006 insgesamt 2.717 Tage (bis zum 6. August 2013) einsaß.


Dies ist die Seite 8 im Urteil vom 8. August 2006 gegen Gustl MOLLATH, der damit für Jahre hinter Gittern diverser psychiatrischer Anstalten im "Freistaat Bayern" verschwand:
 

"Der Angeklagte konnte auf dem Dachboden ... aufgefunden werden," so heißt es.


Und dies ist das Polizei-Protokoll der Festnahme des angeklagten Gustl MOLLATH:

Danach wurde MOLLATH vor der Nürnberger Lorenzkirche aufgegriffen. Nur ein (kleiner) Fehler?

Zumindest stimmt das Datum dieses Vorgangs in beiden Dokumenten überein. Ansonsten strotzt das obige Strafurteil voller Fehler, wie zwei Redakteure der Süddeutschen Zeitung im Februar 2013 aufgelistet haben. Nur einer der vielen kleinen Mosaiksteinchen, die die Causa Gustl MOLLATH zu einem handfesten Justizskandal in Bayern werden ließen.

Denn nicht fehlerhaft waren die Informationen, die Gustl MOLLATH

  •     dem Landgericht (Strafprozess)
  •     der Staatsanwaltschaft
  •     und der HypoVereinsbank


bereits seit Ende 2002 zukommen ließ: 

Die HypoVereinsbank, die zur italienischen UniCredit-Bankengruppe gehört, nahm die Informationen ernst, wie ein interner "Sonderuntersuchungsbericht" von Anfang 2003 belegt:

Das allerdings wollten die allerwenigsten wissen. Am wenigsten die Nürnberger Staatsanwälte oder der zuständige Richter Otto BRIXNER. Für ihn war das 2006 alles ein "paranoides Gedankensystem", dass sich der Angeklagte - er soll laut Urteil einmal seine Frau misshandelt und Autoreifen zerstochen haben - zurecht gelegt habe. Folge: MOLLATH wird mit Hilfe psychiatrischer Begutachtung als "gemeingefährlich" abqualifiziert und sicherheitsverwahrt.

Nur die HVB-Bank geht den Vorwürfen nach. Und findet sie bestätigt. Sie behält ihre Informationen für sich. MOLLATH bleibt in der Psychiatrie.

Erst als im Jahr 2012 ein anonymer Informant den HypoVereinsbank-internen "Sonderrevisionsbericht" nach draußen gibt, eskaliert der Skandal, der ein knappes Jahr zuvor bereits am Durchbrechen war. In der Chronologie eines Justizskandals haben wir die Stationen nachgezeichnet und die Akteure benannt, durch deren Aktivitäten diese Geschichte in die öffentliche Wahrnehmung geriet und die Politik als auch die Justiz zum Handeln zwang. Es waren u.a. zwei Whistleblower, die selbst einschlägige Erfahrungen mit der Politik und der Justiz machen mussten; sie begannen, z.B. diverse Medien dafür zu interessieren.

Die Süddeutsche Zeitung
, die erst spät in die Recherchen eingestiegen ist, wurde für ihre Enthüllungen mit einem Wächterpreis der Tagespresse 2013 ausgezeichnet. Ihre Recherchen sind unter Die Berichte der Süddeutschen Zeitung nachzulesen.

Bereits ein Jahr zuvor hatten die Nürnberger Nachrichten die Geschichte auf die (lokale) Tagesordnung gesetzt: Die Berichte der Nürnberger Nachrichten. Wie die Geschichte dort entstanden ist, hat der Redakteur Michael KASPEROWITSCH beschrieben: Wie die Nürnberger Nachrichten mit dem Fall umgegangen sind.

Gleiches haben auch Olaf PRZYBILLA und Uwe RITZER von der SZ gemacht: Das Making-of der Süddeutschen Zeitung

Die gesamte Geschichte lässt sich auch direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/Mollath


Ein ähnlich gelagerter Justizskandal scheint sich an Deutschlands Bankenplatz Nr. 1, Frankfurt/M. anzubahnen: Dort wurde eine Whistleblowerin aus der DZ Bank im April 2013 erst ausgegrenzt und gemobbt, dann gekündigt. Mit insgesamt 20 Kündigungen. Die Kündigungsschutzklagen Nr. 1 bis 18 konnte sie letztlich für sich entscheiden, Kündigungsschutzklage Nr. 19 hat sie im April 2013 endgültig verloren. Sie hatte sich gegen einen strafbewehrten Insidertatbestand zur Wehr gesetzt. Wie man sie loswerden wollte, lässt sich in einem geheimen Dokument nachlesen, das jetzt bekannt geworden ist: unter www.ansTageslicht.de/Mobbingprotokoll. Auch dieses Dokument hatten die Bank und die Staatsanwaltschaft zurückgehalten. Und keiner der Frankfurter Arbeitsrichter hatte je den wichtigsten Entlastungszeugen angehört. So wie die internen Akten hätte auch er eine andere Geschichte erzählt als die Bank - und offenbar die Richter - sie hören wollten. Die ganze Geschichte gibt es unter www.ansTageslicht.de/DZBank.

 

(JL)