Alexander Schneider

Sächsische Zeitung

Ein Porträt

 

Es ist Herbst 2014. Alexander SCHNEIDER fährt gerade mit dem Fahrrad nach Hause, als er eine Demonstration sieht. Er erkundigt sich bei zwei Polizisten, die ihm versichern dass alles in Ordnung ist.  Als langjähriger Polizei- und Gerichtsreporter der Sächsischen Zeitung kennt SCHNEIDER viele Polizisten persönlich. An diesem Tag  sind es lediglich zehn, die die Demonstration sichern. Die Lage ist ruhig. SCHNEIDER fährt nach Hause. Dabei bemerkt er jedoch: Die Teilnehmer sehen ganz anders aus, als man es von vergangenen Demonstrationen gewohnt ist: ältere Menschen, Paare in Abendkleidung. Dazwischen viele junge Männer, etwa Mitte 30, einige NPD Mitglieder sowie Hooligans aus der rechten Szene. Eine seltsame Mischung.

Was Alexander SCHNEIDER da noch nicht weiß ist, dass er gerade die erste Montagsdemonstration Dresdens miterlebt. Diese sollten bald bundesweite Bekanntheit erlangen. Die noch unorganisierten Anhänger sammeln sich in den kommenden Tagen unter dem Namen „Pegida“, Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands. 

In den nächsten Wochen strömen immer mehr Menschen zu den Montagsdemonstrationen. Während im November 2014  noch lediglich über 1.000 Menschen auf die Straße gingen, waren es Anfang Dezember schon 7.500.

In der deutschen Medienwelt und auch in der Redaktion der SZ herrscht Ratlosigkeit. Neben Alexander SCHNEIDER sollen auch Tobias WOLF und Ulrich WOLF ab jetzt täglich über das Phänomen berichten. Ihr Auftrag: alles über die Organisatoren und diese Bewegung herauszufinden, was möglich ist.

„Über Pegida zu berichten, ist von Anfang an eine besondere Sache, eine Herausforderung und wohl auch ein Glücksfall für Journalisten“ sagt SCHNEIDER. Er war folglich als einer der ersten vor Ort, berichtete über die Entstehung der Demonstrationen in Dresden und schließlich von Pegida selbst seit eben diesem Tag im Herbst 2014. Hunderte Artikel entstehen. Dafür wurde er nun zusammen mit seinen Kollegen Ulrich WOLF und Tobias WOLF mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse ausgezeichnet.
Aber wie ist Alexander SCHNEIDER eigentlich zum Journalismus gekommen? Auf diese Frage findet er nur schwer eine Antwort. „Über meine Foto-Leidenschaft und die „Leere“ nach dem Abitur“ so sagt er. Sein Ziel war ein Volontariat bei einer Zeitung, das Studium des Journalismus hat er sich damals fast nicht zugetraut. Ende der 80er wurde er von einer Münchener Journalistenschule abgelehnt. Doch SCHNEIDER ging seinen Weg:
Er wurde freier Mitarbeiter bei der Main Post. Dort konnte er zum ersten Mal seine Leidenschaft für Fotografie einbringen: „Damals haben wir Filme noch selbst entwickelt und Bildausschnitte in Negative gemalt.“  Sein Ziel blieb aber weiterhin ein Volontariat bei einer Zeitung.

Das absolvierte er dann zwei Jahre später bei der fränkischen Landeszeitung in Ansbach.
Doch er zog weiter. Inzwischen fühlte er sich auch bereit für ein Studium. Allerdings nicht im Bereich Journalismus. Sein Hauptfach war Politikwissenschaft. Eine gute Wahl, wie sich später herausstellen sollte. Denn fasziniert hat ihn nicht nur der Beruf selber, sondern auch  die Politik, die Menschen dahinter und die Themenbreite einer Tageszeitung:
Von lokalen Ereignissen bis zur großen überregionalen Geschichten.

Die Studienzeit in Dresden markiert den entscheidenden Wendepunkt in der Vita des 1967 im hessischen Fulda geborenen Journalisten. Denn hier absolviert er erstmals ein Praktikum bei der Sächsischen Zeitung, wo er später angestellt werden sollte. Alexander SCHNEIDER hat seinen Platz gefunden.  Ab 1996 arbeitet er in der Online Redaktion der SZ. Eine spannende Zeit für ihn. Das Internet entwickelte sich gerade erst zu dem was wir heute kennen, so war seine Hauptaufgabe Print-Inhalte auf Webseiten zu stellen – alle Ressorts und knapp 20 Lokalausgaben. Damals eine Sisyphusarbeit.

Seit einigen Jahren arbeitet SCHNEIDER nun als Polizei und Gerichtsreporter für die Sächsische Zeitung. Dresden bietet dabei als traditioneller Aufmarschort rechtsradikaler und seiner ausgeprägten rechten Szene immer wieder neuen Gesprächsstoff. Und immer neue Arbeit für Alexander SCHNEIDER. Er beobachtete dabei in den letzten Jahren eine zunehmende Radikalisierung in der Demonstrationskultur – besonders der ausländerfeindlichen. Das motiviert ihn immer weiter zu machen, selbst wenn er als Journalist dabei polarisiert.

„Wir werden öffentlich mit vollem Namen kritisiert, immer wieder fotografiert. Es gab Angriffe (von rechts und links) auf uns und versuchte Anschläge wie eine Schraube, die jemand in den Autoreifen eines Kollegen gedreht hatte.“ Davon lässt er sich allerdings nur bedingt beeindrucken. So war es auch im Fall Pegida, als er und seine Kollegen als „Lügenpresse“ tituliert und teilweise auch bedroht wurden. Das ist brisant da SCHNEIDER selbst in Dresden lebt, zusammen mit den Menschen über die er täglich kritisch berichtet.

Von Angst bei ihm aber keine Spur: „Mir macht es Spaß besondere Geschichten zu finden. Artikel, die Reaktionen auslösen, sei es beim einfachen Leser oder bei den Eliten.“
Seine Berichterstattung über „Pegida“ war mit Sicherheit eine solche besondere Geschichte und wurde deshalb zu Recht mit dem Wächterpreis ausgezeichnet.
Es bleibt zu hoffen dass Alexander SCHNEIDER noch die ein oder andere besondere Geschichte finden wird.

 

(LB)

Wo die Person ebenfalls eine Rolle spielt: