Die Berichte der Frankfurter Rundschau, 18.01.2008

von Matthias THIEME

Stiftung von Unicef in der Kritik

Der Umgang des Kinderhilfswerks Unicef mit seinem hohen Stiftungsvermögen von mehr als 80 Millionen Euro gerät bei Fachleuten in die Kritik. Es sei "äußerst merkwürdig, dass bei einem derart großen Stiftungsvermögen der Stiftungsvorstand nur aus einer Person besteht", sagte Karlheinz Muscheler, Professor für Bürgerliches und Stiftungsrecht an der Ruhr-Universität Bochum, der FR. "Das habe ich noch nie in einer Stiftungssatzung gesehen."

Einziger Stiftungsvorstand ist in Personalunion der Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs. Das Stiftungsvermögen belief sich im Dezember 2006 nach einer Finanzaufstellung, die der FR vorliegt, auf 83 646 554,11 Euro. Es werde aber "der aktuelle Vermögensstand in der Satzung nicht nachgetragen, so dass ein völlig falscher Eindruck entsteht", kritisiert Muscheler. In der Satzung heißt es noch: "Das Vermögen der Stiftung beträgt DM 500 000."

Allein Dietrich Garlichs ist laut Satzung für die Verwaltung und die Vergabe der Erträge des großen Vermögens zuständig. Kontrolle soll der Stiftungsrat ausüben, der aus vier Personen besteht, die alle gleichzeitig dem Unicef-Vorstand angehören und nur einmal im Jahr tagen. "Das ist alles zugeschnitten auf eine Person, die hier als Diktator eingesetzt ist", kritisiert der Experte für Stiftungsrecht.

Zu Garlichs Rolle bei der Entgegennahme der Lidl-Großspende über 500 000 Euro sagt der Jurist: "Die Provisionsbeteiligung des externen Beraters an der Lidl-Großspende ist eindeutig juristisch nicht in Ordnung." Denn die Spende sei "ohne seine Vermittlung" zustande gekommen.
Derweil hat eine der FR namentlich bekannte Person bei der Staatsanwaltschaft Köln am Donnerstag ausgesagt, dass Unicef-Geschäftsführer Garlichs dieselben Handwerker an seinem Privathaus eingesetzt habe, die auch beim Umbau der Unicef-Zentrale beschäftigt waren. Garlichs hatte im Dezember 2007 in einem Rundschreiben erklärt, er habe "mit dem geschäftsführenden Vorstand vereinbart, dass ich keine Handwerker beschäftigen werde, die für den Umbau der Bundesgeschäftsstelle gearbeitet haben".