Ehemalige GeStaPo-Zentralen in Deutschland: Ein Überblick


Beispiel Berlin
: Lange Jahre ein unübersichtliches Schmuddelareal für Go-Kart-Autos am 'Stadtrand' des Berliner Stadteils Kreuzberg und direkt an der Mauer gelegen, wurde dieses Gelände nach dem Mauerfall 1989 zu einem der zentralen Orte in der neuen Bundeshauptstadt - visavis vom heutigen Abgeordnetenhaus, dem Berliner Landesparlament, und dem Martin-Gropius-Bau, einem bekannten Ausstellungsgebäude: das ehemalige Reichssicherheitshauptamt im Dritten Reich. Hier arbeiteten eine Unzahl treuer Beamter höherer und niedrigerer Laufbahngrade, z.B. Kriminalbeamte, die alle nur ihre Pflicht taten, hier wirkte Adolf EICHMANN, hier war Heinrich HIMMLER der Chef der gesamten SS. Von diesem Ort aus wurde der Tod von Millionen Menschenleben stabsmäßig geplant, typisch deutsch organisiert und ebenso 'effizient' umgesetzt: Das Management aller Konzentrationslager lief an dieser Stelle zentral zusammen.

Um die Zentralität des Terrors als Mahnmal künftig in Erinnerung halten zu können, wurde im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Zentrums der neuen Hauptstadt Berlin dieser völlig zerstörte Ort als Gedenkstätte eingerichtet: Topographie des Terrors. Eine vergleichsweise einfache und bescheidene Gebäudehülle, innen aber funktional und mit vielen Informationen bestückt.

Beispiel Köln: Auch sehr zentral am Appelhofplatz gelegen war das heutige NS-Dokumentationszentrum von 1935 bis zum Untergang des Dritten Reichs die Zentrale der Geheimen Staatspolizei (GeStaPo). Hier wirkten die Kölner Kripobeamten, folterten und quälten Menschen, schickten die meisten per Reichsbahn in den Tod (Foto: NS-Dokumentationszentrum).

Auch in Köln wollte man nicht nur einen Ort der Erinnerung, sondern einen Platz für Ausstellungen, Forschungen, Recherchen, interaktiv nutzbare Datenbanken, Bibliothek mit Büchern und Dokumenten, Veranstaltungen, Internetprojekten und vieles andere mehr. Erinnern bedeutet Lernen.

In Stuttgart ist es das ehemalige "Hotel Silber" in der Dorotheenstrasse 10, ein heute eher fades altes Gebäude, in dem Beamte des Finanzministeriums ihren Dienst verrichten. Jetzt ist das Gebäude plötzlich und zum Erstaunen aller Stuttgarter zum integralen Bestandteil des "Da Vinci"-Projekts geworden, einem großen zusammenhängenden städtebaulichen Areal - das Kaufhaus Breuninger will sich vergrößern, einen wuchtigeren Eingangsbereich für die Kunden schaffen, neue Ministerien sollen dort siedeln, ein Luxushotel ist geplant sowie Läden zum Shoppen und edle Restaurants (siehe Luftbildgrafik der Stuttgarter Zeitung).

Es gibt aber auch andere Menschen, die etwas mit diesem Ort in der Dorotheenstrasse 10 verbindet: Zum Beispiel Caroline HATJE, Enkelin von Lina HATJE, die in Ausschitz vergast wurde. Zuvor wurde sie von der GeStaPo in Stuttgart gefangen gehalten: in der Dorotheenstrasse 10. Im "Hotel Silber" hatten die Kripobeamten ihr Domizil untergebracht.

Caroline HATJE kämpft heute für den Erhalt des Hauses - sie hatte nie die Chance, ihre Großmutter Lina kennen zu lernen.

Michael OHNEWALD hat es zu Papier gebracht: In einer finsteren Nacht.

Die Diskussionen um die Nutzungsmöglichkeiten des neuen städtebaulichen Gebiets auf der einen Seite, die Frage nach den Orten der Erinnerung auf der anderen schlägt hohe Wellen. Sogar über den Atlantik. Aus den USA meldete sich der inzwischen 81jährige Alfred KANDLER. Neun Jahre seines langen Lebens war Stuttgart seine Heimat. Und die seiner Eltern. Sie galten als "Juden" ...

Jetzt kommt er zum ersten Mal zurück nach Stuttgart. Und zu einem der Orte des Geschehens, zum ehemaligen Hotel Silber - nach 72 Jahren: Vermächtnis eines Vaters.

Wenn Sie diese Geschichte direkt aufrufen oder verlinken wollen, so geht dies am einfachsten unter www.ansTageslicht.de/Gestapozentralen.