NACHER hat sich bisher auf die Perfektionierung seines obergärigen Malzbieres konzentriert: ein Bier mit geringer Stammwürze, aber mit Zucker, der allerdings nicht vollständig vergärt; ein Bier mit nur 1% Alkoholanteil. Das wird inzwischen in pasteurisierter Form und in Pfandflaschen vertrieben. Es ist so nahrhaft und erfolgreich, dass es von Ärzten zur Kräftigung empfohlen und in Krankenhäusern zur Rekonvalenz eingesetzt wird. Auch junge Mütter, die stillen, trinken mit Vorliebe dieses Bier, weil es ihnen auch sehr gut schmeckt. Denn NACHER macht auch das, was man heutzutage Qualitätssicherung nennt: ständig gleichbleibende Qualität im Geschmack.
Dieser Erfolg wird ihm in knapp 30 Jahren zum Verhängnis werden. NACHER kann das nicht ahnen. Mit seinen 37 Jahren steigt er als Manager in die Vollen, kümmert sich sozusagen rund um die Uhr ums Braugeschäft und baut es weiter aus. Probleme gibt es auch derweil schon.
Zum Beispiel mit der Brausteuer. Wie immer: Der Staat holt sich sein Geld bevorzugt dort, wo es etwas zu holen gibt. Bisher musste eine Brauerei für jeden Doppelzentner Malz 4 Mark berappen. Ab 1906 steigt dieser Betrag auf 10 M. Das ist das Zweieinhalbfache. Und nicht immer kann man eine solche Kostensteigerung an die Kundschaft weitergeben.
Weitere Versuche beim Pasteurisieren: das erste Pils
Derweil lässt NACHER seinen Braumeister und seine Leute mit unterschiedlichen Hefen experimentieren. Er will unbedingt auch in das Lagerbiergeschäft einsteigen, sprich untergäriges Bier brauen, das ebenfalls länger haltbar ist. Aber eben auch seinen Qualitätsvorstellungen entspricht.
Dabei arbeitet NACHER mit dem Institut für Gärungsgewerbe in der Berliner Seestrasse zusammen, das in Berlin einzigartig ist (ein sog. An-Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule) und Forschung in Sachen Bierbrauen betreibt. Mit dessen Chef, Prof. Max DELBRÜCK, arbeitet NACHER schon länger zusammen. Zum Beispiel bei den Versuchen der Pasteurisierung seines Malzbieres nach den Vorschlägen von Louis PASTEUR in Paris.
1907 ist es soweit: Die Engelhardt-Brauerei kommt mit ihrem ersten "Pils" auf den Markt.
Jetzt legt das Geschäft weiter zu. NACHER braucht weiteres Kapital. Er firmiert seine Engelhardt-Brauerei in eine Aktiengesellschaft um, die ihr eigenes Kapital bei Aktionären einsammelt. Aus "Ernst Engelhardt Nachf. oHG" wird die "Engelhardt-Brauerei Aktiengesellschaft".
NACHER achtet darauf, dass er mit seinen eigenen Aktienanteilen die Mehrheit behält. Und damit das Sagen.