Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 17.09.2016
von Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau
Jahreswechsel in der Sperrzone
Das Sicherheitskonzept zur Silvesternacht nimmt immer deutlicher Gestalt an
Ein Zaun rund um den Dom, aber keine Vollsperrung, Polizeipräsenz, aber kein Hochsicherheitstrakt, Alkohol in Maßen, aber kein Verbot: Die Ausganglage für die Silvesterfeier im Zentrum ist gelinde gesagt anspruchsvoll. Übergriffe wie im vergangenen Jahr sollen sich nicht ansatzweise wiederholen. Es sollen aber auch nicht Bilder einer menschenleeren Sicherheitszone um die Welt gehen. Ein Überblick über die Planungen.
Zaun um den Dom
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat in dieser Woche eine Umzäunung des Doms in rund 80 Metern Abstand zur Kathedrale angekündigt. Gestern gab es erneut Gespräche mit der Polizei. Zum Inhalt: Schweigen. Die Polizei erklärt zumindest, dass der Zaun eine Idee der Stadt gewesen sei, man selbst sieht die Notwendigkeit offenbar nicht ganz so eindeutig.
Unterdessen wird bei der Stadt am genauen Verlauf eines Schutzzaunes gearbeitet. Dieser soll auf allen Seiten in deutlichem Abstand zur Kathedrale stehen. Aus dem Rathaus dringt durch, dass ein Zaun vor dem Hauptportal an den Straßen Unter Fettenhennen, im Süden Am Hof und dann im Osten am Kurt-Hackenberg-Platz vorbei führen würde. Der Dompropst hat gegenüber der Rundschau deutlich gemacht, dass er keine Bilder eines Absperrzaunes direkt am Dom will und zu allen Seiten Zugänge eingerichtet werden müssen. Solche Eingänge mit Kontrollen dürften etwa nahe dem Fremdenverkehrsamt und der Köselschen Buchhandlung vor dem Roncalliplatz liegen. Auswirkungen auf den Verkehr dürfte es vor allem an der Trankgasse geben. Ein internationales Pressezentrum wird laut Stadt im Spanischen Bau des Rathauses eingerichtet. Mobile Hilfen für Frauen soll es rund um den Dom geben.
Der Bahnhof
Zum Hauptbahnhof hin würde vermutlich die Trankgasse den Rand der "Sperrzone" markieren. Der Bahnhofsvorplatz soll nicht abgeriegelt werden, wird aber zentraler Einsatzplatz der Polizeikräfte sein. "Dieser Platz sperrt sich von selbst", heißt es im Rathaus. Anders als bei den Kölner Lichtern will die Bahn die Eingänge zum Vorplatz offen lassen. Silvester verteilen sich die Besucherströme über mehrere Stunden, verlautet aus Bahn-Kreisen, dies mache es einfacher. Die Sperrung der Hohenzollernbrücke für Fußgänger (siehe unten) käme in dieser Hinsicht gelegen. Auf dem Breslauer Platz soll es keine Absperrungen geben.
Zugangskontrollen
Die Absperrung dient vor allem dazu, zu verhindern, dass Feuerwerkskörper vor dem Dom abgeschossen werden. Stark alkoholisierte Personen werden die Kontrollen ebenfalls nicht passieren können. Ein Glasverbot wie an Karneval soll es in dem direkten Domumfeld nicht geben. Dies liegt vor allem an rechtlichen Bedenken. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Klagen gegen ein Verbot gegeben.
Beleuchtungskonzept
Wie in den Wochen nach den Silvesterübergriffen wird die Polizei dunkle Ecken im Domumfeld mit mobilen Hochleistungsstrahlern ausleuchten. Dies dient auch dazu, per Videoüberwachung brauchbares Bildmaterial erzeugen zu können. Nach Silvester hatte die Auswertung des meist schlechten Materials nur wenig Erfolge gebracht.
Hohenzollernbrücke
Über die Sperrung besteht Einigkeit. Im vergangenen Jahr war es auf dem Fußweg der Eisenbahnbrücke zu panikartigen Szenen gekommen. Damals waren die Mitarbeiter des Ordnungsamtes überfordert gewesen. Nach Rundschau-Informationen sollen sich in diesem Jahr bereits über 100 Mitarbeiter für den Außendienst an Silvester gemeldet haben. Wann die Sperrung verhängt wird, ist noch offen, sicher nicht erst kurz vor Mitternacht.
Der Rheinboulevard
Die Freitreppe in Deutz war 2015 Baustelle und daher gesperrt. Nun ist der Großteil des Boulevards offen. Da es keine Beleuchtung gibt, spricht dennoch viel dafür, dass die Anlage gesperrt bleibt. Ein Gutachten zur Sicherheitslage auf den Treppen wird vermutlich nicht rechtzeitig fertig. Frei bleiben muss der Fuß- und Radweg, damit Passanten zur Deutzer Brücke gelangen können.
Online am: 17.09.2016
Aktualisiert am: 06.05.2017
Inhalt:
- Unglaubliche Ereignisse einer Silvesternacht und ihre Folgen: ein Überblick
- Die Chronologie aller Ereignisse der Silvesternacht
- 3 Medien machen alles öffentlich: das Making-of dreier Redaktionen
- Der parlamentarische Untersuchungsausschuss "Kölner Silvesternacht"
Tags:
EXPRESS | investigativ | Köln | Kölner Stadt-Anzeiger | Kölnische Rundschau | Nordrhein-Westfalen | Parlamentarischer Untersuchungsausschuss | Polizei
Auszeichnungen:
"Wächterpreis der Tagespresse" 2017
Die Menschen hinter dieser Geschichte:
- Joachim FRANK
- Janine GROSCH, Kölner Stadtanzeiger
- Christopher HEYER, Video EXPRESS
- Christian HÜMMELER, Kölner Stadt-Anzeiger
- Fabian KLASK, Kölner Stadtanzeiger
- Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau
- Oliver MEYER, EXPRESS in Köln
- Peter PAULS, Kölner Stadtanzeiger
- Detlef SCHMALENBERG
- Stefan SOMMER, Kölnische Rundschau
- Tim STINAUER, Kölner Stadtanzeiger
- Daniel TAAB, Kölnische Rundschau
- Gerhard VOOGT, EXPRESS in Köln
- Christian WIERMER, EXPRESS in Köln
Berichterstattung in den Medien:
Die Berichte des Kölner Stadt-Anzeiger
- Sexuelle Belästigung in der Silvesternacht. Frauen im Kölner Hauptbahnhof massiv bedrängt (01.01.2016)
- Polizei Köln geht von 40 verschiedenen Tätern aus (02.01.2016)
- Bundespolizei am Hauptbahnhof nicht mehr Herr der Lage (03.01.2016)
- Noch kein Täter identifiziert (06.01.2016)
- Jäger erhöht Druck auf Kölner Polizei (07.01.2016)
- Alle Berichte (...)
Die Berichte der Kölnischen Rundschau
- Frauen ausgeraubt und sexuell belästigt (01.01.2016)
- Polizei schockiert über Täterschwarm (05.01.2016)
- Horrortrip in der "Masse von Männern" (05.01.2016)
- Polizeipräsident in der Schusslinie (06.01.2016)
- Albers war schon früh informiert (07.01.2016)
- Alle Berichte (...)
Die Berichte des EXPRESS
- 'Gesundheitsministerin operiert auch keine Blinddarmentzündung' (12.01.2016)
- Herr Minister, diese Fragen müssen Sie jetzt beantworten (16.01.2016)
- Kölner Silvester-Chaos: Was alles schief lief (05.03.2016)
- EXPRESS enthüllt den Silvester-Befehl (08.03.2016)
- Polizei war nur mit 80 Beamten im Einsatz (17.03.2016)
- Alle Berichte (...)