Am frühen Morgen und noch mitten in der tiefen Dunkelheit steigt vom Flughafen der Stadt Biysk in der Region Altai (100 km entfent von der Hauptstadt Barnaul) ein Hubschrauber der Marke "Mi-171" in die Lüfte. Der Helikopter gehört zur Gazpromavia-Flotte. Kurs: die Viertausender-Berge des südlichen Altaigebirges kurz vor der Monogolei. Im Hubschrauber: eine illustre Jagdgesellschaft. Sie besteht aus 11 Personen plus zwei Piloten. Unter den VIP's befinden sich unter anderem
- Alexander KOSOPKIN, der Vertreter des russischen Präsidenten in der Duma (Parlament)
- Viktor KAIMIN, der Chef der regionalen Tierschutzbehörde
- der Vizegouverneur der Region Altai, Anatoli BANNYCH
- Boris BELINSKI, Generaldirektor des russischen Baukonzerns INEKO
- Nikolaj KAPRANOV, stellv. Direktor des (staatsnahen) Instituts für Wirtschaft und Gesetzgebung in Moskau
- sowie andere VIP's.
Eigentlich wollte/sollte auch der Präsident der benachbarten Republik Altai, Alexander BERDNIKOV, mit an Bord sein. Allein er hatte Stunden zuvor zuviel getrunken und hatte es nicht mehr aus dem Bett geschafft.
- Jagen - aus einem fliegenden Hubschrauber heraus - ist verboten, Paragraph 258 des russischen Strafgesetzbuchs.
- Jagen - im Winter - ist verboten. Eine Vorschrift der Tierschutzbehörde.
- Das Jagen des Argali-Schafs ist ebenfalls verboten. Es steht auf der so genannten Roten Liste der IUCN , der "International Union for Conservation of Nature", der sich auch die Russische Föderation angeschlossen hat. Von den Argali-Schafen mit dem stolzen Geweih (ovis ammon) zählt man nur noch 300 Exemplare, die in der Grenzregion zwischen der Mongolei und China und dem Altai leben.
Um 5:26 schießen die VIP's am Schwarzen Fluss das erste Argali-Schaf. Um 5:45 das zweite. Um 6:10 wird das dritte Schaf vom Hubschrauber aus erlegt. Die Jagdgesellschaft kommt so richtig in Fahrt: mehr als 20 Schafe werden zur Beute.
Beim Versuch, aus dem fliegenden Hubschrauber eines der Tiere an Bord zu hieven, kommt es am so genannten Schwarzen Berg ("Chernaja") zum Crash: der "Mi-171" schlägt mit der Ausgleichsschraube des Heckrotors in einer Senke gegen den schneebedeckten Fels. Der Helikopter stürzt ab - mit dem Hinterteil in eine Schneemulde. Obwohl der Hubschrauber aus nicht allzugroßer Höhe absäuft: 7 Personen überleben den Vorfall nicht, darunter der Vertreter des russischen Präsidenten in der Duma, Alexander KOSOPKIN. Zwei weitere Teilnehmer der Jagdgesellschaft werden schwer und zwei andere leicht verletzt. Es ist 12 Uhr und 11 Minuten.
Die aktuellen Temperatur an diesem sibirischen Wintertag: 35 Grad, minus.
Hilfe kommt erst einmal nicht. Der Pilot hatte auftragsgemäß vor Abflug eine andere, sprich: eine falsche Flugroute angegeben.
Um 14:00 hätten sich die Piloten eigentlich bei der Flugleitung melden müssen. Dies geschieht nicht