Gammelfleisch und kein Ende? Eine unendliche Chronologie.

Hier nur für sechs Jahre (2002 bis 2008):

Oktober 2002

Verdorbenes Geflügelfleisch im Handel
Durch einen Test der Stiftung Warentest wird bekannt, dass einige Produzenten von Geflügelteilen entweder Probleme mit der Hygiene haben oder ein falsches Haltbarkeitsdatum angeben. Von 34 abgepackten, frischen Geflügelteilen, waren 5 am Verbrauchsdatum nicht mehr genießbar. Sie rochen außerdem beim Auspacken säuerlich und stechend – nachzulesen im Heft 11/2002


01. Dezember 2003

Gammelfleisch-Chef noch nicht hinter Gittern, Teil I
Kontrolleure des Kreisveterinäramtes in lassen nach einer Routinekontrolle aus einem Kühlhaus in Troisdorf bei Bonn insgesamt 15 Tonnen Gammelfleisch beschlagnahmen. Das Amt macht die Firma mehrmals ‚dicht’, doch das Gewerbeaufsichtsamt gibt immer wieder grünes Licht, da der Chef die Ware zwischenzeitlich heimlich in anderen Kühlhäusern lagert. Ende November 2005 wird der Großhandel endgültig geschlossen werden. Erst in vier Jahren, im Jahr 2007, wird der 65-Jährige Geschäftsführer zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt werden (Teil II: siehe am 01.11.05)


08. Februar 2004

Überlagerte Fleischwaren umetikettiert verkauft
Die Fleisch-Großhandelsfirma MAC SNACK FOOD IMORT GmbH aus Stahnsdorf (Brandenburg) bringt um-etikettierte Fleischwaren, deren Mindesthaltbarkeit längst abgelaufen ist, in den Handel. Die Fleisch- und Wurstwaren werden u. a. an Altersheime, Fleischereien, Gasstätten, Supermärkte und Krankenhäuser geliefert. Ein Insider der MAC SNACK FOOD IMORT GmbH meldet die Machenschaften an die Kontrollbehörde. Fahnder beschlagnahmen tiefgekühlte Fleischprodukte mit Verfallsdaten von 2001 und 2002. Gegen den zuständigen Tierarzt Dr. Lothar W. wird wegen Beihilfe und Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz ermittelt


24. April 2004

Ungenießbares Wildfleisch entdeckt, Teil I
1.100 Beamte sind im Einsatz, um rund 180 Wohnungen und Geschäftsräume in Ungarn und Deutschland zu durchsuchen. Sie sind auf der Suche nach illegalen ungarischen Arbeitern, die nach Deutschland geschleust wurden. Die Ermittler hören Telefonate ab und stoßen so auf die Firma BERGER in Passau. Bei der Durchsuchung finden sie heraus, dass der Geschäftsführer Karl BERGER illegal ungarische Arbeiter beschäftigt. Außerdem geben die beschlagnahmten Unterlagen Hinweise darauf, dass regelmäßig gegen das Lebensmittelrecht verstoßen wird. Die Zöllner beschlagnahmen BERGERs Computer und überprüfen den Email-Verkehr. Dabei fallen ihnen Merkwürdigkeiten auf. In einer innerbetrieblichen Email steht, dass es nicht geht, dass tiefgefrorene Ware aufgetaut und als Frischfleisch verkauft wird. Außerdem soll bei tiefgekühlten Hasenrücken das Datum neun Monate nach hinten verschoben worden sein, bei Wildschweinkeule sogar sieben Monate (Teil II: siehe am 24.01.06)


Dezember 2004

Stoll Fettschmelz GmbH
Im Dezember 2004 stößt die Oldenburger Staatsanwaltschaft in Bakum (Niedersachsen) auf vier Tonnen Stichfleisch, obwohl der Betrieb STOLL FETTSCHMELZ GmbH keine Genehmigung für so genanntes K3-Material besitzt. Ermittler finden heraus, dass die Ware an Lebensmittelbetriebe verkauft werden sollte, weil sie 1.000 so genannte EG-Label finden. Eine solche Plakette bescheinigt, dass die Ware für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Wie die Firma an die Label gekommen ist, kann nicht restlos geklärt werden. Der Betrieb, dem die Label gehören, konnte der Staatsanwaltschaft glaubhaft machen, dass ihm diese gestohlen wurden.


01. März 2005

Fleisch und Wurst umetikettiert
Ein Mitarbeiter einer real-Filiale in Laatzen (Niedersachsen) zeichnet heimlich ein Video auf. Es zeigt, wie seine Kollegen Hack und Geschnetzeltes vom Vortag neu etikettieren und zurück in das Kühlregal legen. Er übergibt diesen Beleg der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwälte reagieren sofort: Sie ertappen in zwei andreren real-Filialen in Langenhagen (Niedersachsen) ebenfalls Mitarbeiter auf frischer Tat beim Neuverpacken von Hackfleisch. Real spricht zwar von "Ausnahmefällen" und "persönlichem Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter", trotzdem reagiert man unmittelbar: man setzt Frischeberater ein. Diese sollen die Kühltheken besser im Auge haben und die Kunden über Qualität und Frische von Lebensmitteln aufklären. Bereits vor zwei Jahren wurden Mitarbeiter einer Filiale in Brakel (NRW) wegen Fleischpanscherei zu einer Geldstrafe verurteilt.
Bereits im Jahr 2000 hatte die Staatsanwaltschaft Frankenthal wegen ähnlicher Praktiken bei real in Bobenheim-Roxheim (Rheinland-Pfalz) ermittelt. In Pirmasens (Rheinland-Pfalz) wurde bereits 1996 ein real-Angestellter wegen Umetikettierung zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Im aktuellen Fall wird die Staatsanwaltschaft am 03.11.2005 für den real-Bezirksleiter eine Haftstrafe von 9 Monaten auf Bewährung und für zwei Fleischermeister und einen Gesellen eine Geldstrafe von 1000 bis 5000 Euro beantragen. Letztendlich muss der Hauptangeklagte, der Bezirksleiter, 9.000 Euro zahlen, die anderen Beschuldigten kommen wesentlich glimpflicher davon.


14.03.2005

Überlagertes Fleisch und Wurst umetikettiert
Am 14. März 2005 sind Zoll und Staatsanwaltschaft auf der Suche nach Scheinfirmen und illegalen Arbeitskräften. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf den Fleischverarbeitungsbetrieb STÖVER PRODUKTION GmbH & Co. KG in Wildeshausen (Niedersachsen). Die Firma hat 26 Niederlassungen in Deutschland und sechs in Polen. Die Ermittler stoßen neben drei polnischen illegalen Leiharbeitern auch auf Gammelfleisch. 
Die Polen berichten, verdorbene und abgelaufene Waren abgewaschen, schon Grün angelaufene Stellen abgeschnitten, neu in Folie verpackt und mit einem neuen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen zu haben. STÖVER weist jedoch alle Vorwürfe von sich. Das Magazin Report Mainz interviewt Roman W. und Stanislaw F., zwei ehemalige polnische Mitarbeiter, die über einen Subunternehmer zur Firma STÖVER gelangt sind. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt gegen den Betrieb sowie etwaige Subunternehmer, jedoch lassen sich die Vorwürfe nicht bestätigen. Es steht Aussage gegen Aussage, daher wird das Verfahren eingestellt. Die Firma kommt mit Geldstrafen davon. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat ihnen zur Last gelegt, dass sie Anweisungen zum Umverpacken gegeben haben.
Das politische TV-Magazin Report Mainz geht auf Sendung: "Ekelfleisch im Supermarkt: Wie Schlachthöfe aus abgelaufener Ware Frischfleisch machen" (Siehe auch 18.07.2005)


22.06.05

Rostocker Fleischwaren GmbH
Aus der Lagerbestandsliste vom 22.06.2005 geht hervor, dass im Kühlhaus der ROSTOCKER FLEISCHWAREN GmbH eine Tonne Separatorenfleisch, über 12 Tonnen Schweinerüssel und 21 Tonnen Schweineohrmuscheln gelagert wurden. Auch 975 Kilo Stichfleisch (K3-Ware) stehen auf der Liste. Nicht mehr zurückverfolgen lässt sich, was die Firma mit dem Stichfleisch vorhatte, da der Betrieb im Oktober 2005 Insolvenz angemeldet hat. Der österreichische Besitzer, der Auskunft geben könnte, lebt in Monaco. Bekannt ist nur, dass sie Firma eine enge Verbindung zu Rolf KECK (DEGGENDORF FROST) hat. Rolf KECK gehört zu den Lieferanten der Firma. Die Firma ROSTOCKER FLEISCHWAREN GmbH bekam regelmäßig die DLG-Auszeichnung, mit der sie die Produkte schmücken konnte. 2005 wird sie mit Gold ausgezeichnet.


18.07.2005

Eckelfleisch im Supermarkt
Report Mainz geht auf Sendung - es betrifft die Vorgänge um die Fa. Stöver vom März: "Ekelfleisch im Supermarkt: Wie Schlachthöfe aus abgelaufener Ware Frischfleisch machen"


14.10.2005

Schlachtabfälle als Fleisch verkauft, Teil I
Bis zu 2.600 Tonnen Schlachtabfälle zum Teil aus Italien, Österreich und der Schweiz werden von der DEGGENDORF FROST GmbH (Bayern) umdeklariert und als Verzehrware an den Handel abgegeben. Da nur eine Zulassung nach dem Tierkörperbeseitigungsgesetz als Zwischenbehandlungsbetrieb für Material der Kategorie 3 vorliegt, darf die Ware eigentlich nur an Tierfutterhersteller verkauft werden. Stattdessen werden Handelsbetriebe und dadurch auch Konsumenten innerhalb der EU mit dem K3-Material beliefert. Die DEGGENDORF FROST GmbH kauft sein K3 Material in Österreich, Schweiz und Deutschland. Zu den Kunden gehörten Gelatinehersteller und Suppenproduzenten. Auch die Muttergesellschaft von DEGGENDORF FROST GmbH , die Firma KOLLLMER FLEISCH UND KÜHLHAUS GmbH aus Illertissen (Bayern), steht unter Verdacht. Der Geschäftsführer Rolf KECK ist bereits vorbestraft. Er wurde wegen Vergehen gegen das Lebensmittelrecht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Außerdem erhalten die Behörden mehrere anonyme Anzeigen. Trotzdem darf die DEGGENDORF FROST GmbH unter Auflagen der Behörden weiter arbeiten. Es darf zwar kein Fleisch verarbeitet, jedoch das vorhandene Fleisch noch verkauft werden. Kurz darauf werden erneut skandalöse Verstöße aufgedeckt. Die Firma muss Insolvenz anmelden.
Erst Ende 2006 wird vor dem Landgericht Memmingen der Strafprozess gegen den ehemaligen Geschäftsführer beginnen. Ergebnis: eine Haftstrafe von 4 Jahren und 3 Monaten, sowie ein Berufsverbot von 3 Jahre und 6 Monaten. Seit Oktober 2005 sitzt Rolf KECK nun in Memmingen in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, mindestens 1.000 Tonnen Schlachtabfälle umdeklariert und an die Lebensmittelverarbeitungsbetriebe verkauft zu haben.
Aber auch der Inhaber der DEGGENDORF FROST GmbH ist schon vorbestraft. Er transportierte K3-Ware aus der Schweiz nach Deutschland. An der schweizer-deutschen Grenze fiel den Zöllnern auf, dass immer wieder LKW mit Schweinescharten und Geflügelkarkassen die Grenze passierten. Als die Zollfahndung Lindau erfährt, wer der Importeur ist, schlägt sie Alarm. Rolf KECK war den Behörden schon bekannt. Im Oktober 2003 bekam er wegen Betrügerei mit Fleisch zwei Jahre auf Bewährung und musste 36.000€ Geldstrafe zahlen. Bis Anfang 2005 war der Geschäftsführer der ROSTOCKER FLEISCHWAREN GmbH Christan SCHABATCKE einer seiner Verteidiger. Inzwischen sitzt auch SCHABATKE im Gefängnis, weil ihm Steuerhinterziehung, Betrug und Untreue vorgeworfen wird. Der Schaden beläuft sich auf vier Millionen Euro. Er soll tonnenweise Fleisch nach Russland geliefert und den Staat um ca. 600.000€ Einkommensteuer betrogen haben.
Im September wurde SCHABATKE dann verhaftet (Teil II: siehe am 17.02.06)


Oktober 2005

Gammelfleisch-Kühlhaus brennt ab
In dem Kühlhaus des Unternehmens KOLLLMER FLEISCH UND KÜHLHAUS GmbH, die Mutterfirma der DEGGENDORF FROST GmbH, werden nach einer Anzeige des Landratsamtes Neu-Ulm (Bayern) auch hier 314 Tonnen Gammelfleisch gefunden. Gerhard KOLLMER ist der Besitzer des Kühlhauses. Im Juni 2006 wird ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss erstmals zusammenkommen, um möglichen Versäumnissen der Behörden nachzugehen. Im Zuge des Untersuchungsausschusses werfen der Bruder und der Vater des Geschäftsführers Gerhard KOLLMER der Regierung von Schwaben und dem Landratsamt Neu-Ulm vor, an einer Intrige beteiligt zu sein. Nach Aussagen der beiden, sollen die amtlichen Veterinäre schon lange davon gewusst haben, dass das Unternehmen Schlachtabfälle lagere und weiterverkaufe. KOLLMER bestreitet jedoch, das K3-Material umdeklariert und verkauft zu haben. Der Vater behauptet sogar, dass die Regierung Schwaben der Familie angeboten haben soll, die Geschäfte für weitere drei Monate fortführen zu dürfen, wenn sie die Zivilklagen fallen lassen würden. Zum Ende des Untersuchungsausschusses wird klar, dass die SPD und die Grünen hinter dem Fleischskandal auch eine „politische Dimension“ vermuten. Der Untersuchungsausschuss trifft an 35 Sitzungen zusammen, verhört 116 Zeugen und endet im Mai 2008.
Am 17.08. 2007 brennt das Kühlhaus von KOLLMER ab. Ursache war wohl ein technischer Defekt. Die Staatsanwaltschaft Memmingen erhebt im September 2007 Anklage wegen Betruges gegen den 41-jährigen Ex-Geschäftsführer. Beginn des Skandals war das Bekanntwerden der Vorgänge um die DEGGENDORF FROST. In diesem Zusammenhang wurde auch die Firma KOLLMER am 12.10.2005 kontrolliert, ob Ware der DEGGENDORF FROST dort zu finden ist.


27.10.2005

Überlagertes Roastbeef und Puten-Hackfleisch umetikettiert
Während einer unangekündigten Routine-Kontrolle der FRIGOROPA GmbH in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) werden die Lebensmittelprüfer auf drei Tonnen tiefgefrorenes Roastbeef und Putenfleisch aufmerksam, das umverpackt werden soll und beschlagnahmen dieses. Nachdem Proben des Fleisches untersucht werden, stellt sich heraus, dass das Fleisch schon lange abgelaufen ist. Daraufhin durchsucht das Veterinäramt in Gelsenkirchen die Firma DOMENZ FLEISCH IM- UND EXPORT. Die hat ihre Gammelfleisch in den Kühlhäusern der Firma FRIGOROPA eingelagert. Dort werden weitere 60 Tonnen Fleisch beschlagnahmt, das dort seit mehreren Jahren tiefgefroren eingelagert wird. Der Sitz der Firma befindet sich in einem Appartement im Maritim Hotel.
Die Staatsanwaltschaft Essen leitet gegen den 39-Jährigen Geschäftsführer Uwe DOMENZ ein Ermittlungsverfahren ein. Während der Vernehmung teilt DOMENZ den Ermittlern mit, wo das Fleisch hin geliefert wurde. Daraufhin weitet sich die Suche nach dem beanstandeten Fleisch auf Hamburg, wo weitere 11 Tonnen gefunden werden, Niedersachsen und Brandenburg aus. Außerdem werden in einem anderen Tiefkühlhaus der Firma DOMENZ in Melle bei Osnabrück weitere 60 Tonnen ungenießbaren Fleisches sichergestellt. I
Nach Angaben der Kieler Staatsanwaltschaft, hat der Uwe DOMENZ insgesamt 84 Tonnen abgelaufenes Fleisch von einer Firma aus Schleswig-Holstein erhalten, das ursprünglich aus Dänemark stammt. So soll das Fleisch zwischen Januar 2004 und Januar 2005 von Dänemark über Schleswig-Holstein nach Gelsenkirchen gelangt sein. Laut Anklage soll er 315 Tonnen Stichfleisch voller Blutergüsse und Keime weiterveräußert haben.
Dem TV-Magazin Report Mainz werden Dokumente zugespielt. Demnach soll DOMENZ Abnehmer bei der Firma BARFUSS in Oer-Erkenschwick (Nordrhein-Westfalen) gewesen sein. Diese handelt mit Schlachtabfällen. Da das Fleisch als solches deklariert war, wusste DOMENZ, was er da kaufte. DOMENZ selbst erklärt, dass er das Fleisch in fast ganz Deutschland, sowie nach Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Tschechien verkauft hat, jedoch nichts davon gewusst haben soll, dass die Ware ungenießbar war. Gelagert wurde das Stichfleisch in einem Kühlhaus der SPEDITION WULBUSCH in Melle (Niedersachsen). Von dort aus ging es zum größten Abnehmer nach Oldenburg (Niedersachsen), zum FLEISCHVERARBEITER UND WURSTPRODUZENT HARTKE, er ebenfalls das Fleisch als Wurstware an den Mann gebracht hat.
Ein Prozess gegen DOMENZ wird erst am 24.01.2007 beginnen (Landgericht Essen). Später wird er eine Geldstrafe und ein dreijähriges Berufsverbot erhalten.
Und Report Mainz wird damit erst am 25.9.2006 auf Sendung gehen: "Neuer Gammelfleisch-Skandal – Wie Schlachtabfälle in die Wurst kamen" (siehe auch 25.09.2006)


01.11.05

Gammelfleisch-Chef noch nicht hinter Gittern, Teil II
Der Großhandel der im Dezember 2003 in einem Gammelfleischskandal in Troisdorf bei Bonn verwickelt war, wird nun endgültig geschlossen (Teil III: siehe am 19.09.07)


November 2005

Gammelfleisch aus Dänemark
Die Firma THOMSEN IMORT/EXPORT GmbH aus Kiel (Schleswig-Holstein) kauft als eine Art Fleischmakler mehrere Dutzend Tonnen gefrorenes Geflügelhack in Dänemark ein. Dieses wird an die Firma DOMENZ in Gelsenkirchen (NRW) weiterverkauft. THOMSEN behauptet die Firma DOMENZ beim Verkauf darauf hingewiesen zu haben, dass das Fleisch nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sei. Anschließend wird das Hack von der Firma FRIGOROPA in Gelsenkirchen gekauft und in ihrem Kühlhaus gelagert. Durch eine zufällige Kontrolle des Tiefkühllagers durch Lebensmittelkontrolleure, wird neben dem Hack auch vergammeltes Roastbeef gefunden. Das Hack ist zum größten Teil bereits weiterverkauft worden, vor allem an Brandenburger Döner-Produktionen.


03.11.2005

Verdorbenes Geflügelfleisch verkauft, Teil I
In dem Geflügelverarbeitungsbetrieb Frischgeflügel Bünnemeyer GmbH aus Lastrup (Niedersachsen) werden während einer Durchsuchung 20 Tonnen Fleisch sowie Unterlagen und Computer von der Staatsanwaltschaft Oldenburg, die erst durch einen Bericht der Nordwest-Zeitung (Oldenburg/Niedersachsen) auf den Fall aufmerksam wird, beschlagnahmt. Geschäftsführer Alfons BÜNNEMEYER, der schon 1987 zum ersten Mal wegen ähnlicher Vorwürfe verurteilt wurde, soll Geflügelfleisch mit Salzwasser aufgespritzt und beanstandetes Fleisch, das vom Handel an BÜNNEMEYER zurück geschickt wurde, wieder eingefroren und später weiterverkauft haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Geschäftsführer wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und dem Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges. Der Betrieb wird komplett geschlossen. Ein Jahr später (September 2006) liefert BÜNNEMEYER, trotz laufender Ermittlungen, acht Tonnen der schon im Vorjahr beschlagnahmten 20 Tonnen Geflügelfleisch an vier Großküchen. Das Fleisch „entführt“ er aus einem Hamburger Kühlhaus, in dem das beschlagnahmte Fleisch vom Vorjahr sichergestellt wurde. Daraufhin erlässt das Amtsgericht Cloppenburg Haftbefehl gegen Alfons BÜNNEMEYER wieder wegen gewerbsmäßigen Betruges und Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz in 10 Fällen. Erst in zwei Jahren, im Juni 2007, wird der Geschäftsführer zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt werden, sowie ein 5-jähriges Berufsverbot erhalten (Teil II: siehe unter Juni 2006)


22.11.2005

Fleisch verdorben, verschimmelt und kein Mindesthaltbarkeitsdatum
In Niedersachsen werden 90 Tonnen verdorbenes Geflügel-, Schweine-, Rind- und Pferdefleisch aufgespürt und beschlagnahmt. Es wurde zuvor in Kühlhäusern in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gelagert und stammt ursprünglich aus Deutschland, Brasilien, Dänemark, Spanien und Italien. Das Fleisch war durch unklare Bezeichnung und fehlender Haltbarkeitsdaten aufgefallen.


24.11.2005

Fleisch verdorben, verschimmelt und falsch etikettiert
Bei einer Routine-Kontrolle in einem Betrieb in Bonn finden Lebensmittel-Kontrolleure Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Wurstwaren. Die Fleischwaren sind größtenteils falsch etikettiert, verdorben sowie verschimmelt und haben die Mindesthaltbarkeitsdaten überschritten. Der Betrieb ist schon in früheren Jahren öfters wegen ähnlicher Vorfälle aufgefallen und wurde 2003 sogar vorrübergehen geschlossen. Der Fleischhandel wird geschlossen und der Troisdorfer Fleischhändler festgenommen.


02.12.2005

REWE verkauft Gammelfleisch im Supermarkt
Eine Kundin einer REWE-Filiale in Köln (Nordrhein-Westfalen) kauft ein Wurstpaket, das bereits seit fünf Tagen abgelaufen ist. Das alte Etikett mit abgelaufenem Datum ist mit einem neuen Haltbarkeitsdatum überklebt worden. Auch andere Produkte des Marktes liegen über dem Verfallsdatum und sind teils neu etikettiert worden. REWE spricht von einem Einzelfall und reagiert mit der Entlassung einer Angestellten.


08.12.2005

Bayerns Behörden verteilen Gammelfleisch
Nachdem ein Asyl-Bewerber in Neuburg an der Donau (Bayern) wegen Übelkeit ein Krankenhaus aufsucht, werden Nachforschungen eingeleitet. Daraufhin wird klar, dass Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften Tiefkühlpackungen mit Hähnchenbrust erhalten haben, deren Haltbarkeitsdatum seit Oktober 2005 überschritten ist.


09.12.2005

Überlagertes Fleisch, Wurst und Käse umetikettiert
In einem Supermarkt in Hamburg werden 76 kg Wurst, Fleisch und Käse mit gefälschten Haltbarkeitsdaten beschlagnahmt. Ein großer Teil der abgepackten Produkte ist bereits seit Anfang Oktober 2005 abgelaufen.


13.12.2005

Tönnies und seine Tochter Disselhoff-Sachsenkrone, Teil I
Bei einem Fleischverarbeiter in Brandenburg werden gefrorene Nacken- und Schulterstücke, Pute und Rumpsteaks zu Fertiggerichten verarbeitet. Das Hauptgeschäft macht die Firma mit mariniertem Fleisch, größte Abnehmer sind ALDI, LIDL und REWE. Die Firma DISSELHOF-SACHSENKRONE ist eine hundertprozentige TÖNNIES-Tochter. Der TÖNNIES-Konzern zählt zu den Top 5 der europäischen Fleischbetriebe. Clemens TÖNNIES ist der Konzernchef und ebenfalls einer von zwei Geschäftsführern vom DISSELHOF-Unternehmen. Im Herbst 2005 äußert Klaus GRABITZ, der für die Reinigung der Maschinen zuständig gewesen ist, erhebliche Vorwürfe gegen DISSELHOFF. Laut GRABITZ soll massenhaft abgelaufenes und vergammeltes Fleisch neu verpackt, mariniert und mit neuem Haltbarkeitsdatum wieder auf den Markt gebracht worden sein. DISSELHOFF bestreitet die Vorwürfe.

Bereits im April 2005 hatte GRABITZ mitbekommen, wie Mitarbeiter vom Zoll und vom Arbeitsamt der Firma einen Besuch abstatten. Es bestand der Verdacht der illegalen Beschäftigung von polnischen Saisonarbeitern, finden können sie aber nichts. Stattdessen beobachtet GRABITZ, wie die Mitarbeiter kartonweise Fleischpräsente in ihre Autos packen. Daraufhin erzählt er diesen von den Gammelfleischvorwürfen, wird daraufhin fristlos gekündigt und wird von DISSELHOFF wegen Verleumdung angezeigt. Daraufhin erstattet GRABITZ Anzeige gegen DISSELHOFF: wegen des Verdachts des fortgesetzten Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz.

Bereits 2005 verkündet die Staatsanwaltschaft eine mögliche Einstellung des Verfahrens. Der Fall von GRABITZ wird öffentlich, als die Tageszeitung Märkische Allgemeine (MAZ) darüber berichtet. Daraufhin wenden sich unabhängig voneinander, fünf ehemalige Mitarbeiter an die Redaktion der Zeitung. Michael B., einer von ihnen, war 2004 Leiharbeiter bei DISSELHOFF. Seine Aufgabe ist lediglich das Umverpacken von Fleisch gewesen, das bereits zwei oder drei Monate abgelaufen gewesen ist. Auch das Ehepaar Lutz und Monika MAKUS wenden sich an die Zeitung. Auch sie mussten das bereits abgelaufene Fleisch umverpacken. Herr H., der Leiter des DISSELHOF-Kühlhauses, wendet sich an die zuständige Amtsveterinärin und berichtet dieser, dass bei DISSELHOFF die International Food Standards nicht eingehalten werden und auch gegen Gesetze verstoßen wird. Er berichtet außerdem, dass bereits verdorbenes Roastbeef an REWE ging. Diese wurde aber zum größten Teil wieder an DISSELHOF zurückgeschickt. Statt das Fleisch zu entwerten, wurde es eingefroren und Monate später wieder aufgetaut, mariniert und als Rumpsteak an ALDI England verkauft (Teil II: siehe am 16.12.06).

Report Mainz geht wenige Tage später auf Sendung: "Ekelfleisch - wie die Kontrollen versagen" (Siehe auch 19.12.2005)



16.12.2005

Tönnies und seine Tochter Disselhoff-Sachsenkrone, Teil II
Der Frau des Kühlhausleiters, die auch bei DISSELHOFF arbeitet, wird plötzlich ohne Begründung fristlos gekündigt. Wenige Tage später trifft es unter denselben Umständen auch den Kühlhausleiter selbst. Dieser klagt gegen seine Kündigung, aber auf Grund einer hohen Abfindung kommt es nicht zu einem Prozess. Die fünf Zeugen, die sich bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) gemeldet hatten, erhalten alle eine Anzeige wegen Verleumdung. Kurz nach Bekanntwerden des Skandals sind Claus TÖNNIES und Frank DISSELHOFF keine Geschäftsführer mehr und der Betrieb wird in BRANDENBURGER FEINKOST umbenannt. Noch im Dezember verkündet die Staatsanwaltschaft, dass die Zeugenaussagen nicht für eine Anklageerhebung ausreichen werden


19.12.2005

Fall Tönnies bzw. Disselhoff
Report Mainz geht auf Sendung: Ekelfleisch - wie die Kontrollen versagen

Ausführlich zu dieser Geschichte Disselhoff-Sachsenkrone und dazu, wie sich ein Informant bei der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) gemeldet hatte und wie dann die Tageszeitung mit dem TV-Magazin Report Mainz kooperiert unter www.ansTageslicht.de/MAZ +ReportMainz


Dezember 2005

Gammel-Spieße entdeckt
In einem Tiefkühlhaus eines Fleischgroßhändlers in Bonn (Nordrhein-Westfalen) werden rund eine Tonne Gyros-Spieße und Schweinefleisch sichergestellt. Das Fleisch ist teilweise bereits mehr als zwei Jahre alt und damit deutlich überlagert


16.01.2006

Die Fleischmafia
Der Reporter Adrian PETER von Report Mainz, der im Dezember zusammen mit dem Redakteur Ulrich WANGEMANN von der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) den Fall Tönnies aufgerollt hatte, geht mit einem 45-Minuten Film auf Sendung (WDR: die Story): Die Fleischmafia


24.01.2006

Ungenießbares Wildfleisch entdeckt, Teil II
Ermittlungen gegen die Passauer BERGER WILD GmbH laufen bereits seit 24.4.2004. Wegen des Verstoßes der möglichen illegalen Beschäftigung, stoßen Kriminalpolizisten bei ihren Ermittlungen zufällig auf einen höchst interessanten E-Mail-Verkehr zwischen dem Wildfleisch-Händler Karl BERGER und anderen Fleischhändlern. Aus den E-Mails können die Beamten entnehmen, dass BERGER abgelaufenes Fleisch kauft, um es dann auf illegale Weise weiterzuverkaufen. Neben 12 Tonnen vergammeltem Fleisch werden sogar Ratten als Wild-Spezialität angeboten und an 140 Betriebe in Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich geliefert. Nachdem die Paussauer BERGER WILD GmbH (Bayern) seit Jahren immer wieder auffällig geworden ist, entziehen ihr die Behörden die Betriebserlaubnis.

Im September 2006 wird der Prozess beginnen und im Dezember 2006 wird BERGER zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt werden. Die bayerischen Behörden waren bereits seit 1 ½ Jahren über die Manipulationen der BERGER WILD GmbH informiert, unternahmen jedoch nichts. Zwei ehemalige leitende Mitarbeiter der BERGER WILD GmbH räumen nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in Vernehmungen ein, dass Fleisch in der Firma BERGER WILD umdatiert und Tiefkühlware als Frischfleisch verkauft wird (Teil III: siehe unter Dezember 2006)

Mehr zu dieser Geschichte unter Berger-Wild: kleine Unternehmensgeschichte einer bayerischen Gammelfleischfirma


17.02.2006

Schlachtabfälle als Fleisch verkauft, Teil II
Am 17.02.2006 erhebt die Staatsanwaltschaft Memmingen Anklage: Rolf KECK, Geschäftsführer von KOLLMER FLEISCH UND KÜHLHAUS GmbH soll 35 Mal genussuntaugliche Schweineschwarten an Lebensmittelhersteller in Italien, Frankreich und Deutschland geliefert haben. In 34 weiteren Fällen hat soll er genussuntaugliche Geflügelkarkassen an drei deutsche Lebensmittelhersteller geliefert haben. Hier geht die Staatsanwaltschaft auch von Betrug aus, da die Hersteller nicht wussten, dass es Schlachtabfälle sind (Teil III: siehe unter Dezember 2006)


Juni 2006

D&S FLEISCH
D&S ist der größte Fleischproduzent im Landkreis Cloppenburg. Vor drei Jahren ermittelte die Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen die Geschäftsführer Herbert DECKMANN und Joachim SCHOLTEN und ihren Subunternehmer Wilfried I. Es entstand damals ein Telefonprotokoll über katastrophale hygienische Zustände über rumänische Arbeiter, die hinter Kisten ihre Notdurft verrichteten und sich nicht die Hände wuschen. Im Sommer 2005 stellte die Staatsanwaltschaft fest, dass 133 Arbeiter mit gefälschtem Gesundheitszeugnis ausgestattet sind.
Im Juni 2006 entstehen im Geschlinge-Kühlhaus bei D&S Fotos. Auf ihnen kann man sehen, wie Lungen, Leber und Speiseröhren von geschlachteten Tieren zwischengelagert werden. An den Wänden und Türen kleben Dreck, Blut und Schimmel. In den Toiletten sind Blutschmieren auf dem Boden, gemischt mit Kot. Die Fotos wurden nach der nächtlichen Hygienekontrolle gemacht (die Kontrolle wird jede Nacht vom amtlichen Fleischkontrolleur gemacht). Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg leitet ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoß gegen das Fleischhygienegesetz ein


Juni 2006

Verdorbenes Geflügelfleisch verkauft, Teil II
Der Geflügelfleischhändler Alfons BÜNNEMEYER wird zu einer Haftstrafe von 4 Jahren und 3 Monaten, sowie zu 5 Jahren Berufsverbot verurteilt. Er war am 03.11.2005 in einen Gammelfleischskandal verwickelt. Im September 2006 wird er seine Haftstrafe antreten


22.06.2006

Gammelfleisch-Händler Domenz, Teil I
Am 22.06.2006 bestätigt die Essener Staatsanwaltschaft, dass gegen neun Fleischfirmen im In- und Ausland ermittelt wird. Es sind vier Firmen aus Tschechien und der Schweiz und fünf aus Deutschland. Sie sollen bei DOMENZ Stichfleisch gekauft und in den Handel gebracht haben. Der größte Abnehmer soll eine Firma in Vechta sein: mit 52 Tonnen (Teil II: siehe am 26.03.07)


31.08.2006

Erneut Gammelfleisch entdeckt nach einer Razzia in einem Kühlhaus, Teil I
Nach einem anonymen Hinweis an das Landesgesundheitsamt München werden in einem Kühlhaus der Münchener Firma GEORG BRUNER KG mehrere Tonnen abgelaufenes Fleisch beschlagnahmt. Ein Großteil des Gammelfleisches wurde schon verzehrt. Es handelt sich um Wild- und Geflügelprodukte. Einige Fleischstücke haben das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits um vier Jahre überschritten. Das Fleisch hat Frostbrand, sieht grünlich und alt aus, riecht muffig und enthält Teile von Birkensamen und Erde. Darunter befinden sich auch tonnenweise Döner-Spieße. Auch 45 Tonnen verdorbenes Gemüse wurden umetikettiert sowie Muscheln aus Frankreich und Huhn aus Tschechien. Der Betrieb wird jetzt geschlossen. Zu den rund 2.500 Kunden gehören 26 Münchner Betriebe und Traditionsgaststätten, sowie Kunden in Europa. Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss im Münchner Landtag tagt zu diesem Vorfall, doch es ist unklar wer für die Kontrolle zuständig war. 16 Mitarbeiter werden vernommen und Papiere beschlagnahmt. Gegen den Inhaber der Fleischzentrale wird wegen Betrugsverdacht und Verstößen gegen das Lebensmittelrecht ermittelt. Georg BRUNER begeht Anfang September zu Hause Selbstmord. Sein Motiv für den Skandal war die bevorstehende Insolvenz seiner Firma. Der Fahrer Reinhardt NEFF gab den Hinweis, weil er als Fahrer von den Abnehmern immer wieder wegen der Qualität des ausgelieferten Fleisches beschimpft wurde. Am 08.08.2006 geht er zur Polizeiinspektion Gröbenzell und macht Angaben zu den Zuständen in der Firma (Teil II: siehe am 11.09.06)


September 2006

Reiß Fleischzentrale
Ein Koffer löst die Überprüfung in der Firma REIß FLEISCHZENTRALE aus: Ein Pilzsucher hatte den Koffer in einem Waldgebiet in Bernried (Bayern) gefunden und diesen bei der Polizeiinspektion in Plattling (Bayern) abgegeben. Der Eigentümer des Koffers ist Sebastian WEIKL, ein Angestellter der Firma REIß-FLEISCHZENTRALE. In dem Aktenkoffer findet die Polizei persönliche Gegenstände, aber auch handschriftliche Notizen, die auf Verstöße gegen die lebensmittelrechtlichen Vorschriften hinweisen. Der als Zeuge geladene WEIKL bestätigt die schriftliche Dokumentation. Daraufhin wird die REIß-FLEISCHZENTRALE, das Privatanwesen, das Kühlhaus MUK in Regensburg und das Kühlhaus Bayerwald in Ruderting (Bayern) durchsucht. Das Privatanwesen wird durchsucht, da der WEIKL aussagt, dass sich unter der Garage ein Kühlraum befindet, welches dem Veterinäramt nicht bekannt sei. Es werden 3,2 Tonnen Fleisch (verschiedene Wilds-und Geflügelsorten) sowie Rindfleisch gefunden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum des Rindfleischs und Geflügels ist seit 2 Jahren abgelaufen. Im Kühlhaus Ruderting findet man 3,5 Tonnen Fleisch, bei dem vor allem beim Rind das Mindesthaltbarkeitsdatum teilweise seit Dezember 2003 abgelaufen ist. Bei einer Gesamtmenge von 3,2 Tonnen Fleisch werden insgesamt 0,8 Tonnen mit abgelaufenem und 1,2 Tonnen ohne Mindesthaltbarkeitsdatum gefunden. Das am längsten abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum lautete Dezember 2003


01.09.2006

Weiteres Gammelfleisch in Bayern entdeckt
Bei Razzien in einer Schlachterei in Deggendorf (Bayern) sowie in zwei Kühlhäusern in Passau und Regensburg stellen bayerische Behörden 37 Tonnen Fleisch sicher. Darunter befinden sich 3,5 Tonnen gefrorenes Rindfleisch, von dem ein Teil bereits seit 2003 in der Firma lagert. Die Behörden entziehen dem Betrieb die Zulassung. Das Fleisch sollte via Holland nach Hongkong verschifft werden. Unter einer Garage in Deggendorf finden Ermittler eine weitere Tonne Fleisch


11.09.2006

Erneut Gammelfleisch entdeckt nach einer Razzia in einem Kühlhaus, Teil II
Bei einer Routinekontrolle in einem Kühlhaus in Frankfurt am Main finden Kontrolleure 25 Tonnen hochgradig verdorbenes Rind- und Schweinefleisch. Nach Angaben des Umweltministeriums in Wiesbaden handelt es sich hierbei um Fleisch von der GEORG BRUNER KG. Das Rindfleisch war nur bis Juli 2005 gültig, nicht tiefgefroren und die Etiketten mit dem Haltbarkeitsdatum zum Teil entfernt worden. Das Schweinefleisch weist Gefrierbrand auf.
Es stammt aus Litauen (Rind) und Frankreich (Schwein)


11.09.2006

Gammelfleisch auch in NRW entdeckt
Bei der Kontrolle des Kühlhauses eines Gastronomie- Großhändlers in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) werden 15 Tonnen überlagertes Frisch- und Tiefkühlfleisch sowie Tiefkühlgemüse gefunden. Von den beanstandeten Waren soll nichts in den Handel gelangt sein. Gastronomie-Großhändler Dr. FRANKEN soll das Fleisch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums günstiger weiterverkauft haben


15.09.2006

Gammel allerorten
Nachdem sich ein Kunde beim Veterinäramt über den Döner-Fabrikanten KAPLAN in Berlin beschwert, durchsuchen Ermittler des Landeskriminalamtes dessen Firmenräume und beschlagnahmen rund 4 Tonnen vergammeltes Kalbsfleisch. Das Fleisch stammt aus Spanien und Frankreich, wurde jedoch als Berliner/Brandenburger Ware etikettiert. Der Unternehmer Remzi KAPLAN muss 40.000€ Strafe zahlen.
In einer Lagerhalle in Baden-Württemberg werden mindestens 10 Tonnen Fleisch entdeckt, das teilweise schon seit 1999 abgelaufen ist.
Ein Catering-Unternehmen aus Bad Windsheim (Bayern), das unter Gammelfleisch-Verdacht steht, bewirtet beim Papst-Besuch kirchliche Würdenträger und Pilger. Es ist jedoch nicht bekannt, ob den Gästen verdorbenes Fleisch serviert wurde. Die Firma bestreitet alle Vorwürfe. Das Unternehmen gerät unter Gammelfleisch-Verdacht, nachdem Polizisten einen überladenen Transporter des Unternehmens stoppen und darin mehr als eine halbe Tonne verdorbenes Fleisch und Fisch entdecken


25.09.2006

Der Fall Uwe DOMENZ
Report Mainz greift den Fall vom 27.Oktober 2005 auf, als man der Redaktion Bildmaterial zugespielt hatte: "Neuer Gammelfleisch-Skandal – Wie Schlachtabfälle in die Wurst kamen"


Oktober 2006

Gammelfleisch in Hamburg
Nachdem ein Gast in einem Lokal grünliches Roastbeef beanstandet, durchsuchen Kontrolleure eine Schlachterei in Hamburg-Stellingen und entdecken 5,5 Tonnen verdorbenes Fleisch: Roastbeef, Gänse- und Zungenfleisch, Entenfilet. Gegen die Geschäftsführer wird Strafanzeige erstattet. Die Brüder Kurt K. und Gerhard K. müssen später jeweils eine Geldbuße von 9.600€ und 6.300€ zahlen


31.10.2006

Muffiges Fischfilet und Hähnchen mit Gefrierbrand
Nachdem eine Frau dem Landratsamt Regen in Bayern einen anonymen Hinweis über die Lieferung von verdorbenem Schweinenacken an ein Gasthaus in Niederbayern gibt, wird die in Frage kommende Gastronomie-Handelsgesellschaft kontrolliert. Dabei entdecken Kontrolleure verdorbene Fleischwaren. Es handelt sich um muffige Fischfilets sowie Hähnchen und Schweinshaxen mit Gefrierbrand. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist teils seit fünf Jahren abgelaufen.


08.11.2006

Gammelfleisch im türkischen Supermarkt
Bei einer Routinekontrolle in einem türkischen Supermarkt in Aschaffenburg (Bayern) werden ca. 1,5 Tonnen Gammelfleisch (verdorbenes Lamm, Rind- und Hühnerfleisch) entdeckt. Ein Teil steht im Verkaufsraum, der Rest noch im Lager. Ob die Ware umetikettiert wurde, ist nicht klar. Die Fleischabteilung wird nach dem Fund sofort geschlossen. Bereits im Sommer 2006 wurde gegen den Supermarktbetreiber aufgrund Hygienemängel Strafanzeige gestellt und ein Verfahren eingeleitet. Nach einer Schädlingsbekämpfung durfte das Geschäft jedoch wieder öffnen. Der Prozess gegen den Supermarktbetreiber platzt aufgrund der Voreingenommenheit eines Schöffen.


10.11.2006

Wieder Gammelfleisch in Bayern entdeckt
In einem Kühlhaus in München wird wieder völlig überlagertes, ungenießbares Fleisch (zwischen 3 und 5 Tonnen) mit teils abgelaufenem Haltbarkeitsdatum entdeckt. Bei mehreren Proben werden geruchliche und farbliche Veränderungen, sowie Gefrierbrand festgestellt. Obwohl den Landes-Behörden seit Wochen ein anonymer Hinweis vorliegt, unternehmen sie nichts. Erst aufgrund eines weiteren anonymen Hinweises - diesmal an die Münchner Stadtbehörden - wird nach dem Gammelfleisch gesucht. Außer Fleisch findet man auch vergammeltes Gemüse und Brot


Dezember 2006

Schlachtabfälle als Fleisch verkauft, Teil III
Der Geschäftsführer der DEGGENDORFER FROST GmbH, Rolf KECK, erhält nach seinem Strafprozess vor dem Memminger Landgericht eine Haftstrafe von 4 Jahren und 3 Monaten sowie ein Berufsverbot von drei Jahren und sechs Monaten. Rolf KECK war im Oktober 2005 in einen Gammelfleischskandal verwickelt (Teil I: siehe am 14.10.05, Teil II: siehe am 17.02.06)


Dezember 2006

Ungenießbares Wildfleisch entdeckt , Teil III
Im Dezember 2006 wird BERGER zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die bayerischen Behörden waren bereits seit 1 ½ Jahren über die Manipulationen der BERGER WILD GmbH informiert, unternahmen jedoch nichts (Teil I: siehe am 24.04.04, Teil II: siehe am 24.01.06)


16.12.2006

10.000 Würstchen auf Weihnachtsmarkt beschlagnahmt
Auf einem Berliner Weihnachtsmarkt am Opernpalais werden 10.000 Würstchen beschlagnahmt. Der Verdacht: Gammelfleisch. Die Öffentlichkeit wird erst Tage später informiert. Später stellt sich heraus, dass die Ware völlig in Ordnung ist


16.12.2006

Polizei kontrolliert Lkw mit Gammel-Döner für Spanien
Nach einem anonymen Hinweis beschlagnahmt die Polizei in Berlin drei Tonnen falsch gelagertes und etikettiertes Kalb- und Geflügelfleisch. Der Hinweisgeber informiert das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt Mitte (Berlin) darüber, dass im Großmarkt Beusselstraße möglicherweise Gammelfleisch gelagert wird. In einem Laster, der keine Kühl-Aggregate besitzt, findet die Polizei die Döner-Spieße. Ursprünglich sollten die Spieße nach Spanien gehen und sind auf dem Großmarkt nur umgeladen worden.


Februar 2007

Gammelfleisch aus Italien
In Schwaben (Bayern) werden im Kühlhaus eines Fleischhändlers mehrere Tonnen Gammelfleisch entdeckt. Das Fleisch stammt aus Italien und soll zum größten Teil nach Frankreich und Russland geliefert werden.


20.02.2007

Gammelfleisch sollte nach Konstanz
Die Polizei zieht rund 250 Kilogramm Fleisch einer bayerischen Großschlachterei wegen mangelnder Kühlung aus dem Verkehr


26.03.2007

Gammelfleisch-Händler DOMENZ zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, Teil II
Wegen des Handels mit rund 400 Tonnen (2004 und 2005) ungenießbaren und falsch etikettierten Fleisches verurteilt das Landgericht Essen den 40-jährigen Uwe DOMENZ zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe. Außerdem verhängen die Richter ein dreijähriges Berufsverbot. Bundesweit hat der Fleischhändler rund 70 Betriebe mit dem beanstandeten Fleisch, unter anderem mit 80 Tonnen Putenhackfleisch beliefert, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war. Zudem soll er mit "Stichfleisch" vom Schwein gehandelt und die Ware unter falscher Bezeichnung „Schweinefilet“ verkauft haben. Straußenfleisch soll als Rinderfleisch verkauft worden sein, außerdem Spanferkel, die kein Mindesthaltbarkeitsdatum hatten. Das Urteil lautet: gewerbsmäßiger Betrug, Verstoß gegen das Lebensmittelrecht und Urkundenfälschung.


13.04.2007

Gammelfleisch - und kein Ende
Durch Zufall wird fast eine Tonne unhygienisch gelagertes Fleisch in Berlin sichergestellt. Ein Kleintransporter, der deutlich zu schnell fährt, wird von der Polizei angehalten. Die Beamten stellen fest, dass der Fahrer keine Papiere über Herkunft und Art des Fleisches bei sich hat. Im Fahrzeuginneren werden dann gravierende Mängel und ein schlechter hygienischer Allgemeinzustand festgestellt. Das Fleisch wird vernichtet.


16.04.2007

Möglicher neuer Fleischskandal in Niedersachsen
Filmaufnahmen aus einer Schlachterei SCHWARTING VIEH FLEISCH HANDELS GmbH in Ganderkeese, Kreis Oldenburg in Niedersachsen wurden dem ARD-Politmagazin Report Mainz bzw. dessen Redakteur Adrian PETER, zugespielt, der sich bereits mehrfach mit dem Thema Ekelfleisch beschäftigt hatte. Sie Staatsanwaltschaft überprüft die Informationen und das Material.
Diese legen gravierende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und hygienische Missstände nahe. Die Polizei, Veterinärbehörden und die Staatsanwaltschaft durchsuchen den Betrieb. Die Oldenburger Staatsanwaltschaft ermittelt, da der Verdacht besteht Kadaverfleisch verarbeitet zu haben. Bereits 2004 wurde wegen ähnlicher Vorwürfe ermittelt. Ein Fahrer hatte damals die Polizei über ekelerregende Zustände informiert. Bis zu 10 Stunden hat es gedauert, bis notgeschlachtete Tiere im Betrieb verarbeitet wurden. Auch bereits tote Tiere wurden geschlachtet. Gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 2.000 Euro stellt die Oldenburger Staatsanwaltschaft das Verfahren dann aber ein. Die Kreishandwerkerschaft hatte aufgrund der Aussagen der ehemaligen Mitarbeiter Strafanzeige gestellt.
Die Report Mainz zugespielten Filmaufnahmen zeigen diese gravierenden Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und hygienische Mängel und Gesundheitsgefährdung im Bild. So werden vier tote Kühe aus dem Anhänger gebracht, zwei andere Kühe verbringen über 4 Stunden im Anhänger, bevor sie geschlachtet werden. Ein Mitarbeiter reitet auch auf einem Schaf und ein anderes Schaf wird über dem Boden geschliffen.
Das Fleisch wurde in die neuen Bundesländer, an Döner- und Wurstproduzenten geliefert. Ein ehemaliger Mitarbeiter erhebt schwere Vorwürfe, in denen illegale Krankschlachtungen statt finden und Verarbeitungen von Tieren, bei den Tieren hat sich bereits Leichengift entwickelt. Die Amtsveterinäre wurden regelmäßig über den Zustand getäuscht. BSE-Proben und Innereien wurden ausgetauscht, damit das Tier nachher als tauglich gestempelt wurde. Für die Verbraucher ist es gesundheitsgefährdend, da kranke Tiere immer Bakterien hat und diese dann in den Magen-Darm des Menschen gelangen.
Report Mainz
zeigt die Bilder. Die Firma wehrt sich dagegen, der Film wird deshalb nach der Ausstrahlung gesperrt und darf nicht wieder gezeigt werden. Das DokZentrum hat eine Mitschrift des Filmberichts gemacht: "Neuer Fleischskandal: Werden Kadaver zu Lebensmitteln verarbeitet?"


22.04.2007

18 Tonnen Gammelfleisch entdeckt
In Brandenburg werden 18 Tonnen verdorbenes Geflügelfleisch entdeckt. Nach Hinweisen aus einer Konservenfabrik in Neuruppin, in der Mitarbeiter eine Verfärbung des Fleisches festgestellt hatten, wird die Ware aus dem Verkehr gezogen. Später stellt sich heraus, dass die Firma als Zwischenhändler fungiert hat und das Fleisch ursprünglich von der Firma Tiefkühlcenter SCHERMBECK GmbH, Kreis Wedel stammt


16.05.2007

Polizei stoppt Gammelfleisch-Transporter
Während der Kontrolle eines Autos mit Anhänger bei Kist (Bayern), finden Polizisten im Anhänger 500 Kilogramm ungekühltes und zum Teil nicht abgedecktes Schweine- und Rindfleisch. Die Fracht vom Schlachthof SCHEFFLENZ soll zu einer Dorfmetzgerei im östlichen Landkreis Würzburg gebracht werden. Das Fleisch wird daraufhin sofort aus dem Verkehr gezogen


25.05.2007

Behörden entdecken fünf Tonnen Gammelfleisch
Deutsche Behörden stellen in Berlin fünf Tonnen teilweise aufgetautes Gammelfleisch (Pute) aus Polen sicher. Das Fleisch sollte in Berliner Gaststätten serviert werden. Das Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt ermittelt die genaue Herkunft des Fleisches. In den Begleitpapieren ist der Hersteller nicht angegeben. Zuvor hatte auch Russland minderwertiges Fleisch aus Polen reklamiert.


11.07.2007

Polizei stellt eine Tonne Ekel-Wurst sicher
Bei einem Großhändler entdecken Ermittler rund eine Tonne Fleisch und Wurst, die für die Tierkörperbeseitigungsanlage gedacht sind. Die Firma belieferte etwa 70 Betriebe (Altenheime, Großküchen, Hotels). Die Produkte sind schimmelig und Haltbarkeitsdaten sind entfernt oder überschritten worden


Juli 2007

Döner-Ekelfleich für Berlin: eine eingespielte Produktions- und Lieferkette

Ende 2006 importierte die italienische Fa. L’Altra Carne über die deutsche EXPIM GmbH tonnenweise ranzige Fleischlappen und sonstigen K 3-Abfall, der als nächstes bei der englischen Fa. Meat and More landete, die sich heute Interfleisch nennt. Die verkaufte die Abfälle erneut: an die Fa. SONAC in Schleswig-Holstein in Bad Bramstedt, einem amtlich zugelassenen Spezialverwerter für Schlachtabfälle – eine Tochterfirma von Europas größtem Fleischverarbeiter, der niederländischen Firma VION N.V..

Offiziell bzw. laut Rechnungsbelegen ging das Fleisch von dort an eine kleinere K 3-Verarbeitungsfirma namens Madrigo in Belgien. Tatsächlich beauftragt im Juli 2007 die niederländische Tochterfirma SONAC die Fa. Europalogistik Zeh aus dem schwäbischen Schlierbach bei Göppingen, die K 3-Ware nach Wertingen in Bayern zu transportieren. Empfänger: die Fa. Wertfleisch GmbH. Wertfleischhat keine Lizenz, K 3-Abfälle zu entsorgen. Wertfleisch beliefert aber fast ganz Berlin mit Dönerfleisch – über die Fa. BEYSAN Fleischwarenherstellung GmbH. Das Ganze ist eine eingespielte Lieferkette. Mit mehreren hunderten Tonnen. Und das schon lange. Die Anzahl der daraus produzierten „Döner“ geht in die Millionen – Berlin ist eine große Stadt.

Miroslaw STRECKER, gelernter Fleischer, der 1978 in der DDR seinen LKW-Führerschein gemacht hatte und kurz vor dem Mauerfall in den Westen geflohen war, weil er dort als politisch „unzuverlässig“ galt, heute aber wieder in der Nähe von Cottbus lebt, kommt mit seinem LKW gerade von einer Spanientour, bevor er nach Bad Bramstedt zur Fa. SONAC beordert wird. Dort angekommen nimmt er neue Ladung auf: ausweislich der Ladepapiere: „K 3 – Schlachtabfälle“.
Im 750 km entfernten Wertingen/Bayern fährt er mit seinen 11,4 Tonnen bei der Fa. Wertfleisch vor, einer „Wurst- und Fleischfabrik“. STRECKER wundert sich. Als er aufgefordert wird, seinen LKW so an die Rampe zu fahren, dass er von Dritten nicht eingesehen werden kann und der Geschäftführer höchstselbst das Ausladen übernimmt und auf seine Mithilfe verzichtet, kommt Strecker ins Grübeln. Erst recht als er sieht, wie der Geschäftsführer hastig die „K 3“ – Etiketten von jedem Karton auf den Paletten abreißt.
STRECKER befällt eine düstere Ahnung, was mit seiner Lieferung geschieht. Das kann er nicht zulassen. Er muss aber weiter nach Ulm. Dort angekommen, ruft er den Notruf „110“ der Polizei. Die erklärt sich für nicht zuständig, hat auch keine Ahnung, an wen man sich da wenden könnte. Man nennt ihm die Telefonnummer der Industrie- und Handelskammer. Dort verweist man ihn an die Gewerbeaufsicht. Die reagiert schnell - sie ist, weil viele Kilometer von Wertingen entfernt, nicht unmittelbar zuständig für die Fa. Wertfleisch. Die Aufsichtsbeamten schicken aber ein Polizeiaufgebot zur „Wertfleisch GmbH Wurst- und Fleischfabrik“. Die Beamten finden keinerlei K 3- Ware (mehr). Nur tonnenweise Dönerfleisch. Als sie telefonisch bei STRECKER nachfragen, faxt der den Lieferschein. Die „Wurst- und Fleischfabrik“ wird vom Staatsanwalt noch am selben Tag geschlossen.

STRECKER wird noch im selben Jahr geehrt. Horst SEEHOFER, zu dieser Zeit Bundesminister für Landwirtschaft und Forsten sowie Verbraucherschutz überreicht ihm im Oktober 2007 die „Goldene Plakette“ für seine Zivilcourage. Er lobt das „außergewöhnliche Maß an Gemeinsinn“ und erklärt, dafür zu sorgen, dass Menschen, die auf Missstände hinweisen, gesetzlich geschützt werden. Er macht sogar einen Gesetzesvorschlag für einen neuen § 612 a BGB, der solche Hinweisegeber (Whistleblower) schützen soll. Das Vorhaben scheitert – am Widerstand seiner eigenen CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

STRECKER hat noch einen Auftritt bei Günter JAUCH: Im „Jahresrückblick“ von RTL kann er nochmals seine Geschichte erzählen und kommunizieren, wie wichtig beherztes und couragiertes Verhalten für alle ist: Ohne seine Hinweise wäre der Dönerfleisch-Betrug nicht aufgeflogen. Danach geraten er und das Thema wieder in Vergessenheit.
STRECKER wird krank. 11 Monate lang kann er keine LKW-Transporte übernehmen, denn seine Schultergelenke sind vom vielen Gewichteheben brüchig geworden.
Als er wieder gesund geschrieben ist, möchte sein Arbeitgeber, dass er kündigt. STRECKER sagt nein. Jetzt wird STRECKER gemobbt: Er muss plötzlich als Springer arbeiten, teilweise bis zu 20 Stunden täglich. STRECKER erkrankt im November 2009 infolge des vermehrten Stress erneut. Im Mai 2010 folgt die Kündigung – bei der internationalen Spedition „Europalogistik Zeh“ mit ihren vielen Logistik-Standorten in Deutschland und Europa sind aufrechte Mitarbeiter offenbar fehl am Platz.

Der maßgebliche Inhaber der Fa. Wertfleich, Wolfgang LERMER, wird - nach 4 Jahren am 10. August 2011 - vom Landgericht Augsburg wegen "gewerbsmäßigem Betrugs" zu 2 Jahren Haft verurteilt werden. Es ging um rund 130 Tonnen K3-Feisch - das sind 130.000 Kilogramm, die auf diese Weise in Form 'leckerer' Dönerspieße in Deutschlands Hauptstadt Berlin gelandet waren.

Mehr über den Vorfall und das weitere Schicksal des LKW-Fahrers finden Sie unter www.ansTageslicht.de/Strecker


07.09.2007

Noch ein Döner-Skandal
In Schleswig-Holstein (Lägerdorf) verarbeitet die Firma Yusun Döner Fabrikation GmbH seit Dezember 2006 über 40 Tonnen Ekel-Fleisch zu Döner. Nach einem Tipp eines Mitarbeiters wird der Geschäftsführer verhaftet und legt ein Geständnis ab.
Der Geschäftsführer Haydar YUSUN erhält eine eineinhalb-jährige Freiheitsstrafe. Sein Lieferant muss wegen Beihilfe eine Geldstrafe von 12.600€ zahlen. Außerdem muss YUSUN Insolvenz anmelden


14.09.2007

Gammelfleisch entdeckt
Während einer Routinekontrolle entdecken Lebensmittelkontrolleure in einem Gastronomiebetrieb in Konstanz 34 Kilogramm Gammelfleisch. Das Putenfleisch wird sichergestellt und entsorgt


19.09.2007

Gammelfleisch-Chef hinter Gittern, Teil III
Der 65-Jährige Geschäftsführer einer Firma, die im Dezember 2003 in einen Gammelfleisch-Skandal verwickelt war, wird zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Firmenname oder Chefname wird nicht bekannt gegeben (Teil I: siehe am 01.12.03, Teil II: siehe am 01.11.05)


11.10.2007

600 Kg Gammelfleisch sollte zu Wurst verarbeitet werden
Im Rahmen einer lebensmittelrechtlichen Betriebsüberprüfung werden im Kühlraum eines kleineren fleischverarbeitenden Betriebes in Allensbach (Baden-Württemberg) etwa 600 Kg nicht gekennzeichnetes, wertgemindertes und teilweise hochgradig verdorbenes Fleisch vorgefunden. Das Fleisch sollte zur Produktion von Wurstwaren verwendet werden. Die Ware ist teilweise in nicht abgedeckten Kisten gelagert. Desweiteren werden 143 Wurstdosen mit aufgewölbten Deckeln, zusätzlich mehrere Sorten verdorbene Würste und Schinken vorgefunden. Der Betrieb erhielt Fördermittel vom Naturschutzprojekt „Plenum“. Plenum und das Landratsamt fordern nun diese Mittel für das Jahr 2007 zurück. Die genaue Summe ist nicht bekannt. Außerdem droht dem Besitzer eine Geldstrafe, wenn nicht sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr.


05.12.2007

Verdorbenes Putenfleisch im Handel?
Der niedersächsische Geflügelhändler HEIDEMARK soll verdorbenes Putenfleisch in den Handel gebracht haben. Die Metro-Gruppe hat bereits alle Lieferungen aus den Regalen genommen. Auch Aldi und Lidl haben angekündigt, gleiches zu tun. Das Geflügelfleisch soll aus Polen stammen. Die Firma HEIDEMARK und ihr Anwalt Walter SCHEUERL weisen die Anschuldigungen zurück. Amtliche Untersuchungen der sichergestellten Fleischproben durch das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ergeben später, dass das Putenfleisch einwandfrei ist und nicht aus Polen stammt.
Die Firma stellt Strafanzeige wegen Verleumdung gegen 3 Ex-Mitarbeiter. Diese bleiben trotz allem bei ihrer Aussage und bestätigen, dass sie eigenhändig viele Tonnen verdorbenes Fleisch aus Polen umgepackt oder unter frische Ware gemischt hätten. Die Vorwürfe wurden erst gegen das Unternehmen erhoben, nachdem die Angestellten entlassen wurden. HEIDEMARK beschuldigt die Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG) eines Rachefeldzuges aufgrund der Entlassung der drei Mitarbeiter.
Vor 17 Monaten hatte HEIDEMARK in Ahlhorn (Niedersachsen) 200 Arbeiter wegen der Schließung des Bereichs Zerlegung und Verpackung entlassen. HEIDEMARK verlangt von der NGG jetzt Schadensersatz in Höhe von 7 Millionen Euro. Außerdem kündigt das Unternehmen an, die Ex-Mitarbeiter wegen Rufmordes anzuzeigen.
Der Staatsanwaltschaft Oldenburg liegen mittlerweile fünf eidesstattliche Versicherungen von HEIDEMARK-Mitarbeitern vor, die noch in dem Betrieb beschäftigt sind. Sie versichern, dass unter ihrer Verantwortung niemals mangelhaftes Fleisch verpackt wurde.
Im Laufe des Verfahrens sagen allerdings weitere Zeugen aus, dass sie Ware neu etikettiert haben.
Die Ermittlungen werden eingestellt, weil die Proben „einwandfrei“ waren. Es stellt sich aber heraus, dass die Proben in mehreren Kühlhäusern nicht sensorisch einwandfrei waren und das Mindesthaltbarkeitsdatum lange abgelaufen war. Die Staatsanwaltschaft soll das Ergebnis der sensorischen Tests verschwiegen haben, da sie HEIDEMARK nicht nachweisen können, dass es bei der Ware eine Unterbrechung der Kühlkette gab. Das Verfahren hat im Dezember 2007 begonnen und wurde Ende 2007 eingestellt, weil Gammelfleisch nicht nachzuweisen war


21.01.2008

Vergammelte Schweineköpfe zu Wurst verarbeitet, Teil I
Der Wurstfabrikant, die Fa. BFZ Brägeler Fleischzerlegung GmbH in Lohne (Niedersachsen), verarbeitet tonnenweise vergammelte Schweineköpfe zu Wurst. Der ehemalige Geschäftsführer Josef HARTKE ist der größte Abnehmer der Schlachtabfälle von Uwe DOMENZ, der im Dezember 2007 unter anderem wegen Betrugs zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Auch Josef HARTKE ist bereits wegen Handels mit Schlachtabfällen vorbestraft.
Fünf rumänische Mitarbeiter haben mit Handyfotos die vergammelten Schweineköpfe fotografiert, sich an das ARD-Politmagazin Report Mainz gewandt und geben eine eidesstattliche Erklärung bei der Staatsanwaltschaft ab. Sie berichten, dass von Dezember 2007 bis Januar 2008 wöchentlich rund 4 Tonnen stark stinkende, verschimmelte und vereiterte Schweineköpfe für die Wurstproduktion zerlegt werden.

Das Fleisch wurde von den Köpfen gelöst und mit genießbarem Fleisch gemischt und gefroren worden. Der Verkauf geht an Wurstproduzenten in Deutschland, Rumänien und Russland. Das Fleisch wurde nur am Wochenende verarbeitet, um den Kontrollen zu entgehen. Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchen den Betrieb, es wird jedoch kein verdorbenes Fleisch gefunden – man hatte es in einem externen Kühlhaus in Bakum gelagert.
In diesem finden die Ermittler rund 7 Tonnen verdorbene Schweineköpfe, Schweinebacken und Schweineschnauzen. Gegen die Firma wird am 12.02.2008 ein Handelsverbot verhängt werden. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg wird außerdem am 16.10.2008 Anklage gegen drei Verantwortliche erheben. Es liegt auch ein heimliches Handyvideo eines Arbeiters vor. Das Video lässt die Aussage der Rumänen glaubwürdig erscheinen.
Hinter der BFZ steht das Nachfolgeunternehmen: die Firma Hartke, hinter der die Familie HARTKE steht. Geschäftsführer der BFZ ist Ludger HARTKE. Die Anklage richtet sich gegen Josef HARTKE und seine zwei Söhne wegen Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch. Josef HARTKE Senior ist bereits wegen Handel mit Schlachtabfällen vorbestraft. 2004 und 2005 bezog er von Uwe DOMENZ rund 130 Tonnen sogenanntes Stichfleisch der Kategorie 3 ("K3").
Der Fa. BFZ wird am 18. Februar die EU-Zulassung entzogen. Die Firma hat den Betrieb inzwischen unter neuem Geschäftsführer wieder aufgenommen (Teil II: siehe am 16.10.08).
Erneut geht Report Mainz auf Sendung: "Neuer Gammelfleischskandal: Schwere Vorwürfe gegen einen Wurstfabrikanten"


16.04.2008

Neuer Fleischskandal in Bayern?
Staatsanwaltschaft und Lebensmittelprüfer decken in Bayern (Würzburg) einen weiteren Skandal auf. Ein unterfränkischer Betrieb etikettiert Schlachtabfälle wie Rinderhäute um und verkauft diese als Lebensmittel weiter. Ein Großteil soll nach Baden-Württemberg verkauft worden sein. Dem Betrieb wird die Zulassung entzogen.


14.10.2008

Gammelfleisch bei Razzia in Bayern gefunden
In der schwäbischen Gemeinde Tapfheim in Bayern wird ein Viehhandels- und Schlachtbetrieb nach einer Razzia geschlossen. Alles vorhandene Fleisch wird vorläufig beschlagnahmt und muss beseitigt werden. Gesundheitsgefährdendes Fleisch sei nicht in den Handel gekommen, heißt es.


16.10.2008

Vergammelte Schweineköpfe zu Wurst verarbeitet, Teil II
Der Wurstfabrikant BFZ Brägeler Fleischzerlegung GmbH aus Lohne (Niedersachsen) war am 21.01.2008 in einen Gammelfleischskandal verwickelt. In der Firma sollen tonnenweise vergammelte Schweineköpfe zu Wurst verarbeitet worden sein. Gegen den ehemalige Geschäftsführer Josef HARTKE und seine zwei Söhne hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anklage erhoben. Die drei Angeschuldigten bestreiten die Vorwürfe bzw. haben sich bislang nicht zur Sache eingelassen.


Danach

Die Fleischeslust der Deutschen und der Hunger nach Profit, gerade in Deutschland, machen das Geschäft ungemein lukrativ. Immer mehr Fleisch, auch für das Ausland und t.w. bis hin nach China, wird hier produziert und exportiert. Die Produktionsstätten ähneln immern mehr perfektionierten Fließbändern, bestückt vielfach mit Arbeitern aus Osteuropa - Deutschland wird zur Lohnenklave in Europa und ab 2012 führen immer mehr EU-Mitgliedsstaaten Klage darüber, was die Gewerkschaft NGG schon länger anprangert: die deutschen Dumpinglöhne. Und die daraus resultierenden Wettbewerbsverzerrungen. Begünstigt durch den Umstand, dass es zu Zeiten der schwarz-gelben Koalition keinen flächendeckenden Mindestlohn gibt. Der kommt erst mit der Großen Koalition ab Ende 2013 (mehr unter Thema Mindestlohn).

Lukrativ ist das Geschäft aber auch in anderen Ländern, insbesondere wenn man billigere und deshalb falsch deklarierte Ware benutzt, vorzugsweise wiederum aus Osteuropa, das Fleisch dann u.a. aus steuerlichen Gründen durch verschiedene Unternehmen schleust, aber auch um Herkunftsspuren zu verwischen, und das Endprodukt dann adrett verpackt in die Kühlregale von Supermarktketten steckt.

So geschehen bzw. so ans Tageslicht gekommen Anfang 2013, als man in Großbritannien in Tiefkühlkost verarbeitetes Pferdefleisch entdeckt: 2,8 Millionen Tiefkühlpackungen an Lasagne, Cannelloni oder Moussaka. Hersteller: die luxemburgische Fa. Tavola. Die Aufregung ist riesengroß. Europaweit.
Und so sah der Weg des Fleisches durch Europa bzw. so sehen die steuerlichen Geschäftsverbindungen der an diesem Geschäft Beteiligten aus, wie es das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL rekonstruiert hat (siehe aktives Bild mit Link ins SPIEGEL-Archiv).

So gesehen vermittelt diese "unendliche" Chronologie, die auf nur wenige Jahre abgestellt hat, tatsächlich nur einen kleinen Einblick in ein offenbar nachhaltiges Problem. Ohne derzeit absehbares Ende.


(SH, EJ, SM)