VW – eine Lustreisen- und Skandalchronologie

Während Holger SPRENGER sich nach seiner Kündigung vor Gericht mit VW auseinandersetzen muss, dräut sich auf einer anderen Ebene Ungemach für den Autokonzern zusammen:

  • eine riesige Korruptionsaffäre kommt zum Vorschein
  • ehemalige VW-Angestellte sitzen im Landtag oder Bundestag, erhalten dort Diäten und parallel dazu immer noch Gehalt von VW
  • das sogenannte VW-Modell stellt sich als eine Institution heraus, die Betriebsräte und Gewerkschafter mit Viagra, Lust- und Puffreisen geködert hat.

Alles klassische Bausteine der Unternehmenskultur bei VW.

Diese Site können Sie auch direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/Lustreisen. Alle anderen damit im Zusammenhang stehenden Texte bzw. Kapitel dieser VW-Geschichte unter www.ansTageslicht.de/VW

So beginnt die Lustreisen-Geschichte:

Dezember 2003

Während sich in Kassel der im April von VW gefeuerte Mitarbeiter Holger SPRENGER mit seinem ehemaligen Arbeitgeber vor dem Arbeitsgericht um seine Kündigung streiten muss, treffen sich im Pariser Luxushotel „George V“ ein hochrangiger Betriebsrat von VW sowie der VW-Personalvorstand Peter HARTZ und dessen Adlatus Klaus-Joachim GEBAUER. Letzterer wird beauftragt, per Flugzeug ein dunkelhäutiges Mädchen aus dem edlen Lissaboner Animierlokal „Elefante Branco“ einzufliegen und am Flughafen persönlich abzuholen.
Die Lissaboner Prostituierte hatte dem VW-Mann HARTZ bereits im Herbst zu Diensten gestanden, als dieser mit dem VW-Betriebsrats-Präsidium in einer Nobelherberge in Lissabon getagt hatte. Dieses für VW normale Tagungstreffen wird erst im Juli 2005 durch die BILD-Zeitung bekannt werden


24.12.2004

Für den Heilig-Abend des Jahres 2004 hat die BILD-Zeitung aber eine andere nette Meldung parat: Der Wolfsburger Bürgermeister und SPD-Landtagsabgeordnete Ingolf VIERECK bezieht zusätzlich zu seinen Diäten ein regelmäßiges Gehalt von VW. Nach BILD-Informationen rund 3000 € monatlich – zusätzlich zu seinen sonstigen Einkommen.
VIERECK ist nicht auf der Telefonliste des Konzerns verzeichnet und hat bei VW auch keinen eingerichteten Arbeitsplatz. Volkswagen stellt dem Politiker auch einen Golf als Dienstwagen zur VerfügungFür den Heilig-Abend des Jahres 2004 hat die BILD-Zeitung aber eine andere nette Meldung parat: Der Wolfsburger Bürgermeister und SPD-Landtagsabgeordnete Ingolf VIERECK bezieht zusätzlich zu seinen Diäten ein regelmäßiges Gehalt von VW. Nach BILD-Informationen rund 3000 € monatlich – zusätzlich zu seinen sonstigen Einkommen.
VIERECK ist nicht auf der Telefonliste des Konzerns verzeichnet und hat bei VW auch keinen eingerichteten Arbeitsplatz. Volkswagen stellt dem Politiker auch einen Golf als Dienstwagen zur Verfügung


03.01.2005

Niedersachsens Ministerpräsident Christian WULFF (CDU) fordert die Offenlegung von Politiker-Nebenverdiensten.VW arbeitet unterdessen an einer europaweiten Liste von Angestellten, die ein politisches Mandat wahrnehmen.
Nach Angaben von VW erhalten Politiker kein Gehalt ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen.
Außerdem würden die Aufgaben im Unternehmen das politische Mandat nicht berühren.

Offenbar gehören die bei VW angestellten Politiker zum großen Teil zur VW-Abteilung "Regierungskontakte". Diese kümmert sich um die Lobbyarbeit in den Parlamenten und betreut zB. Gesetzgebungsverfahren in Berlin oder Brüssel, die für VW interessant sein könnten


08.01.2005

Das Magazin Focus eröffnet in seiner Ausgabe Nr. 2 das Neue Jahr mit der brisanten VW-Geschichte: "Wolfsburger Wohltaten":

Die niedersächsischen SPD-Landtagsabgeordneten Ingolf VIERECK, und Hans-Hermann WENDHAUSEN, bezogen jahrelang neben ihren Diäten ein monatliches Gehalt von VW.
Offenbar gibt es eine geheime VW-Konzernrichtline, die Mitarbeitern, die in die Politik wechseln, einen Wiedereinstieg ins Unternehmen und Lohnfortzahlungen garantiert.
Diese Extra-Versorgung könnte allerdings bald Vergangenheit sein.

"Gegebenenfalls werden wir unsere Grundsätze im Licht der aktuellen Diskussion um Mandatsträger anpassen", so ein VW-Sprecher gegenüber dem FOCUS.

Als Folge der Enthüllungen entbrennt eine öffentliche Debatte über die Offenlegung von Einkünften aus Nebentätigkeiten bei Politikern


17. Januar 2005

Zweierlei passiert an diesem Tag:

 

Zum Ersten:

VW streicht die 1990 eingeführte „Vollversorgung“ für Mitarbeiter, die in die Politik wechseln.
Das Unternehmen bestätigt die bisherige Existenz dieser strittigen Konzernrichtlinie.

Unter öffentlichem Druck nennt VW die Namen von zwei Bundestags- und vier Landtagsabgeordneten der SPD, die zuletzt in den Genuss der Lohnfortzahlung kamen.
Es handelt sich um die Bundestags-Abgeordneten Jann-Peter JANSSEN, und Hans-Jürgen UHL, sowie die Abgeordneten des niedersächsischen Landtags Günter LENZ, Ingolf VIERECK, Hans-Hermann WENDHAUSEN , sowie Hans Joachim WERNER, der im bayerischen Landtag ein Mandat besitzt.

Die Beschäftigungsverhältnisse von JANSSEN, VIERECK und WENDHAUSEN ruhen seit dem 1. Januar. LENZ und UHL gehören dem Betriebsrat an, der noch nicht entschieden hat, wie künftig verfahren werden soll. WERNERS Arbeitsvertrag ruht seit September 2001. Er war Betriebsratschef bei der VW-Tochter Audi in Ingolstadt und hatte sich 2001 unter dem Druck öffentlicher Kritik an der Doppeltätigkeit zu diesem Schritt entschieden.

Sollte sich herausstellen, dass VIERECK und WENDHAUSEN für ihre Einkünfte keine Leistungen für VW erbracht haben, drohen den beiden Politikern massive Rückzahlungsforderungen. Nach dem Abgeordneten-Gesetz in Niedersachsen muss der Landtagspräsident Nebeneinkünfte ohne tatsächliche Gegenleistung zurückfordern.

Zum Zweiten:

Der Focus trumpft mit weiteren Informationen auf:
"Gehälteraffäre: Er zahlt und zahlt und zahlt"
Der VW-Konzern finanziert nicht nur Politiker, sondern bezahlt auch IG-Metall-Funktionäre. Innerhalb VWs gibt es einen sog. „Vertrauenskörper“ der IG Metall.
Diese Gewerkschaftsfunktionäre sind vom regulären Dienst bei VW freigestellt, aber erhalten weiterhin ihr Gehalt.

Die Aufgabe im Unternehmen: Lobbyarbeit für die IG Metall.

Diese gewerkschaftliche Vertretung gibt es in allen deutschen VW-Fabriken.
Allein in Wolfsburg sind 19 VW-Mitarbeiter im IG-Metall -Sondertrupp, in Hannover sind es 5.
Konzernintern gilt die teure IG-Metall-Truppe als gänzlich überflüssig


31.01.2005

Focus hat in seiner neuen Ausgabe weitere Insider-Details aus dem VW-Konzern.
Titel: "Teure Funktionäre"

Demnach bezuschusst VW mit mehr als zehn Millionen Euro jährlich die Lobby-Arbeit der IG Metall. Konkret: Die „Vertrauensleute“ der IG Metall haben bei VW monatlich insgesamt 30.000 Stunden zur freien Verfügung. Dies geht auf eine Vereinbarung vom 25.März 2003 zurück.
"Zurzeit arbeiten 32 Vertrauensleute ausschliesslich als solche", sagt PIESCHETSRIEDER dazu. Das entspricht etwa der monatlichen Leistung von knapp 250 regulären Mitarbeitern


März 2005

IG-Metall-Chef Jürgen PETERS, als Gewerkschaftschef selbst im VW-Aufsichtsrat vertreten, prangert WULFFs Vorpreschen in der Gehälteraffäre als „geschäftsschädigend“ an.
WULFF kontert: Er könne jederzeit im Landtag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen. Man werde ja sehen, ob es weitere „rote Filzfälle“ gebe


Anfang Juni 2005

Redakteur ÖZGENC von der Focus-Redaktion Hamburg erhält weitere brisante Informationen zu den Vorgängen bei VW. Er trifft sich mit einer seiner Insider-Quellen. Der Informant spricht von internationaler Korruption:

Hochrangige Manager und Betriebsräte sollen beteiligt sein. Details will die Quelle nicht nennen


15.06.2005

VW-Topmanager Helmuth SCHUSTER verlässt die VW-Tochterfirma Skoda – offiziell aus freiem Willen. Dies wird auf einer regulären Pressekonferenz bekanntgegeben.
Der 51-jährige SCHUSTER war seit Januar 2001 im Skoda-Vorstand und seit 1991 im VW-Konzern tätig.

SCHUSTERs enger Mitarbeiter, Klaus-Joachim GEBAUER, wird ebenfalls fristlos entlassen – nach außen hin ohne besondere Angabe von Gründen


20.06.2005

ÖZGENCs Quelle verrät ihm, dass ein erst kürzlich bei Skoda ausgeschiedener Manager in die Korruptions-Affäre verwickelt sein soll. Die Quelle spricht von Schmiergeldvorwürfen und Tarnfirmen. ÖZGENC begibt sich daher auf die intensive Suche nach weiteren Informationen und Belegen


27. Juni 2005

ÖZGENC ist soweit – er kann mit einer ersten großen Affären-Story aufwarten: „Ein Zulieferer packt aus“:

Skoda-Personalvorstand Helmut SCHUSTER musste seinen Posten deshalb räumen, weil er Schmiergelder von Zulieferfirmen verlangt und sich persönlich Aufträge vom VW-Konzern erschlichen habe. Dies funktionierte so:

SCHUSTER war als Mitglied des VW-Konzernvorstands offiziell für den boomenden Markt in Indien zuständig. Er wollte für sich selbst ein größeres Stück des Kuchens. Um auch an den ausgesprochen risikolosen und gleichzeitig lukrativen Generalimporteursspannen zu verdienen, ließ er über gekaufte Strohmänner entsprechende Firmen gründen, denen er über seine Vorstandsposition die Exklusivlizenz zukommen ließ.

An jedem in Indien verkauften PKW kann man so zwischen 10 und 25% des Verkaufspreises kassieren.
Das war offenbar nicht genug für den VW-Vorstandsmann. Beim Bau der neuen Automobilproduktion in Indien durften nur jene mitmachen, die an SCHUSTER „Provisionen“, sprich Schmiergelder zahlten.
Daraufhin kann SCHUSTER sich bei VW nicht halten, obwohl er ein enger Vertrauter von Peter HARTZ ist, dem Vorstand, zuständig fürs gesamte VW-Personal

in VW-Sprecher will sich zum Inhalt der Vorwürfe nicht äußern, bestätigt aber, dass in Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen SCHUSTER seit einiger Zeit "Hinweise und Sachverhalte" intern geprüft werden.
Sollten sich die Hinweise bestätigen, werde man "weitere Schritte" einleiten


28.06.2005

VW erstattet offiziell Anzeige gegen SCHUSTER und einen weiteren nicht genannten Manager wegen des Verdachtes auf Untreue und Betrug.

Konkret wird ihnen vorgeworfen Schmiergelder von Zulieferfirmen gefordert zu haben.
Es handelt sich bei der zweiten Person um Klaus-Joachim GEBAUER, enger Mitarbeiter von SCHUSTER und Peter HARTZ


30.06.2005

Der VW-Betriebsratschef Klaus VOLKERT erklärt auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg überraschend seinen Rücktritt. Als Begründung nennt er sein Alter.
Sein Nachfolger soll sein bisheriger Vize Bernd OSTERLOH werden.

Branchenkreise bestätigen Berichte des Spiegel, wonach 'Unregelmäßigkeiten' im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Personalchef der tschechischen VW-Tochter Skoda, Helmuth SCHUSTER, Hintergrund des Rücktritts seien

 

Konzern-Chef Bernd PISCHETSRIEDER kündigt eine lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe an. 'Allen vorliegenden Hinweisen' werde nachgegangen.
Offenbar hat die Affäre um den früheren Skoda-Personalchef Helmuth SCHUSTER weit größere Dimensionen als bisher bekannt.

Der Rücktritt von Betriebsratschef Klaus VOLKERT am Donnerstag scheint erst die Spitze des Eisberges zu sein


01.07.2005

VW schaltet externe Wirtschaftsprüfer ein, die die Affäre neutral durchleuchten sollen.
Es handelt sich dabei um die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft bestätigt, es gebe erste Anhaltspunkte über Firmengelder, die auf Privatkonten gelandet sind.
Bisher gibt es allerdings noch keine Hinweise darauf, dass der zurückgetretene Betriebsratschef VOLKERT ebenfalls in die Affäre verwickelt sei


03.07.2005

Der neue Betriebsratsvorsitzende, Bernd OSTERLOH, distanziert sich von seinem Vorgänger VOLKERT indem er eine lückenlose und ausnahmslose Aufklärung fordert in Bezug auf alle, die in dem Verdacht stehen, wie auch immer geartete Unregelmäßigkeiten verantwortet zu haben

PIECH stellt sich öffentlich hinter den Personalvorstand Peter HARTZ, der ebenfalls in die Schusslinie der Gerüchte um die Schmiergeldaffäre geraten ist. „HARTZ bleibt Personalvorstand von Volkswagen" - sagt PIECH gegenüber der FAZ.

VOLKERT versichert, er habe sich keinerlei kriminellen Handlung schuldig gemacht


04.07.2005

Focus erscheint mit neuen Enthüllungen:"Volkswagen – Verfahren molto delicato"

Der zurückgetretene Betriebsratschef VOLKERT soll nicht nur einer der Drahtzieher aus dem Umfeld des entlassenen Vorstands SCHUSTER gewesen sein, sondern er habe auch eine Bekanntschaft zu der Brasilianerin Adriana B., eine Art Edel-Prostituierte, gepflegt.
Diese habe von VW Geld erhalten– getarnt über einen Werkvertrag. So sei sie mehrfach in der Ersten Klasse auf VW-Kosten nach Deutschland geflogen. Dort habe sie dann ein VW-Fahrzeug abgeholt. Die Treffen mit VOLKERT fanden dann in einer von VW angemieteten Braunschweiger Wohnung statt.

Eines der letzten Treffen zwischen VOLKERT und seiner brasilianischen Geliebten fand im Juni – ganz nach VW-Manier - woanders statt: im 5-Sterne-Hotel „Lapa Palace“ in Lissabon, einer Luxus-Herberge aus dem 19. Jahrhundert. Die Dame pflegte den VW-Betriebsratsboss häufiger auf dessen Auslandsreisen zu begleiten.
Adriana B. bestreitet ein Verhältnis mit VOLKERT gehabt zu haben.

Auf Widerstand in der Vorstandsetage stießen offenbar Bemühungen der VW-eigenen Sicherheitsabteilung bereits vor einem Jahr, die Aktivitäten von SCHUSTER genauer zu beobachten, nachdem entsprechende Hinweise darauf eingegangen waren. Das VW-Management gehört bekanntermaßen nicht zu jenen Top-Eliten, die mit Kritik oder konkreten Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten umzugehen verstünden.

Im Gegensatz zur VW-eigenen Revisionsabteilung, die sich bisher als vorstandshöriges ‚Kontrollgremium’ zu erkennen gab (siehe die Vorgänge um Holger SPRENGER), ließen die VW-Sicherheitsdetektive aber nicht locker und beschatteten den umtriebigen SCHUSTER unablässig – bis zu dessen Enttarnung und Entlassung.
 


05.07.2005

Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung sind VW-Arbeitnehmervertretern teure „Lustreisen“ nach Brasilien und in andere Staaten per Firmenflugzeug genehmigt worden.
Auch das Einfliegen weiblicher Bekannter habe zu den Leistungen für den Betriebsrat gehört. Die Reisen seien über so genannte Eigenbelege abgerechnet worden, auf denen auch Summen von teilweise mehr als 10.000 Euro stünden


VOLKERT äußert sich durch das Anwaltsbüro „Hamm und Partner“ zu den Vorwürfen aus dem Focus Artikel vom 4.07.05.
Er bedaure, sich auf Drängen SCHUSTERs und des anderen VW-Mitarbeiters neben anderen Personen zur Übernahme eines Gesellschafteranteils an einer Gesellschaft F-Bel bereit gefunden zu haben, die sich danach um die Einrichtung eines Skoda-Forums in Prag bewerben wollte.

Alle anderen Vorwürfe weist er „mit Bestürzung“ zurück


Peter HARTZ meldet sich erstmals zu Wort:
Die Vermutung, dass das Unternehmen Betriebsräte gekauft haben solle, sei 'absurd', sagte er der DPA. Im Vorstand seien solche Vorgänge keinem bekannt. Und: 'Niemand im Vorstand hätte sie jemals gebilligt.‘ HARTZ betonte: 'Ich weise die Verunglimpfungen aufs Schärfste zurück.'


06.07.2005

Die intern bei VW eingesetzte Untersuchungskommission und die externen Prüfer von KPMG geben erstmals ein Statement ab:
„Wir prüfen alles“ so ein offizieller VW Sprecher.

Bei Holger SPRENGER war das damals anders.
Bisher liegen keine Hinweise auf eine Verstrickung von Peter HARTZ vor.

"Niemand ist unantastbar, niemand bekommt einen Persilschein, niemand bekommt Absolution, während noch ermittelt wird", erklärt niedersächsische Ministerpräsident Christian WULFF, der über den Anteil des Bundeslandes auch im Aufsichtsrat bei VW sitzt. "Da einige Vorgänge in der Zuständigkeit von HARTZ liegen, muss ergebnisoffen untersucht werden."


07.07.2005

Die in Hamburg erscheinende Financial Times Deutschland wartet mit Neuigkeiten über die Rolle von HARTZ auf. Nach ihm sind die von Bundeskanzler SCHRÖDER initiierten Arbeitsmarktreformen benannt (z.B. HARTZ IV):

Hartz habe die klare Anweisung gegeben, dem Betriebsrat unter anderem für Dienstreisen ein Budget zur Verfügung zu stellen, dessen Verwendung nicht kontrolliert worden sei.
Den Etat, dessen Höhe bislang nicht bekannt ist, konnten die Betriebsratsmitglieder demnach nach eigenem Gutdünken verwenden. Eine Kontrolle durch die Rechnungslegung des Konzerns habe auch im Nachhinein nicht stattgefunden


08.07.2005

HARTZ reagiert - er bietet dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an. Er erklärt, er wolle weiteren Schaden vom Unternehmen abwenden. Nach derzeitiger Faktenlage steht HARTZ mit der eigentlichen Schmiergeld-Affäre nicht in Verbindung.


09.07.2005

Die BILD präsentiert auf der Titelseite eine brasilianische Prostituierte, die der inzwischen gefeuerte HARTZ-Mitarbeiter Klaus-Joachim GEBAUER für seinen Boss mehrfach bestellt haben soll. Joselia R. soll HARTZ unter einem Dutzend Fotos anderer Männer sofort wiedererkannt haben - "Oh das ist mein Peter", so die Prostituierte als sie HARTZ erkannte. Sie plauderte, sie sei in Luxushotels in Paris und Sao Paulo bei HARTZ im Zimmer gewesen. Laut BILD hat GEBAUER die Prostituierte für HARTZ bezahlt.'Danach musste ich aber in einem anderen Zimmer auf einer anderen Etage übernachten.''Wenn ich mehr über ihn wissen wollte, sagte er nur:'Ich bin ein geheimer Mann.'


11.07.2005

TEIL I


Focus kann in seiner Ausgabe Nr. 28 noch einmal nachlegen: "Schöner Shoppen mit Peter Hartz"
HARTZ soll einmal im Jahr die Spitzen der Arbeitnehmer samt Ehefrauen zu Kurzreisen in europäische Luxushotels eingeladen haben. Die Rechnungen wurden offenbar als Spesen bei VW abgerechnet.

Die VW-Innenrevision prüft derzeit etliche Luxusreisen der hochrangigen
Arbeitnehmervertreter - HARTZ soll jahrelang schützend seine Hand über das ausufernde Abrechnungssystem gehalten haben.

Die Luxusreisen sind nach Informationen des Focus allerdings nicht über die Budgets der einzelnen Betriebsräte gelaufen. Das Programm wurde immer von GEBAUER organisiert, gebucht und abgerechnet. 18 Jahre lang war GEBAUER, dem VW inzwischen fristlos gekündigt hat, Leiter der dubiosen Abteilung „Personalprojekte“.
Für die exorbitanten privaten Shopping-Trips der Ehefrauen, die im Programm enthalten gewesen sein sollen, stellte GEBAUER angeblich großzügig Ersatzquittungen aus. Grünes Licht für die Shopping-Touren, so vermuten die firmeninternen Fahnder, hatte HARTZ persönlich gegeben.

Der Innenrevision von VW liegen derweil Abrechnungen vor, die zu belegen scheinen, wie großzügig VW VOLKERTs Freundin Adriana B. behandelt hat.
VW hat angeblich für B. einen Sprachkurs in England bezahlt, eine Reise erster Klasse nach Indien und einen Urlaub in der Türkei.

Aber nicht nur mit Rotlichteskapaden sorgen VW-Manager für Schlagzeilen:

Vor mehr als einem Jahr wollten SCHUSTER und GEBAUER angeblich durch Vermittlungen von Investitionen aus dem milliardenschweren Topf des VW-Pensionsfonds Geschäfte machen.
Als Vorstandschef des 'Volkswagen Pension Trust e.V.' verwaltete SCHUSTER die Rücklagen von 177000 VW-Mitarbeitern.

Über einen Hamburger Finanzberater hatte GEBAUER Kontakt zu mehreren Vermittlern von zum Teil riskanten Anlageprogrammen hergestellt. Offenbar spekulierten SCHUSTER und GEBAUER auf Anteile an den Vermittlerprovisionen – so die Erkenntnisse der VW-Innenrevision.

Einer dieser Vermittler ist Johann J.. Er schlug einen Deal vor, in den mehrere Banken involviert waren. Kurz vor Vertragsabschluss, bei dem es um mehr als 100 Millionen Euro gegangen sein soll, landete jedoch ein Fax der Deutschen Bank in der VW-Konzernleitung. Darin warnte das Geldinstitut vor J. und einem weiteren Vermittler des Millionen-Deals. Das Geschäft kam nicht zustande.

Die internen VW-Ermittler prüfen derzeit sämtliche Transaktionen der betriebseigenen Rentenkasse. Für weitere dubiose Geschäfte SCHUSTERs und GEBAUERs gibt es aber diesbezüglich bisher keine Anhaltspunkte

 

TEIL II


Ungewöhnliche Geschäftsideen hatten SCHUSTER und GEBAUER auch für den internationalen Automarkt:
Über Scheinfirmen wollten sie sich nach VW-Ermittlungs-Erkenntnissen den Generalimporteursvertrag für Angola sichern.

Das gigantische Projekt sollte VW angeblich jährliche Umsätze von bis zu 700 Millionen Euro zusätzlich bescheren. Über die Firma Ancar (Angola Cars) wollten sie den Import der Fahrzeuge abwickeln. Anfangs kalkulierten SCHUSTER und GEBAUER mit jährlich 20000 Skoda-Pkws, die über Portugal nach Afrika geschifft werden sollten.
In Portugal sollte der Deal über die Firma Motor-Gestao Comercio E Manutencao laufen.

Für die Ancar, an der SCHUSTER und GEBAUER über einen Kieler Strohmann, den Steuerberater Peter J., 66 Prozent hielten, sollten pro Auto 1000 Euro Gewinn hängen bleiben. Jährlich rechneten die beiden heimlichen Mitgesellschafter mit Einnahmen von zehn bis 20 Millionen Euro.

Der bevorstehende Mega-Deal, den VW Anfang des Jahres in einer Presseerklärung bekannt gab, machte SCHUSTER und GEBAUER offenbar nervös. Zweimal sollen sie den Treuhänder gewechselt haben.

Zunächst sollen sie ihre Anteile im vergangenen Jahr treuhänderisch an den Banker Olaf G. verschoben haben, der zu diesem Zweck in der Schweiz eigens die Union Capitalo Trust of Switzerland SA gegründet haben soll. Wegen dubioser Geschäfte ihres Ex-Mitarbeiters G. mit SCHUSTER und GEBAUER hatte die Commerzbank Anfang des Jahres VW informiert. Detektive beschatteten daraufhin Skoda-Vorstand SCHUSTER rund um die Uhr.

Offenbar vom Lockruf des schnellen Geldes berauscht, waren SCHUSTER und GEBAUER auch in Indien aktiv.

Als Kopf des Indien-Projektteams tourte SCHUSTER jahrelang durch verschiedene indische Bundesstaaten, um nach einem zukünftigem Standort für eine große VW-Fabrik zu suchen.
Über einen Vermittler kassierte SCHUSTER rund drei Millionen Euro Schmiergeld, weil er der Regierung im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh die Ansiedlung einer VW-Fabrik zugesagt hatte - und zwar auf offiziellem Volkswagen-Briefpapier.

Im März 2003 gaukelten SCHUSTER und GEBAUER dann dem Bundesstaat Tamil Nadu die Chance auf die Ansiedlung der Autoschmiede vor.
Gleichzeitig ließen sich die beiden von Politikern des nördlich gelegenen Andrah Pradesh umwerben. Ob auch hier Schmiergelder flossen, ist bisher nicht bekannt.
Die VW-Expansionspläne nach Indien und Angola wurden vorerst von PIESCHETSRIEDER auf Eis gelegt


18.07.2005

Über seinen Anwalt KUBICKI enthüllt GEBAUER im Focus brisante Details über die zahlreichen von VW organisierten Lustreisen.Besonders belastend ist das für 2 SPD Politiker, deren Identität dem Magazin bekannt sein soll.Der eine soll laut GEBAUER angeblich eine Freundin in Barcelona gehabt haben. Um Reisekosten, Hotelaufenthalte, Essen und sogar um Geschenke für die Dame will GEBAUER sich demnach persönlich gekümmert haben - auf Kosten und im Auftrag von VW. Der SPD-Mann weist die Vorwürfe zurück.Bizarr klingen die Anschuldigungen, die GEBAUER gegen den zweiten Genossen erhebt. Über einen Kollegen unterhalte dieser Kontakte ins Rotlichtmilieu von Hannover. Zusammen mit Betriebsräten und dem Politiker will GEBAUER in eine Wohnung gefahren sein, die der Bordellbesitzer Renee G. zur Verfügung gestellt habe. G. habe die Prostituierten für die Betriebsräte, darunter einen hochrangigen Arbeitnehmervertreter der VW-Tochter Audi, und den Politiker organisiert.

Für eine Nacht im Frühjahr 2001 will GEBAUER insgesamt 30.000 Mark bei VW abgerechnet haben. Sowohl der SPD-Mann als auch der Audi-Betriebsrat bestreiten, an einer 'solchen Party' teilgenommen zu haben. Wie der Konzern derartig hohe Eigenbelege beim Finanzamt einreichen konnte, erstaunt die Experten. Ersatzbelege in einer solchen Höhe erkennen Finanzbeamte normalerweise nicht an.

GEBAUER jedenfalls, so erklärt Anwalt KUBICKI, habe alle Kosten vorgestreckt und dann bei der VW-Abteilung 'Personalwesen Top-Management' eingereicht. Dort seien die Belege geprüft worden. Die Verantwortung für die Aktionen trage allein VW.
KUBICKI: 'Mein Mandant handelte auf Anweisung und konnte sich nicht selbst bedienen.'


21.07.2005

Das WDR-Magazin Monitor und das ARD-Hörfunkstudio Südasien berichten, dass die VW-Konzernzentrale schon frühzeitig über die Geschäfte des Mitte Juni entlassenen Schuster auf dem Subkontinent informiert gewesen ist.
VW habe bereits seit vergangenem Jahr ein Joint Venture mit der indischen Firma 'Vashishta Wahan' für den Bau einer Fabrik in Südindien geplant. VW habe auch vom Eingang von zwei Millionen Euro indischer Steuergelder für das Projekt auf das 'Vashishta Wahan'-Konto gewusst. Das Geld soll inzwischen verschwunden sein


23.07.2005

Nach neuen Vorwürfen gegen SCHUSTER und den Ex-VW-Betriebsratschef Klaus VOLKERT sollen beide in Prag Prostituierte gekauft und auch diese Ausgaben über fingierte Belege bei VW abgerechnet haben, berichtet der Stern. Beide bestreiten dies, wollen aber die Aufklärung "tatkräftig unterstützen"


28.07.2005

VW erstattet Anzeige gegen alle, „die Betriebsräte vergünstigt haben oder konnten“. Auch im Ausland soll ermittelt werden. Bei einer Zustimmung des betroffenen Staates können die Ermittler des Landeskriminalamtes auch dort ermitteln. Wichtig ist dies in Bezug auf die Fälle um den Ex-Personalchef der tschechischen VW-Tochterfirma Skoda Helmuth SCHUSTER und dem ehemaligen VW-Personalmanager Klaus-Joachim GEBAUER in Bezug auf deren zwielichtige Aktivitäten in Angole und mehreren indischen Bundesstaaten


01.08.2005

VW-Manager GEBAUER gesteht an umfangreichen Begünstigungen von Betriebsräten beteiligt gewesen zu sein.Er sehe sich in der Aufgabe für ein gutes Betriebsklima zu sorgen und habe deswegen besonders den ehemaligen Betriebsratschef Klaus VOLKERT, aber auch andere Betriebsräte begünstigt.

Das Geld soll vor allem für hohe Barauszahlungen, Reisen mit Übernachtungen in Nobelhotels und diverse Besuche in exklusiven Nachtclubs geflossen sein.
Im gleichen Atemzug belastet GEBAUER den ehemaligen Personalvorstand Peter HARTZ und nennt dem Focus gegenüber ihn als Auftraggeber für die illegalen Begünstigungen. Außerdem habe er auch weitere Anweisungen für Begünstigungszahlungen von VOLKERT selber erhalten 


20.08.2005

Klaus VOLKERT lässt sich bis zum 30. November ohne Gehaltszahlungen freistellen und geht anschließend in den Ruhestand. Nach Angaben des Spiegels kommt er mit der Kündigung einem drohenden Rausschmiss durch VW zuvor.
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft bestätigt eine Ausweitung der Ermittlung um den Schmiergeldskandal bei VW auf Klaus VOLKERT


03.10.2005

In einem Interview mit dem "Stern" belastet GEBAUER Peter HARTZ und andere Mitglieder des VW-Betriebsratsvorsitzes schwer.

GEBAUER sagt, dass HARTZ das System der Begünstigung Jahre lang selbst genutzt habe. HARTZ habe auch Anweisungen gegeben sich insbesondere um den Betriebsratschef Klaus VOLKERT zu kümmern und ihm „alle Wünsche zu erfüllen“.
Außerdem beschrieb GEBAUER in dem Interview wie wichtig die Prostituierten und das Geld für die Betriebsratsmitglieder waren. „GEBAUER, wo bleiben die Weiber? Diesen Ruf habe ich mehr als einmal gehört.“, „Einige haben genommen, so viel sie kriegen konnten – Frauen und Geld. Die hatten nichts anderes im Kopf.“, „Ich musste ja immer bereitstehen, wo es irgendwo Probleme gab – etwa weil einer der Kollegen mit seinem Mädchen nicht zufrieden war. Dann musste ich Ersatz herbeischaffen, selbst mitten in der Nacht.“

Außerdem erwähnt GEBAUER in dem Interview „ein VW-Kollege, der lange Jahre Geschäftsführer des Betriebsrats war und heute für die SPD im Bundestag sitze“ und
„den Betriebsratsvorsitzenden eines deutschen VW-Werks, der auch Landtagsabgeordneter in Niedersachsen und VW-Aufsichtsrat ist.“


08.10.2005

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig beginnt Ermittlungen gegen HARTZ mit Verdacht auf Untreue. Arbeitsräume wurden durchsucht und Beweismaterial wurde sichergestellt. Anlass für die Untersuchungen sind Anhaltspunkte bei der Überprüfung von Zeugenaussagen, dass HARTZ mit dem Spesenbetrug direkt in Verbindung steht


22.03.2006

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig trennt 6 der insgesamt 12 laufenden Ermittlungen vom Hauptverfahren ab um „die Aktenklarheit zu bewahren“.

Hierbei handelt es sich um Verfahren die ausschließlich die Sexparties betreffen. Die betroffenen Personen sind: SPD-Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen UHL, SPD-Landtagsabgeordneter Günter LENZ, der ehemalige Audi-Betriebsratchef Xaver MEIER, Ex-VW-Betriebsratsvize Bernd SUDHOLT, VW-Betriebsrat Bernd REICH und VW-Werksarzt Bodo MARSHALL. Des weiteren ermittelt die Braunschweiger Staatsanwaltschaft gegen zwei namentlich nicht bekannte Beschuldigte. Laut der ddp Nachrichtenagentur handelt es sich um den Geschäftsmann Johann JOHANNSEN und den Steuerberater Peter JESSEN, denen Verbindungen zu Tarnfirmen und Machenschaften in Angola vorgeworfen werden.

Der von der spanischen Polizei mit Haftbefehl gesuchte, Deutsche JOHANNSEN, steht mit SCHUSTER in Kontakt und ist dessen Geschäftspartner


10.10.2006

HARTZ räumt in einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft Sonderbonuszahlungen an Betriebsräte ein. Laut HARTZ sei „viel Geld geflossen“, genaue Beträge wolle er allerdings nicht nennen


16.11.2006

HARTZ wird wegen Untreue in 44 Fällen, 23 Mal davon zusätzlich wegen der Begünstigung eines Betriebsrates, angeklagt.

Klaus VOLKERT habe von 1994 bis 2005 fast zwei Millionen Euro an Sonderbonuszahlungen von HARTZ erhalten, „ohne, dass dies bei VW offen gelegt worden ist“, wie Staatsanwalt Klaus ZIEHE mitteilte. Auch VOLKERTS Geliebten habe HARTZ hohe Summen zugeschanzt


22.11.2006

Klaus VOLKERT wird wegen der bevorstehenden Anklage wegen Untreue verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Laut der Staatsanwaltschaft Braunschweig bestehe Verdunkelungsgefahr. Ausschlaggebend für seine Inhaftierung waren Angaben des Mitbeschuldigten GEBAUER. VOLKERT und dessen Anwalt sollen den ehemaligen Personalmanager HARTZ dazu gedrängt haben, seine Angaben zu dem Fall und der Beschuldigungen ihm gegenüber „abzuschwächen“.

Von der Staatsanwaltschaft Braunschweig wird ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen VOLKERTS Rechtsanwalt, Peter-Michael DIESTEL eingeleitet. Es bestehe Verdacht auf versuchte Nötigung und versuchter Strafvereitelung. Er soll zusammen mit seinem Mandanten VOLKERT versucht haben GEBAUER zu bestechen, damit dieser seine Aussagen ändere.
DIESTEL und VOLKERT sollen bei einem Treffen am 1. November 2006 in Magdeburg GEBAUER finanzielle Unterstützung angeboten haben, wenn dieser seine belastenden Aussagen gegen VOLKERT vor der Staatsanwaltschaft relativieren würde


13.12.2006

VOLKERT wird nach einem umfassenden Geständnis wieder freigelassen. Das Landgericht Braunschweig hebt den Haftbefehl gegen VOLKERT auf, da keine Verdunkelungsgefahr mehr bestehe. Das Gericht teilt mit, dass VOLKERT ein glaubhaftes Geständnis abgelegt und die ihm vorgeworfenen Taten weitgehend eingeräumt habe


15.12.2006

Der Bundestag hebt die Immunität des SPD-Bundestag-Abgeordneten und ehemaligem VW-Betriebsrates UHL auf. Das Plenum stimmt einem Antrag der Staatsanwaltschaft auf „Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens“ zu.

Es besteht der Verdacht, dass UHL vom 16. November 1999 bis Ende 2005 in zehn Fällen Prostituierte auf Kosten von VW in Anspruch genommen habe und außerdem eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben habe. Die Staatsanwälte befragten mindestens vier Augenzeugen, die zusammen mit UHL auf den Sexpartys anwesend waren.

Die Augenzeugen sollen laut DIE WELT zwei Frauen mit den Künstlernamen „LAURA“ und „MONIKA“ sein. Die beiden Frauen haben seinerzeit in dem Etablissement „Sexworld“ in Hannover gearbeitet. UHL, der sich mitten im Wahlkampf befindet, dementiert alle Anschuldigungen


04.01.2007

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig erhebt Anklage gegen UHL. Ihm wird Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen vorgeworfen. Es geht konkret um eine Reise nach Barcelona und um eine Reise nach Seoul.

Ursprünglich hätten die beiden Reisen dienstliche Anlässe gehabt, jedoch gab es im Rahmen der Reisen zwei Veranstaltungen, bei denen auch Prostituierte anwesend waren. UHL wusste, dass die Veranstaltungen von VW als Spesen abgerechnet werden. UHL habe außerdem an drei weiteren Veranstaltungen in Hannover teilgenommen, diese sind aber inzwischen verjährt.

In Zivilprozessen gegen die Berichterstattung in den Medien gab UHL in fünf Fällen falsche eidesstattliche Erklärungen ab. Er sagte aus, er habe niemals auf Kosten von VW Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen. Die Staatsanwaltschaft bezieht sich bei der Anklageschrift auf 21 Zeugen, bei denen es sich hauptsächlich um VW Mitarbeiter handelt.
UHL lehnt die Möglichkeit eines Geständnisses ab und streitet weiterhin alle Vorwürfe ab


17.01.2007

Peter HARTZ legt ein Geständnis ab und übernimmt damit die Verantwortung für die Zahlung von 2,6 Millionen Euro, mit denen er sich den Ex-Betriebsratschef VOLKERT gefügig machen wollte.
Mit dem Geständnis geht HARTZ auf einen Vorschlag des Gerichts ein, bei dem er „nur“ mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe rechnen muss.

HARTZ sagte außerdem, dass VOLKERT die Zahlungen in den 90er Jahren ausdrücklich verlangt habe. Nur deswegen habe HARTZ an VOLKERT Sonderzahlungen von insg. 2 Millionen Euro und an VOLKERTS brasilianische geliebte 400.000 Euro gezahlt.

Darüber hinaus habe HARTZ 200.000 Euro für Lustreisen abgerechnet. Mit diesen Zahlungen handelte HARTZ nach eigenen Angaben im Firmeninteresse, da er VOLKERT zufriedenstellen wollte. Desweiteren entlastet HARTZ den Vorstandschef PIECH. Er habe nichts von den Zahlungen gewusst. Man sei sich aber einig gewesen, dass VOLKERT wie ein Top-Manager bzu behandeln sei


25.01.2007

HARTZ wird wie erwartet im Zuge seines Deals mit der Staatsanwaltschaft zu 2 Jahren auf Bewährung und zur Zahlung von 576.000 Euro Geldstrafe verurteilt.
Das relativ milde Urteil und HARTZ Abmachung mit der Staatsanwaltschaft rufen bundesweit empörte Reaktionen hervor


29.05.2007

Zwei Wochen vor seinem Prozess legt UHL sein Bundestagsmandat nieder und erklärt, dass er zu den Vorwürfen nicht die Wahrheit gesagt habe. Seine eidesstattliche Erklärungen seinen zu erheblichen Teilen falsch gewesen. Er zeigt Reue und sagte „Alle, deren Vertrauen ich enttäuscht habe, möchte ich um Verzeihung bitten.“


14.06.2007

Gleich zu Beginn seines Prozesses legt UHL ein umfassendes Geständnis ab und wird wegen falschen eidesstattlichen Erklärungen und Beihilfe zur Untreue schnell zu 39.200 Euro Geldstrafe verurteilt.
Strafmildernd wirkte sich sein Geständnis und die Tatsache aus, dass VW die Lustreisen im großen Stil organisierte.

GEBAUER sagt in seinem Prozess aus, dass die Reisen des Betriebsrats über 10 Jahre lang selbstverständlich mit Bordellbesuchen verbunden waren.
Laut Aussage von GEBAUER war auf den Lustreisen auch der niedersächsische SPD-Abgeordnete und VW-Betriebsratsvorsitzender in Hannover, Günter LENZ anwesend


15.06.2006

LENZ legt sein SPD-Landtagsmandat nieder und tritt von seinen Ämtern bei VW als Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied zurück 


09.08.2007

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilt mit, dass LENZ zu einer Geldstrafe von 11.250 Euro wegen Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen verurteilt wurde und das Urteil annimmt. LENZ hatte 2001 und 2002 bei VW Lustreisen jeweils einmal die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen. Die Rechnung bezahlte VW.
Die Staatsanwaltschaft Kündigte außerdem an, LENZ bei weiteren Verfahren als Zeuge zu benutzen


19.09.2007

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilt mit, dass LENZ zu einer Geldstrafe von 11.250 Euro wegen Beihilfe zur Untreue in zwei Fällen verurteilt wurde und das Urteil annimmt. LENZ hatte 2001 und 2002 bei VW Lustreisen jeweils einmal die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen. Die Rechnung bezahlte VW.
Die Staatsanwaltschaft Kündigte außerdem an, LENZ bei weiteren Verfahren als Zeuge zu benutzen


12.11.2007

Der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd SUDHOLT wird angeklagt.
Ihm wird Beihilfe zur Untreue in vier Fällen vorgeworfen. Auch SUDHOLT hatte zwischen 2001 und 2003 auf Kosten von VW auf Lustreisen Leistungen von Prostituierten in Anspruch genommen.
SUDHOLT streitet die Vorwürfe ab


15.11.2007

Prozessbeginn gegen VOLKERT und GEBAUER vor dem Landgericht Braunschweig:
VOLKERT wird wegen Anstiftung zur Untreue in 48 Fällen und wegen Verstoß gegen das Betriebsverfassungsgesetz angeklagt. GEBAUER wird Untreue und Anstiftung in 41 Fällen vorgeworfen.
Nachdem die Anklageschrift verlesen wurde, räumt VOLKERT erstmals Fehlverhalten ein, legt jedoch kein Geständnis ab.

VOLKERT belastet PIECH, indem er sagt, dass er ihn um eine angemessene Honorierung als Betriebsratsmitglied gebeten hat. PIECH habe ihm im Gegenzug zugesichert, dass er dann zukünftig als Top-Manager bezahlt werden würde. HARTZ werde diesbezüglich auf ihn zukommen.


GEBAUER legt sofort ein Geständnis ab, besteht aber darauf immer im Auftrag seiner Vorgesetzten gehandelt zu haben


26.11.2007

Ex VW-Chef und nun Aufsichtsratsvorsitzende PIECH wird von der Staatsanwaltschaft unter Druck gesetzt.
PIECH wird vorgeworfen, dass er von „Unregelmäßigkeiten“ bei VW gewusst haben müsste.
Die Staatsanwaltschaft beantragt die Vernehmung zweier Zeugen aus Piechs Umfeld. Es handelt sich hierbei um den früheren Finanzvorstand Bruno ADELT und PIECHs ehemaligen Büroleiter Rupert STADLER.
ADELT bemerkte in den 90er Jahren hohe Zahlungen über das Spesenkonto von HARTZ auf. Diese Zahlungen wurden dann in Absprache mit PIECH durch STADLER überprüft. Unklar ist, ob PIECH später über das Ergebnis informiert wurde.
VW sagte, für Untreue habe es zur damaligen Zeit keine Anhaltspunkte zur Untreue gegeben.


18.12.2007

Der „VW-Prozess“ vor dem Landgericht Braunschweig geht weiter – mehrere Zeugen sagen aus.
Ex Personalmanager und Chef von Skoda, SCHUSTER, belastet den ehemaligen Vorstand.
HARTZ und andere des Vorstandes hätten „Zum Ausdruck gebracht, dass die Betriebsräte ‚glücklich‘ sein sollten.“
Der ehemalige VW-Finanzvorstand, Bruno ADELT, entlastet PIECH, indem er angibt ihn über „Unregelmäßigkeiten“ bei der Abrechnung von Betriebsratsspesen nicht informiert zu haben


20.12.2007

Peter HARTZ sagt als Zeuge aus und entlastet VOLKERT.
VOLKERT habe ihn nicht zu Sonderbonuszahlungen angestiftet. Zudem entlastet er den ehemaligen VW-Chef PIECH, der wohl nicht über „Einzelheiten“ informiert wurde. Die Bezüge für Betriebsratsvorsitzende wurden im VW Vorstand diskret behandelt und waren ein „sensibles Thema“.

HARTZ fand die Spesenabrechnung von GEBAUER bedenklich, hat aber nichts unternommen.
Er habe GEBAUER lediglich angewiesen VOLKERT großzügig zu behandeln. Dass bei den Betriebsratsfeiern Prostituierte anwesend waren habe er mitbekommen


08.01.2008

Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und VW-Betriebsrat UHL sagt als Zeuge über die „Dienstreisen“ aus. Er sagte, „Es habe sich so ergeben, dass Nachtclubs und Prostituierte besucht wurden.“
Er sagte zudem auch, dass es ihm klar gewesen wäre, dass GEBAUER die Rechnung nicht privat bezahlt hätte sondern die Kosten über Spesen bei VW abgerechnet wurden.


09.01.2008

Landgericht BraunschweigPIECH sagt vor Gericht aus, weder von Sonderzahlungen an VOLKERT, noch von Lustreisen etwas gewusst zu haben. Details zur Bezahlung VOLKERTS habe er anderen überlassen.

Staatsanwaltschaft vermutet, dass PIECH über das Ergebnis der Untersuchung des Spesenkontos 1860 informiert wurde. Jedoch gibt es dafür keine Beweise.
Das Handelsblatt (siehe Zitat aus der "Reportage") bringt den Auftritt bereits im Untertitel auf den Punkt: "Im Prozess um Korruption bei VW müht sich der Firmenpatriarch, jeden Verdacht seiner Mitwisserschaft im Keim zu ersticken. Schwer wird es ihm nicht gemacht".
Holger SPRENGER beispielsweise hatte klipp und klar vor diesem Gericht ausgesagt,

  • wie oft er an PIECH geschrieben
  • und auf was er ihn alles aufmerksam gemacht habe, z.B. auf die inwzischen betühmt-berüchtigten Konten "1860" oder "1880".


Doch VW hat, wie PIECH im Gerichtssaal unmißverständlich klarstellt, mehr Beschäftigte als Braunschweig Einwohner ...


15.01.2008

Der ehemalige VW-Chef Pischetsrieder sagt vor Gericht als Zeuge aus und bestreitet seine Mitwisserschaft in der Affäre.
Er will nichts von Lustreisen auf Firmenkosten gewusst haben. Auch haben nie Gespräche bzgl. dieses Themas mit PIECH stattgefunden. Er habe von HARTZ erfahren, dass VOLKERT wie ein Top-Manager behandelt werden sollte. Angesichts der Rolle, die VOLKERT im Unternehmen spiele, sei ihm das als „plausibel und richtig“ erschienen


13.02.2008

Die Staatsanwaltschaft fordert für VOLKERT drei Jahre und neuen Monate Haft, für GEBAUER eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung.
Laut Staatsanwaltschaft habe VOLKERT in den Jahren 1995 – 2005 von VW Bonuszahlungen erhalten, was als besonders schwerer Fall von Untreue gehalten wird.
Trotz der Aussage von HARTZ geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass VOLKERT den ehemaligen Personalvorstand HARTZ zu den Bonuszahlungen direkt aufgefordert hat.
Im Gegensatz zu HARTZ habe VOLKERT von den Untreuehandlungen profitiert.
GEBAUER soll eine relativ niedrige Strafe erhalten, weil er erstens, im Auftrag von HARTZ gehandelt hat und zweitens durch seine Aussagen die Aufklärung der Affäre ermöglicht hat


18.02.2008

Die Verteidiger der Angeklagten verlangen in den wichtigsten Anklagepunkten komplette Freisprüche. So sagt ein Verteidiger VOLKERTS aus, er habe sich keiner Anstiftung zur Untreue schuldig gemacht. Die Strafe dürfe nicht mehr als zwei Jahre Haft betragen und müsse zudem zur Bewährung ausgesetzt werden.
GEBAUER sollte, laut seinem Anwalts, nur mit einer Verwarnung davonkommen


22.02.2008

Das Landgericht Braunschweig gibt die Urteile gegen VOLKERT und GEBAUER bekannt.

Der ehemalige Betriebsratschef VOLKERT muss für zwei Jahre und neun Monate in Haft. Laut Anklageschrift habe er gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstoßen und habe zudem Anstiftung und Beihilfe zur Untreue begangen.

Der ehemalige Personalmanager GEBAUER wird zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Ihm wird die Untreue und Begünstigung eines Betriebsrates vorgeworfen. Beide kündigen an in Revision gehen zu wollen


09.05.2008

Bernd SUDHOLT wird vom Amtsgericht Wolfsburg zu einer Geldstrafe in Höhe von 34.500 Euro verurteilt.
Er habe zwischen 2001 und 2003 auf einigen Auslandsreisen Leistungen von Prostituierten auf Kosten des VW Konzerns in Anspruch genommen. Die Rechnungen, die er wiederrechtlich verursacht hat, belaufen sich auf insgesamt 3.575 Euro. Bernd SUDHOLT akzeptiert den Strafbefehl


14.10.2008

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig beantragt einen Strafbefehl gegen die ehemalige Geliebte von VOLKERT, Adriana B. Ihr Wird Beihilfe zur Untreue in 26 Fällen vorgeworfen. Für die Zahlung von VW in einer Höhe von insgesamt 250.000 Euro hat sie nie irgendwelche Gegenleistungen erbracht. 

Da sich die Beschuldigte allerdings in Brasilien aufhält, konnte ihr der Strafbefehl noch nicht zugestellt werden.