Kleine Leute in der Nazi-Zeit. Wie sie überlebten. Oder auch nicht. Und: 'stille Helden'.
“Kleine Leute” sind immer die Mehrheit, zahlenmäßig, nach Einkommen gerechnet und was ihre Lebensmöglichkeiten anbelangt. Bei Gefahr und in Not sehen sie sich meist nur begrenzten Chancen gegenüber. Wer besser mit Ressourcen ausgestattat ist, hat es leichter.
Die jüdischen Besitzer des Kaufhauskonzerns “Leonhardt Tietz AG” (später “Kaufhof”) hatten noch unmittelbar vor dem groß angekündigten “Judenboykott” am 1. April 1933 Deutschland verlassen - nicht in einem internationalen “D-Zug” direkt nach Amsterdam. Sondern in einem Bummelzug mit mehreren Umstiegen: von Köln (Firmensitz) aus erst nach Aachen, von dort dann über die Grenze. Und dann weiter. Der deutsche Konzern war an der niederländischen Kaufhauskette “De Bijenkorf” beteiligt und die Familie TIETZ hatte eine Art Bleiberecht. Anderes Beispiel: Hermann EISNER, Mitbesitzer und Vorstandsmitglied der Berliner Engelhardt-Brauerei, der mit der Schauspielerin Camilla SPIRA verheiratet war, konnte beispielsweise einfach nicht glauben, dass sich “der Unteroffizier mit dem Schnauzbärtchen da oben” so lange würde halten können. Und blieb. Bis 1938. Aber es kam bekanntlich anders. Er und seine Familie hatten Glück. Viel Glück - dokumentiert bei uns an anderer Stelle: www.ansTageslicht.de/Camilla.
Die meisten jüdischen Bewohner im Deutschen Reich hatten eine solche Chance nicht. Deshalb wurden über 6 Millionen Menschen in KZ's erschossen, vergast oder sie verendeten bereits vorher in der fabrikmäßig organisierten Todesmaschinerie aus Erschöpfung und Hunger oder Krankheit qualvoll.
Wir dokumentieren hier einige solcher Beispiele - Schicksale von Menschen, die Glück gehabt hatten und den Nazi-Schergen entkommen konnten. Und solche, denen dies nicht gelang. In machen Fällen des Überlebens spielten unbekannte Menschen eine Rolle, die nichts anderes taten als menschlich zu sein. Und Juden, die auf der Flucht waren, kürzer oder länger Unterschlupf gewährten. Oder auf andere Weise halfen, z.B. mit gefälschten “Papieren”.
Das war mit großen Risiken verbunden. Für diese “stille Helden”. wie wir sie heute nennen, aber auch für jene, die von Nazi-Häschern gejagt wurden. Manchmal ging es gut, manchmal nicht.
Über bekannte Arisierungsfälle (KaDeWe, Karstadt, Hertie, Kaufhaus Horten, Engelhardt-Brauerei u.a.m) wird öfters geschrieben und gesprochen. Auch bei uns auf ansTageslicht.de. Über die sogenannten Kleine Leute liest man wenig. Dem wollen wir hier entgegenwirken. Und beginnen eine neue Serie.
Alle diese Beispiele lassen sich direkt aufrufen und verlinken unter www.ansTageslicht.de/KleineLeute.
Die erste Geschichte ist am 8. März 2024 online gegangen. Weitere werden folgen.
(JL)
Mutter und Tochter retten drei Frauen: Gertrud SCHOENBERNER und Anna SCHOENBERNER-MÜLLER
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Online am: 11.02.2024
Aktualisiert am: 09.10.2024
Inhalt:
Kleine Leute in der Nazi-Zeit. Wie sie überlebten. Oder auch nicht. Und 'stille Helden'.
- Mutter und Tochter retten drei Frauen: Gertrud SCHOENBERNER und Anna SCHOENBERNER-MÜLLER
- Arthur und Paula SCHMIDT: 7 jüdische Kinder vor der Gestapo versteckt
- Thomas und Peter - zwei Kids: der eine erschossen, der andere überlebt
- Ilse NEUMANN: In letzter Minute auf dem Weg in die Freiheit
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Andere über "Kleine Leute" und "stille Helden":
Eine umfangreiche Sammlung von Kurzbiographien von Menschen jüdischen Glaubens sowie sogenannten stillen Helden hat die Gedenkstätte Widerstand in Berlin auf ihrer Website dokumentiert: Biographien. Außerdem werden Vier Menschen im Widerstand ausführlich mit Bildern und Dokumenten portraitiert, darunter Mildred HARNACK und die Widerstandsgruppe “Rote Kapelle” oder die Blindenwerkstatt von Otto WEIDT, der vielen Juden geholfen hat.
Das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, das mit der Gedenkstätte Widerstand kooperiert, stellt regelmäßig Themen zu diesen, aber auch anderen Aspekten zusammen, z.B. über die antijüdische “Wohnungspolitik”, in deren Rahmen Juden erst die Wohnung gekündigt wurde, um sie dann zwangsweise in sog. Judenhäuser zu konzentrieren und danach dann gezielter und mit weniger Aufwand in die KZ's abtransportieren zu können - Beispiel: Mommsenstrasse 55 in Berlin Charlottenburg.