E.ON - Kleine Unternehmensgeschichte

Der neue Konzern seit 2000

"E.ON" bzw. das kleingeschriebene Label (siehe Bild) - das ist der größte private Energieversorger Deutschlands– ein Konzern mit über 90 Milliarden Euro Jahresumsatz und rund 85.000 Mitarbeitern (Stand 2011). Ein Firmenname, der sich mittels berühmter TV-Stars (Götz GEORGE, Veronica FERRES) und als Trikotsponsor (Borussia Dortmund) ins Gedächtnis der Menschen gebrannt hat. E.ON, ein Unternehmen, das eigentlich erst sieben Jahre alt ist.
Am 16. Juni 2000 nämlich entstand aus einer Fusion von Viag AG und VEBA AG der E.ON - Konzern : das damals drittgrößte Industrieunternehmen Deutschlands. Die Fusion war die bis dahin größte der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Die beiden Vorfahren

Die 1929 ursprünglich vom Freistaat Preußen gegründeten „Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerk AG (Veba)“ wurden 1965 teilprivatisiert: die Mehrheit der Veba-Aktien wurde von der Bundesrepublik Deutschland, bis dahin alleinige Aktionärin der VEBA, an die Börse gebracht. Die erste „Volksaktie“ war geboren. 1983 und 1987 fand die Restprivatisierung des Konzerns unter der damaligen CDU-FDP-Regierung statt: die letzten 25 Prozent wurden am deutschen und internationalen Markt platziert.

Die 1923 als Holdinggesellschaft des Deutschen Reiches gegründete „Vereinigte Industrie-Unternehmungen Aktiengesellschaft (Viag)“ wurde 1986 und 1988 – bis dahin ebenfalls im Besitz des Staates - durch Verkauf aller Aktienanteile privatisiert.

Bis zu ihrer Zusammenlegung waren beide Unternehmen so genannte Mischkonzerne, die nur wenig in Energie investierten. Nach der Fusion 2000 allerdings begann sich das neue und nun viel größere Unternehmen auf die Geschäftsfelder Energie, Spezialchemie (unter Führung der VEBA-Tochter Degussa-Hüls), Telekommunikation sowie Immobilienmanagement zu konzentrieren. Geschäftszweige wie Aluminium, Distribution, Logistik, Verpackungen, Immobilien und Silizium-Wafer wurden aufgegeben.

Damit standen sieben Firmen mit einem Umsatzvolumen von 28,2 Milliarden Euro zum Verkauf. Gleichzeitig wurden immer auch wieder neue Firmen hinzugekauft.

Im April 2001 korrigierte das E.ON-Management seinen Kurs und steuerte um: in die Entwicklung zum reinen Energiekonzern. Die neuen Kernbereiche: Strom, Gas und Wasser. Alles andere wurde verkauft.

Nach Fukushima im März 2011 und der im Sommer desselben Jahres endgültig eingeleiteten Energiewende steht der Konzern nun ziemlich unvorbereitet da - die hochbezahlten Manager waren nicht im Stande, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Geschweige denn, dies vorher zu erkennen. Jetzt steht drastischer Arbeitsplatzabbau an, weil sich längst andere große Unternehmen, die innovativer und pfiffiger waren als der politisch hochgezüchtete Atomstromkonzern, Marktanteile bei den Erneuerbaren Energieträgern gesichert haben, einschließlich des dazu notwendigen Know-how.

E.ON und die Politik

Der größte Coup gelang der E.ON AG im November 2001, als die Manager dem Bundeskartellamt die Übernahme der Ruhrgas AG meldeten. Das Bundeskartellamt und die Monopolkommission allerdings befürchteten eine Wettbewerbsverzerrung und so drohte dem Konzern, dass eine Genehmigung nicht erteilt werden würde. E.ON musste also auf eine so genannte Ministererlaubnis durch den damaligen Bundeswirtschaftsminister Werner MÜLLER hoffen. Dieser jedoch sah sich als „befangen“ an, da er vor seiner politischen Karriere in der rot-grünen Bundesregierung Vorstandsmitglied beim VEBA-Konzern gewesen war.

Die Erlaubnis erhielt E.ON letztendlich durch MÜLLER’s Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Alfred TACKE. Er erteilte die Erlaubnis, indem er entschied, dass nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), „ausnahmsweise die Beschränkung des Wettbewerbs aus überwiegenden Gründen der Gesamtwirtschaft und des Gemeinwohls notwendig ist.“

TACKE wurde 2004 Vorstandschef der Fa. STEAG, einer Tochter der Fa. RAG (Ruhrkohle Aktiengesellschaft), deren Vorstandschef seit 2003 Werner MÜLLER heißt. An der RAG und indirekt an der STEAG ist u.a. E.ON beteiligt.

Aber das alles ist schon längst Geschichte ...


(mm)