So ist es dann auch nicht ganz verwunderlich, wenn es - wie am 14. Dezember 2008 in Wladiwostok geschehen - zu sich ganz spontanen wütenden Protestkundgebungen kam, weil die Bürger sauer auf eine neue Verordnung waren, die offenbar in Moskau vom grünen Tisch aus befehligt worden war: Die Zölle auf gebrauchte Importautos aus Korea und Japan sollten drastisch erhöht werden. Dazu muss man wissen: Autos, egal ob neu oder alt, aus Moskau oder Umgebung in die Region Primorje durch ganz Sibirien zu fahren, ist nicht nur langwierig und umständlich, sondern auch kostspielig. Gebrauchtautos kamen daher schon immer von vis-à-vis, aus eben den beiden Ländern.
Und wenn die Menschen politisch eine Menge ertragen, so reagieren sie schneller und empfindlicher, wenn es um die unmittelbaren Lebensverhältnisse geht. Das Auto ist Bestandteil der Lebensqualität.
So mancher Vertreter der "Macht" hatte da jetzt seine Schwierigkeiten, wie er reagieren sollte: Moskau konnte man nicht anrufen - Moskau lag (noch) im Tiefschlaf. Bemerkenswerterweise wurde über die Demonstrationen vor allem in Moskauer Medien berichtet und weniger in den Medien vor Ort. Die Presse der 12 Millionen-Einwohner-Region übt sich bei solcherlei Dingen in vornehmer Zurückhaltung.
Eine der Zeitungen, die sich von den Machtverhältnissen wenig beeindrucken lassen, ist die kleine Redaktion der Wochenzeitung Arsenjevski Vesti, die im Untertitel erklärt, wie ihr journalistisches Credo aussieht: "Zeitung zur Verteidigung der Rechte und Freiheiten der Staatsbürger".