Die Berichte der Kölnischen Rundschau, 07.01.2016

von Ronald LARMANN, Jens MEIFERT, Kölnische Rundschau

Um eine Armlänge daneben

Reker stellt Äußerungen klar

Nach drei Wochen im Amt hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker nun auch ihren ersten Shitstorm im Netz hinter sich. Gestern sah sich die 59-Jährige bemüßigt, ihre viel diskutierte "Armlängen"-Äußerung klarzustellen. "Durch die verkürzte Darstellung in einigen Medien ist (...) der Eindruck entstanden, meine Präventionsinitiativen würden sich ausschließlich auf Verhaltenstipps für Frauen (...) beschränken", teilte Reker mit. Sie habe aber nur auf ein bestehendes Angebot hingewiesen. Ihr sei klar, dass sich die Sicherheitslage nur mit zusätzlichen Polizeikräften und einer Verbesserung der technischen Ausstattung erreichen lasse.

Bei einer Pressekonferenz mit Polizeipräsident Wolfgang Albers am Vortag war es vor allem um Polizeipräsenz und Überwachung öffentlicher Plätze gegangen. Reker hatte geäußert, die Stadt werde bestehende Sicherheitshinweise für Frauen erneuern. Auf die Nachfrage einer Journalistin, was solche Hinweise beinhalten, hatte Reker geantwortet: etwa, dass man Menschen, zu denen man kein Vertrauensverhältnis habe, nicht zu nahe an sich heranlassen solle, auf eine Armlänge Abstand eben.

Daraufhin war im Netz ein Shitstorm losgebrochen. Unter dem Hasthtag #einearmlaenge schüttete die Netzgemeinde Spott und Häme aus. Der neue Chef-Satiriker Jan Böhmermann fragte, "wie viel Abstand zu einem mit einem Messer bewaffneten Tyrannosaurus Rex" notwendig sei, und Netzexperte Sascha Lobo empfahl Syrien-Reisenden, zu IS-Kämpfern eine Armlänge Distanz zu halten. Schnell waren Bilder aus der NS-Zeit im Umlauf, die den Hitlergruß zeigten.

Reker betonte gestern, wenn ihre Äußerungen missverständlich gewesen sein sollten, bedauere sie dies. Im Übrigen wisse sie, dass es im Karneval mit einer Armlänge Abstand schwierig sei zu schunkeln.

Auszeichnungen:

"Wächterpreis der Tagespresse" 2017