Den Dopingsündern und Jan ULLRICH auf der Spur - Eine Chronologie der SPIEGEL-Recherchen
22.08.1992
Ralf MEUTGENS – heute ein renommierter Sportjournalist und Doping- Experte – ist zum ersten Mal auf dem Podium eines Symposiums, das sich dem Doping-Thema widmet. Die Veranstaltung wurde durch ihn und Rudi BÖHM initiiert und durch die Düsseldorfer Messegesellschaft unterstützt. MEUTGENS und BÖHM sind zu dieser Zeit Vorstandsmitglieder im Schwimmbezirk Düsseldorf. Auf dem Podium ist auch Prof. Dr. Gerhard TREUTLEIN von der PH (Pädagogische Hochschule) Heidelberg. Dieser ist Disziplinchef beim Allgemeinen Deutschen Hochschulverband (ADH) und zugleich ein Kenner der Leichtathletikszene. Es geht um Schwimmen und Radsport. Den Medien ist die Veranstaltung keinerlei Berichterstattung wert
1992
Walter GODEFROOT geht als sportlicher Leiter zum Team Telekom. GODEFROOT war von 1965-1975 selbst aktiver Radrennfahrer. Er hatte u.a. zehn Etappen der Tour de France gewonnen. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete er zunächst in verschiedenen Radrennteams als sportlicher Leiter (Ijsboerke, Capri Sonne, Lotto und Weinmann). Ab jetzt beim Team Telekom.
Jef D’HONT kommt als Pfleger zum Team Telekom. Er bringt einschlägiges Know-how und Erfahrungen mit. Bis 1964 war er selbst aktiver Radrennfahrer. 1963 hatte er die Einnahme von Amphetaminen gestanden. Seit 1964 arbeitet er als professioneller „Pfleger“. Einer seiner Fahrer war unter anderem der neue sportliche Leiter des Team Telekom: Walter GODEFROOT
1994
Das bis dahin noch unbekannte Dopingmittel „Epo“ kommt zum ersten Mal vereinzelt im Profi-Radsport zum Einsatz. Epo ist die Abkürzung für Erythropoetin, und steigert das Wachstum der roten Blutkörperchen, damit mehr Sauerstoff produziert wird und dadurch mehr Leistung, vor allem Ausdauer im menschlichen Körper entstehen kann
82. TdF 1995 01.07.-23.07.1995
Bjarne RIIS, Radler beim italienischen Team Gewiss-Ballan, weist bei der 82. Tour de France (TdF) einen Hämatokrit-Wert von 56,3 auf. So dänische Fernsehjournalisten. Dieser Wert gibt an, wie viele rote Blutkörperchen, die die Muskeln mit Sauerstoff versorgen, im Blut enthalten sind. Bei der Anwendung von Epo steigt dieser Wert. Im ungedopten Zustand eines Sportlers sollte dieser nicht höher als 50 liegen.
RIIS dementiert die Veröffentlichung: „Ich habe nie Epo angefasst“
Zwei Monate später
RIIS startet bei der Spanien-Rundfahrt. Recherchen des dänischen TV-Teams ergeben: der Telekom-Pfleger Jef D´HONT hinterlässt bei diesem Rennen Medizinabfall mit Epo-Rückständen in seinem Zimmer. Dies wird allerdings erst 1999 durch den SPIEGEL -Artikel „Die Werte spielen verrückt“ bekannt werden - also erst in 4 Jahren
83. TdF 1996 29.06.-21.07.1996
Epo wird in breiten Maßen von den Tour de France - Fahrern angewendet.
Bjarne RIIS, inzwischen beim Team-Telekom, gewinnt die Tour de France und Jan ULLRICH wird Zweiter.
Als RIIS die Tour gewann, so wird Willy VOET, einer der Physiotherapeuten des Festina-Teams gegenüber dem SPIEGEL , allerdings erst 3 Jahre später - 1999 - berichten, "da hat er unsere Fahrer am Berg einfach stehengelassen. Und die waren schon mit einem Hämatokritwert von 54 unterwegs" (vgl. 16.04.1999)
Radsportjahr 1997
Gianluigi STANGA, Chef des Polti-Teams, fragt nach der Etappenfahrt Paris-Nizza, die als erste wichtige Rundfahrt des Jahres im Profi-Radsport gilt und nichts mit der Tour de France zu tun hat, Jörg JAKSCHE, der derzeit für das Vorgängerteam von Gerolsteiner fährt, „was er genommen habe“. Jörg JAKSCHE ist zu diesem Zeitpunkt ein junger und talentierter Radrennfahrer. Diese Rundfahrt ist JAKSCHEs erstes großes Rennen. STANGA überprüft auch seinen Hämatokritwert. Dieser liegt bei 41, also relativ niedrig (er fährt also sehr gut, ohne viel Doping bzw. vermutlich ohne Epo). Daraufhin bietet STANGA ihm einen fünf-Jahres-Vertrag. JAKSCHE nimmt diese Offerte an.
Januar 1997
Im Trainingslager an der Ligurischen Küste bekommt JAKSCHE vom Polti-Teamarzt das erste Mal Injektionen: Vitamin B12, Folsäure und Eisen. „Fixen“ soll er selbst
1997
Ralf MEUTGENS ist für das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL als Informationsbeschaffer, unter anderem zu den Themen Sport und Doping tätig und verdient sich seine ersten Sporen als Journalist. Bis 1988 hatte er sich als Trainer und Trainerausbilder in dem Radsportverband NRW engagiert.
Jörg PAFFRATH, ein Kölner Radprofi, der ebenfalls dem Radsportverband NRW entstammt, kommt mit MEUTGENS in Kontakt. Er bekennt sich als erster im SPIEGEL zu seiner Dopingvergangenheit und schildert die Systematik: „Wie ein Hund an der Kette“ (Ausgabe 25 v. 16.6.1997). Autor des Artikels ist der SPIEGEL -Redakteur Udo LUDWIG.
PAFFRATH lässt keinen Zweifel daran, dass er nicht als Einziger im Profi-Radsport von Doping betroffen ist. Ein solches Outing ist sowohl für die Medien, als auch für den Radsport Neuland.
Die Nachmittagsendung des ZDF Schattenspringer wird auf PAFFRATH aufmerksam. Man lädt ihn ein, über seine Motivation zu sprechen, sich derart zu outen. Die Radsportfunktionäre sagen später dazu: „die Qualität von PAFFRATHs Geständnis habe man auch daran ablesen können, dass er es nur ins Kinderprogramm geschafft habe.“
Auch SPIEGEL-TV ist an PAFFRATH interessiert und beginnt mit der Produktion eines Beitrags. Man dreht mit ihm zwei Tage lang in einem Internat, in der Nähe von Bad Hersfeld. Vorher hatte man in Italien mit dem Doping-Aufklärer Alessandro DONATI gedreht. Nach dem Dreh mit PAFFRATH fährt das SPIEGEL-TV -Drehteam von Bad Hersfeld weiter zur laufenden Tour de France (TdF). Nichts von dem Beitrag wird in dem Jahr bei SPIEGEL-TV gesendet
Juni 1997
JAKSCHE bekommt das erste Mal Epo sowie Medrol –Tabletten und Synacthen
84. TdF 1997: 27.07.1997
Jan ULLRICH gewinnt die 84. Tour de France.
Es wird bekannt, dass alle wichtigen deutschen ‚Medienoberhäupter’ von stern über Focus bis zum SPIEGEL auf Kosten der Telekom zur Siegerehrung nach Paris eingeladen wurden.
Die ARD macht nach dem Sieg von ULLRICH einige Sondersendungen mit ihm, die nach der Tagesschau ausgestrahlt werden.
Danach zeigt sich ULLRICH einige Zeit lang nur auf so genannten Kirmesrennen. Diese Rennen werden nicht von dem Radsport-Weltverband UCI gewertet und unterliegen auch keiner Dopingkontrolle.
Einige Zeit später fährt ULLRICH beim „Luk-Cup“, einer UCI-Veranstaltung (Union Cycliste Internationale), also des internationalen Radsportverbands, im badischen Bühl mit. Dadurch, dass diese vom UCI gewertet werden, unterliegen sie generell einer Dopingkontrolle. Er zieht es vor, nicht in dem vom Team Telekom gebuchten Hotel zu übernachten, sondern nimmt sich sein Zimmer kurzfristig woanders.
Nach einem Auftritt in Aachen wird ULLRICHs Blut prophylaktisch getestet. Sein Hämatokritwert liegt weit über der zulässigen Grenze von 50. Walter GODEFROOT, Sportlicher Leiter des Team-Telekom, erfährt die Nachricht, die da heißt: „Jans Werte spielen verrückt“ abends in der Bühler Mannschaftsunterkunft und verkündet der Presse, dass Jan ULLRICH in Aachen durch Autogrammwünsche aufgehalten worden sei und erst am Morgen anreisen könne. Tatsächlich verbrachte der Radsportler die Nacht in einer stillen Herberge – unweit von Bühl. Er war deshalb für mögliche UCI-Kontrollen im Teamhotel nicht zu greifen.
Jürgen KINDERVATER, der Kommunikationschef des Telekom-Chefs Ron SOMMER begründet die Übernachtung von Jan ULLRICH an einem anderen Ort mit dem „Wunsch, den Abend im privaten Freundeskreis zu verbringen. Darüber hinaus trifft es nicht zu, daß sie durch einen Hotelwechsel einer Dopingkontrolle entgehen können.“
Radsportjahr 1998
STANGA verbessert JAKSCHEs Vertrag bei Polti auf 80.000 DM. Und: Wenn er bei der TdF unter den ersten 20 fährt, muss er die „Medizin“ nicht mehr selbst zahlen.
Die ARD besitzt die Exklusivrechte an der Live-Berichterstattung der Tour de France, versäumt es aber das Thema Doping durch die Berichterstattung zu hinterfragen. Der Intendant des WDR Fritz PLEITGEN wird später dazu sagen: „Wir hätten noch ein zusätzliches Team daransetzen sollen. Doping ist nicht nur ein Problem des Radsports. (...) Die Reporter vor Ort können das nicht allein schaffen, ...“
2 Wochen vor der Tour de Suisse 1998
JAKSCHE beginnt mit der Epo-Kur, um auf die TdF im Juli vorbereitet zu sein. Jeden zweiten Tag 1.000-2.000 Einheiten. Eine Einheit bezieht sich in der Medizin auf den Außendurchmesser einer Kanüle. Eine Einheit sind ein drittel Millimeter
Drei Tage vor Beginn der TdF 1998
Der Masseur der spanisch-französischen Festina-Mannschaft, Willy VOET, wird in Nordfrankreich im Firmenwagen mit Unmengen von Dopingmitteln erwischt und verhaftet.
Das Team-Telekom trifft Sicherheitsvorkehrungen: der zweite
Stellvertreter der Teamleitung, Frans VAN LOOY, wird nach Frankreich mit der Aufgabe geschickt, ein neutrales Fahrzeug für die drei Wochen anzumieten. Als er bei Rent-a-car in seiner Teambekleidung vorspricht, wundert sich die Angestellte: „Mensch, müssen die offiziellen Autos der Rennställe in diesem Jahr aber schlecht sein. Sie sind jetzt schon der zehnte, der einen Wagen von uns will“ , wird 1999 DER SPIEGEL , also ein Jahr später berichten (können)
TdF 1998 11. Juli bis 2. August 1998
Durch den Fund beim Festina-Masseur VOET bricht Chaos aus. Die Teams besprechen offensichtlich untereinander, was die jeweils andern denn nun machen würden. Team-Polti versteckt die Epo-Ampullen in einem Staubsauger mit doppeltem Boden. Das Festina-Team wird ausgeschlossen. ULLRICH bricht am Berg ein.
Während der Pyrenäen-Etappe der TdF beginnt die französische Justiz die Mannschaftshotels nach Dopingmitteln zu durchsuchen. Die Telekomführung ordnet an, sämtliche verbotene Medikamente wegzuwerfen. Diese Aufgabe übernimmt GODEFROOTs Vertreter, Rudy PEVENAGE. Er schüttet den Vorrat in den Müllcontainer des Hotels. Als allen auffällt, dass dies keine gute Idee ist, die Präparate dort entsorgt zu haben, versucht PEVENAGE den Abfall aus dem Container wieder zu entfernen. Dabei wird er aber von Journalisten ertappt.
Seine Begründung gegenüber L`Equipe : Man habe gehört, dass andere Teams ihre illegalen Präparate auch auf fremdem Terrain entsorgten, und daher habe er mal nachsehen wollen, ob der Kehricht hier auch sauber sei.
Diese Begründung stimmt aber mit der Erklärung von Jürgen KINDERVATER, Kommunikationschef der Telekom AG, nicht überein. Der erklärt vielmehr: „Bei der Anordnung von Herrn Godefroot ging es um eine völlig unspektakuläre allgemeine Entsorgung von Medikamenten. Es gab aber keine Medikamente, die etwa unter Dopinggesichtspunkten nicht zugelassen gewesen wären. Der Grund war vielmehr, daß die französische Polizei Schwierigkeiten mit der Einordnung von ausländischen Medikamenten hatte“
Aus Protest gegen die ‚menschenunwürdige Behandlung’ seitens der französischen Behörden, die beim Thema Doping konsequent und hart bleiben, boykottieren viele Fahrer die Weiterfahrt und ‚streiken’. Letztlich werden von 189 Fahrern nur noch 96 das Ziel in Paris erreichen.
Die ganzen Vorfälle werden als „Festina-Skandal“ in die Annalen eingehen: der erste große Dopingskandal im Radsport.
JAKSCHE erhält einen Vertrag beim Team Telekom und wechselt damit von Polti zu dem deutschen Rennstall – er hat den 18. Platz erreicht und verdient nun 300.000 DM pro Saison
02.08.1998
Mit dem „Festina-Skandal“ offenbart sich zum ersten Mal das systematische Ausmaß von Doping bei der TdF. Die ARD strahlt zum Thema eine Sendung „Christiansen – Der Sport im Dopingsumpf“ aus.
13.08.1998
Jetzt wacht auch das Politmagazin Monitor (WDR) auf und berichtet über Doping. In der Sendung tritt u.a. auch anonym ein "Betreuer" auf, der über Dopingmittel spricht und konkrete Mittel nennt, die üblicherweise eingenommen werden. Sein Name: Dieter QUARZ.
Dieter QUARZ, 32, Diplom-Trainer für Radsport und diplomierter Chemiker aus Düsseldorf, engagiert sich seit langen im Kampf gegen Doping. Er hat sein Wissen als Pfleger in verschiedenen Rad-Teams erworben. Auch über Dopingmachenschaften. Er stellt sein auf jahrelanger Arbeit fundiertes Fachwissen und seine Verbindungen dem Fernsehmagazin Monitor zur Verfügung.
Durch diese Sendung wird Prof. Werner FRANKE, Professor für Zell- und Molekularbiologie beim Deutschen Krebsforschungs-Zentrum (DKfZ) in Heidelberg auf QUARZ aufmerksam. FRANKE gilt als der größte Kritiker des Dopings und gilt auch international als absoluter Experte auf diesem Fachgebiet. Ihm ist das Doping im Radsport und insbesondere bei der alljährlichen Tour de France schon lange ein Dorn im Auge. FRANKE ist übrigens der Ehemann von Brigitte BERENDONK, die Anfang der 90er Jahre 2 Bücher über Doping geschrieben hat.
FRANKE jedenfalls vermutet Insiderwissen bei QUARZ und nimmt über die Monitor -Redaktion Kontakt zu QUARZ auf. Er bittet ihn, nach Heidelberg zu kommen: Zu einem „vertraulichen Vier-Augen-Gespräch“. Er ködert ihn mit der Aussage, er wolle ihn aus dem Sumpf des Radsports herausholen und seine berufliche Existenz sichern.
Auch SPIEGEL-TV sendet jetzt erstmals einige kurze Sequenzen von dem Material, das ein Jahr vorher mit PAFFRATH gedreht wurde
August 1998
QUARZ fährt tatsächlich nach Heidelberg. Doch aus dem vermeintlichen Gespräch unter vier Augen wird nichts, denn neben FRANKE sind bei dem Treffen zwei weitere Herren anwesend: Prof. Dr. Gerhard TREUTLEIN, Sportpädagoge, sowie Udo LUDWIG, Redakteur beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL .
- DER SPIEGEL -Redakteur möchte gern das Material von QUARZ über Doping im Radsport erhalten. Er will das Team Telekom belasten.
- Auch FRANKE hat die Telekom im Visier. Er unterstützt das Ansinnen des SPIEGEL : das Nachrichtenmagazin benötigt nicht nur Informationen über generelle Strukturen, sondern vor allem konkrete Namen. QUARZ soll zum Informanten werden. Als Belohnung will DER SPIEGEL stattdessen eine großzügige Spende an das deutsche Zentrum für Krebsforschung leisten.
Dieter QUARZ hingegen macht von vorneherein klar, dass es ihm nicht um Vorwürfe gegenüber einzelnen Personen, sprich Fahrern geht, sondern um die Aufdeckung der grundsätzlichen Strukturen, die das Doping möglich machen und befördern.
Der dritte Teilnehmer, Prof. TREUTLEIN sagt wenig - ihm ist offenbar die Rolle eines Statisten zugedacht.
QUARZ versteht nicht, was genau ihm dieser Handel einbringen soll und verlässt das Treffen. FRANKE und LUDWIG können sich zuvor allerdings das Material von QUARTZ ansehen. Die Informationen und Daten lassen sich aber nicht eindeutig einem Team zuordnen. Auch nicht dem Team Telekom.
Prof. FRANKE und SPIEGEL -Redakteur Udo LUDWIG, die 2007 zusammen ein Buch veröffentlichen werden ("Der verratene Sport. Die Machenschaften der Doping-Mafia"), sind nicht wirklich weiter gekommen in ihrem Ziel, das Team Telekom des Dopings überführen zu können - sie haben keine belastbaren Unterlagen erhalten
Januar 1999
GODEFROOT, der sportliche Leiter des Team Telekom, betont in einer Teamsitzung, dass keiner mehr „Sachen“ mit zum Rennen nehmen soll, das sei „zu gefährlich“ geworden. Die Mannschaftsleitung weiß alles, es ist ein fest installiertes System.
JAKSCHE bezahlt ca. 3.000 bis 4.000 Euro pro Saison für Dopingmittel. Gezahlt wurde bisher an die Ärzte des Team Telekom Rennstalls: Dr. med. Andreas SCHMID und Dr. med. Lothar HEINRICH von der Universitätsklinik Freiburg
Ulf ULLRICH, ein Projektleiter von SAT1 , der mit der Übertragung der wieder entstandenen Deutschland-Tour der Radprofis betraut ist, nimmt Kontakt zu Ralf MEUTGENS auf, der ihm als kritischer Begleiter des Radsports bekannt ist. Er bittet MEUTGENS als Doping-Experten um Mitarbeit bei der Übertragung – richtig zum Einsatz kommt MEUTGENS dabei aber nicht. In einer Redaktionssitzung von SAT1 machen zwei Radsport-Experten unmissverständlich klar, dass man ihrer Meinung nach das Thema Doping jetzt ruhen lassen sollte. MEUTGENS lässt es auf Grund seiner Unerfahrenheit ruhig angehen und widerspricht nicht. Er macht stattdessen weitere Fernseh-Erfahrungen, z.B. bei der Mitarbeit an einem 30-minütigen Beitrag „Die Dopingfahnder“ bei arte
Radsportjahr 1999
JAKSCHE trainiert mit dem Team-Telekom auf Mallorca. Einer der sportlichen Leiter des Team Telekom spricht JAKSCHE an, wie er sich denn sonst so vorbereitet hätte? Konkret fragt er nach „den anderen Sachen“. JAKSCHE nennt ihm die Dosis. Daraufhin wird ihm aufgegeben, sich bei einem Arzt des Teams zu melden. Die Medikation zur Leistungssteigerung wird also offensichtlich in die Wege geleitet
Juni 1999
JAKSCHE setzt kurz vor der Tour de Suisse (15. bis 24. Juni) Epo ab, um seinen Hämatokritwert unauffällig zu halten
07.06.1999
Eine Woche, bevor die große Enthüllungsstory des SPIEGEL "Die Werte spielen verrückt" erscheint, erstattet Prof. FRANKE bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, dem Wohnsitz von Dieter QUARZ, eine Anzeige wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz: gegen Unbekannt
08.06.1999
Von dieser Anzeige kann QUARZ noch nichts wissen. Deshalb kommt es einen Tag nach der Anzeige durch FRANKE zu einem zweiten Treffen mit dem SPIEGEL : die Redakteure Udo LUDWIG und Matthias GEYER fahren zu QUARZ nach Düsseldorf. Dieses Mal geht es den SPIEGEL Redakteuren angeblich nur um „die wissenschaftliche Absicherung zu einem Artikel über Doping im Radsport“ , so die Redakteure. QUARZ gibt den Redakteuren Material über dieses Thema mit. Darin sind nur anonymisierte Fallbeispiele genannt, aber keinerlei konkrete Zuordnung zu einzelnen Fahrern oder Teams.
"So entwickelte sich ein beiderseitig akzeptiertes Spiel, der SPIEGEL fragt nach Telekom und ich antworte im allgemeinen Radsport-Kontext. So hofften beide Seiten zu ihrem Ziel zu gelangen" , wird QUARZ später in einer schriftlichen Stellungnahme festhalten.
Kurz darauf bekommt QUARZ einen ersten Entwurf zum geplanten SPIEGEL -Artikel zugefaxt – zum checken. QUARZ merkt viele Korrekturen an:
Im Entwurf sind u.a. auch falsche Bildunterschriften, die die Telekom-Fahrer belasten (Medikationsplan). QUARZ fordert sofort Änderungen an dem Artikel per Telefon. Die ignoriert DER SPIEGEL
14.06.1999
DER SPIEGEL kommt mit seiner großen Enthüllungsgeschichte heraus „Die Werte spielen verrückt“ (Ausgabe 24/99), an der die SPIEGEL -Leute die ganze Zeit gearbeitet haben. Unter anderem geht es auch um das deutsche Radfahreridol ULLRICH. Im Bericht ist auch eine Grafik enthalten, die auf Informationen von QUARZ basiert. In dem zugefaxten Entwurf zwei Tage nach dem SPIEGEL -Besuch bei QUARZ hatte die Grafik noch eine unverfängliche Überschrift: "Der Natur-Aktien-Index, ermittelt von dem Wiener Börsendienst 'Ökoinvest' und der Münchner Zeitschrift 'Natur' erfasst die Kursentwicklung ..." :
Im veröffentlichten SPIEGEL -Artikel wird die Grafik als die eines "Telekom-Fahrers" ausgewiesen: "Ohne Medizin geht nichts - mit 21 Präparaten ist der Körper dieses Telekom-Fahrers gefüttert. 5 davon stehen auf der Doping-Liste. ... :
Juni 1999
Der SPIEGEL -Bericht löst Besorgnis im Team-Telekom aus. JAKSCHE wird 8 Jahre später in einem Interview mit dem SPIEGEL „Bellas Blut“ (vgl. 02.07.07, Ausgabe 27/2007) sagen, er sei zu der Zeit, um die sich die Dopingvorwürfe drehen, ja noch nicht im Team gewesen (sondern noch im Team Polti von 1997-1998), aber nach dem, was er so mitbekam, stimmten die Geschichten im SPIEGEL
Jan ULLRICH setzt sofort eine Gegendarstellung gegen den SPIEGEL -Bericht durch. Das Team-Telekom erwirkt eine Einstweilige Verfügung, nach der DER SPIEGEL mehrere Behauptungen nicht mehr aufrecht erhalten darf
Nach dem 14.06.1999
DER SPIEGEL setzt nach: für die nächste Ausgabe des Magazins kündigen die Agenturen die Fortführung der Berichterstattung über Doping im Team-Telekom an. Unter anderem ein Interview mit QUARZ. Die SPIEGEL -Redakteure haben die Gesprächsergebnisse in einem "Interview" destilliert - QUARZ soll 'Zeuge der Anklage' werden
15.06.1999
Einen Tag nach der SPIEGEL -Veröfentlichung brechen Kriminalbeamte auf Anweisung der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft die Privatwohnung von Dieter QUARZ auf. Sie beschlagnahmen Aufzeichnungen, PC und Notebook: zur Beweissicherung. Auslöser: die Anzeige von Prof. FRANKE
17.06.1999: 3 Stunden vor QUARZs erster Vernehmung
QUARZ erhält Besuch: SPIEGEL -Redakteur Udo LUDWIG taucht zusammen mit dem Justiziar des SPIEGEL s auf. Beide sichern ihm volle juristische Unterstützung zu, wollen aber, dass er eine eidesstattliche Erklärung abgibt, die eine Reihe von kritischen Passagen aus dem Artikel absichern soll. Außerdem soll QUARZ darin das Team Telekom belasten und unter anderem erklären, in einer spanischen Apotheke selbst Doping-Mittel gekauft zu haben:
Gleichzeitig bietet DER SPIEGEL QUARZ juristische Hilfe an. Der lehnt ab und nimmt sich einen eigenen Anwalt
18.06.1999
QUARZ bekommt ein vom SPIEGEL nachträglich aufbereitetes Interview zugefaxt, das Udo LUDWIG und Matthias GEYER aus ihrem Besuch bei ihm zusammengestellt hatten. QUARZ bekennt sich darin quasi als Doping-Helfer und Kronzeuge gegen das Team Telekom. QUARZ bringt sofort Korrekturen an, verweigert aber letztlich die Freigabe des Interviews:
DER SPIEGEL wendet sich an den Anwalt von QUARZ und bittet um Schützenhilfe gegen die Telekom
22.06.1999
Ein zweiter Versuch seitens des SPIEGEL , eine etwas entschärfte Version der ersten Eidesstattlichen Erklärung unterschrieben zu bekommen, scheitert ebenfalls
01.07.1999
Die Redaktion von Monitor sendet um 22:30 Uhr ein 30-minütiges Special zum Thema Doping im Radsport: „Ohne Pillen kannst du nicht gewinnen – das Doping und die Tour de France“. Diese Sendung lässt sich heute online nicht mehr aufrufen - die "öffentlich-rechtliche" Redaktion Monitor hat sich dieser "öffentlichen Aufgabe", Bestandteil des "öffentlichen Gedächtnis" zu sein, entledigt
07.07.1999
Die BILD-Zeitung zitiert in einem Bericht über den Doping-Sumpf u.a. auch Werner FRANKE:
- „Der Mann war auch bei mir. Er wollte aus dieser Szene aussteigen, brauchte dazu einen anderen Job. Er hat einen Hochschulabschluss, wir wollten helfen.“ Dafür sollte er Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten
- „Wir haben zehn Monate gewartet – nichts geschah. Da habe ich die Anzeige selber eingereicht.“
Gemeint ist Dieter QUARZ
09.07.1999
FRANKE gibt in Ergänzung seiner Strafanzeige gegen Unbekannt vom 7. Juni in einer Eidesstattlichen Versicherung nun auch bei der Staatsanwaltschaft (die vielleicht regelmäßig nicht die BILD-Zeitung liest) einen konkreten Namen an, wen er mit seiner Anzeige gemeint hat: Dieter QUARZ.
Es ist der Tag, an dem auch das Team Telekom bzw. Jan ULLRICH dbzw. die Fa. Walter Godefroot GmbH eine Einstweilige Verfügung gegen den SPIEGEL beantragt: auf Unterlassung aller Doping-Vorwürfe
12.07.1999
FRANKE sagt in einem Gespräch mit der Rheinischen Post, dass das Doping im Radsport auf zwei „Ebenen“ läuft:
- Ebene 1: die Radsportler
- Ebene 2: Experten, zu denen auch QUARZ gehöre. Da befände man sich dann auch unmittelbar „in der Höhle des Löwen“
14.07.1999
QUARZ und sein Anwalt fliegen nach Hamburg. Im SPIEGEL -Hochhaus in der 11. Etage treffen sich beide mit dem Chefredakteur Stefan AUST, den Rechercheuren LUDWIG und GEYER, dem Sportresort-Chef Alfred WEINZIERL und dem Verlagsjustitiar. Während einer zweistündigen Diskussion und Sichtung des Materials wird AUST klar, dass die Geschichte des SPIEGEL s nicht so wasserdicht ist, wie er gegenüber seinen Freunden Ron SOMMER, Chef der Telekom, und Jürgen KINDERVATER, Kommunikationschef der Telekom, behauptet hat
16.08.1999
DER SPIEGEL muss eine Gegendarstellung von Jan ULLRICH abdrucken
17.08.1999
Die Staatsanwaltschaft teilt dem Anwalt von QUARZ mit, das Verfahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz sei eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hat begriffen, worum es bei dieser Aktion offenbar gegangen war: irgendjemand wollte auf diese Weise, konkret über den Weg der Akteneinsichtsnahme, an die beschlagnahmten Unterlagen von QUARZ herankommen, um z.B. damit das Team Telekom belasten zu können, das sich derzeit gerichtlich wehrt, z.B. mit Unterlassungsklagen gegen entsprechende Vorwürfe.
Die Staatsanwaltschaft reagiert daher sehr schnell. Sie signalisiert QUARZ, dass niemand Fotokopien von seinen Unterlagen machen konnte
Nach dem 17.08.1999
QUARZ lehnt ein fünfstelliges Geldangebot eines anderen Mediums ab. QUARZ will öffentlich keine konkreten Schlussfolgerungen aus seinen Unterlagen ziehen.
FRANKE hält sich mit seinen Bemerkungen über Doping im Radsport ab sofort zurück und schlägt sich auf die Seite des Team-Telekom Arztes, Dr. med. Lothar HEINRICH. Den hat er nicht im Verdacht zu dopen
Herbst 1999
Drei Monate nach ihrer großen Enthüllungsstory "Die Werte spielen verrückt" besuchen SPIEGEL -Reporter Jef D'HONT und unterhalten sich mit ihm inoffiziell. D'HONT bestätigt den Journalisten die meisten Informationen und Fakten. Allerdings will er sich derzeit nicht als 'Zeuge' zu Verfügung stellen, nur als anonymer Informant, der den SPIEGEL -Redakteuren zumindest die Sicherheit ihrer Informationen bestätigt. Richtig 'Auspacken' wird Jef D'HONT erst im Jahr 2007: in einem SPIEGEL -Artikel "Dickes Blut". Dies wird allerdings erst in knapp 8 Jahren der Fall sein (siehe 30.4.2007)
Radsportjahr 2000 im Frühjahr
Der Manager vom Team Once, Manolo SAIZ, kommt auf JAKSCHE zu, gibt ihm einen Zweijahresvertrag beim spanischen Team Once. Die „medizinische Betreuung“ ist organisiert, JAKSCHE „hält nur den Arm hin“ und ist sicher, dass alles 'gut wird'
22.02.2000
Zwei Tage vor der Gerichtsverhandlung vor dem Frankfurter Landgericht zwischen dem SPIEGEL und der Telekom, bei der es im Kern darum geht, was von den SPIEGEL -Vorwürfen übrig bleibt veröffentlicht Ralf MEUTGENS in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine Hintergrundgeschichte zur SPIEGEL -Geschichte: "Die große Informanten-Verbrennung". Darin steht, wie die Informationen und ‚Belege’, die DER SPIEGEL für seine kürzlich erschienene Titelstory „Die Werte spielen verrückt“, zustande gekommen sind: mithilfe des inzwischen ‚verbrannten’ Informanten Dieter QUARZ
24.02.2000
Bei der Gerichtsverhandlung vor dem Frankfurter Landgericht wagt DER SPIEGEL nicht gegen die Einstweilige Verfügung vorzugehen, die das Team Telekom durchsetzen konnte. DER SPIEGEL und die Walter Godefroot GmbH - als Trägerin des Team Telekom - einigen sich außergerichtlich:
- DER SPIEGEL hat das Unterlassungsbegehren des Team Telekom endgültig anerkannt und unterschrieben
- die Telekom bzw. die Godefroot GmbH zieht ihre Klage zurück
- so genannte Kostenanträge werden nicht gestellt - jeder übernimmt seine eigenen Kosten
In einem zweiten Prozess, den die Telekom AG und die Walter Godefroot GmbH gegen Prof. Werner FRANKE vor dem OLG Frankfurt angestrengt hat, unterliegt FRANKE. Er darf nun nicht mehr behaupten, dass eine Staatsanwaltschaft gegen Team-Telekom-Fahrer wegen Dopings ermitteln würde
Giro d'Italia 2001
Während der 84. Giro d'Italia (19. Mai bis 10. Juni) finden Ermittler in dem Gepäck von Telekom-Arzt Dr. med.Lothar HEINRICH Koffein und Kortikoide (Kortison). Der Telekom-Mediziner behauptet, diese seien zum Eigengebrauch sowie für den Radsprtler und Asthmatiker Jan ULLRICH. Für Astmatiker ist das 'Doping'-Mittel Kortison erlaubt
Radsportjahr 2001
TdF-Gewinner wird Lance ARMSTRONG vom Team US Postal. Jan ULLRICH belegt PLatz 2 mit 06:44 Minuten Rückstand. Nächster Telekom-Fahrer wird Alexander WINOKUROW auf dem 16. Platz
09.07.2002 TdF 2002
Die Berliner Zeitung veröffentlicht in dem Artikel "Wenn der Beruf zum Hobby wird" ein Zitat von Hagen BOßDORF: „Sagt die Telekom, es gibt keinen Dopingfall, dann gibt es auch keinen Dopingfall für die ARD.“
Die Berliner Zeitung zitiert Hagen BOßDORF aus einem Interview - "Gefährliche Partnerschaft", das der Tagesspiegel ein paar Tage vorher abgedruckt hat. Das Interview thematisiert die positiv ausgefallene Dopingprobe von Jan ULLRICH, der an der Tour de France im Jahre 2002 aufgrund einer Knieoperation nicht teilnimmt. Im Original sagt BOßDORF: „es gibt keinen Dopingfall bei der Tour de France. Deswegen können wir uns auf das Sportliche konzentrieren.“ Und, dass „alle Beteiligten an einer raschen Klärung interessiert sind. Keiner spielt auf Zeit.“ Der Tagesspiegelschreibt außerdem in dem Interview, „Sollte nach der A-Probe auch die B-Probe positiv ausfallen, wird Ullrich vom Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer wohl für ein halbes Jahr gesperrt. (…) Die ARD könne den Vertrag mit der Telekom nur mit dem Befund Doping kündigen, (…)“
Hagen BOßDORF ist zu dieser Zeit
- 1) Sportkoordinator der ARD
- 2) Live-Kommentator bei der TdF
- 3) Buchautor für Jan ULLRICH.
Das Buch wird erstmals 2004 unter dem Titel „Jan Ullrich und Hagen Boßdorf – Ganz oder garnicht. Meine Geschichte“ im Econ Verlag herauskommen
23.07.2002
ULLRICH wurden am 12. Juli bei einem Dopingtest verbotene Amphetamine nachgewiesen. Seine Erklärung: Er habe die während eines Diskothekenbesuchs geschluckt.
Das Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer verhängt eine sechsmonatige Sperre sowie eine Geldstrafe in Höhe von 2000 Schweizer Franken gegen Jan ULLRICH. Das Urteil ist mild ausgefallen, da ULLRICH „kein Doping im engeren Sinne“ betrieben hat, begründet der vorsitzende Richter des Sportgerichts, Peter BARTH. ULLRICH habe die Amphetamine nicht geschluckt, um sich einen Leistungsvorteil zu verschaffen, sondern weil er frustriert war
Radsportjahr 2002
TdF Gewinner wird Lance ARMSTRONG vom Team US Postal.
Bester Telekom-Fahrer wird Bobby JULICH auf dem 37. Rang
Das Team Telekom belegt den 13. von 21 Plätzen in der Teamwertung. Jan ULLRICH tritt bei der Tour nicht an.
Im Vorfeld wird ULLRICH im Frühjahr 2002 positiv auf Amphetamine getestet, deutet jedoch an, der positive Test käme von „unbekannten Pillen“, die er während eines Diskothekenaufenthalts konsumiert habe. Der Radsportverband UCI sperrt ihn für sechs Monate
Radsportjahr 2003
Wiederum gewinnt Lance ARMSTRONG die TdF. Jan ULLRICH wird zweiter für das Team Bianchi und Alexander WINOKUROW wird dritter für das Team Telekom.
ULLRICH, der die Tour de France wieder bestreiten darf, kam durch die Vermittlung von Rudy PEVENAGE beim Radsportteam Bianchi unter
2004
Wolf-Dieter POSCHMANN, Frontmann des ZDF-Sports meldet sich bei MEUTGENS mit der Bitte, bei einer Sport-Reportage mitzuarbeiten. Er soll bei den Recherchen zum Thema Doping im Radsport helfen
Radsportjahr 2004
JAKSCHE wechselt zum Team CSC von RIIS. Er dopt dort mit Epo, jedoch nur bis zur Rundfahrt Paris-Nizza, die er gewinnt. JAKSCHE setzt danach für die TdF das Epo ab, um bei der Tour nicht mit einem erhöhten Hämatokritwert erwischt zu werden. Allerdings nimmt er Kortison. Kortison steht zwar auf der Dopingliste, ist aber unter Umständen erlaubt, z.B. wenn man Asthmatiker ist. Diese Bescheinigung ist leicht zu erhalten, also darf man Kortison spritzen, wenn man möchte
Februar 2004
JAKSCHE gewinnt die Mittelmeer-Rundfahrt, vier Wochen Später die Rundfahrt Paris-Nizza
Mitte-Ende 2004
RIIS gerät mit seinem Team CSC in finanzielle Schwierigkeiten und lässt JAKSCHE ziehen. SAIZ bietet Ihm einen neuen Vertrag an, da er wieder einen Geldgeber für sein Team hat. Jahresgehalt JAKSCHE: 500.000 €. SAIZ erwähnt, dass ein Arzt ihn anrufen würde
2005
Ein Teil des recherchierten Materials, das im vorigen Jahr (2004), während MEUTGENS Mitarbeit beim ZDF, für eine Sport-Reportage gesammelt wurde, wird vom ZDF gesendet - jedoch nicht der beste Teil davon. In dem geht es um einen Betreuer aus dem Team Gerolsteiner, der sich per E-Mail über verschiedene Dopingmittel erkundigt hat. Auf die Frage, warum das Material nicht gesendet wurde, begründet Sportchef Wolf-Dieter POSCHMANN, es sei ihm mehr um die Offenlegung der Strukturen gegangen und nicht um die Nennung von Namen. Das dänische öffentlich-rechtliche Fernsehen sieht es anders und präsentiert das Material während der laufenden TdF am 30. Juni dem Publikum. Nach der Sendung wird der betroffene Pfleger des Teams Gerolsteiner fristlos entlassen und alle Team-Mitglieder müssen eine Anti-Doping-Charta unterschreiben.
Außerdem wird bekannt, dass POSCHMANN bereits als „Conferencier“ für Gerolsteiner tätig war und dafür auch honoriert wurde. MEUTGENS macht einen Bericht für den Deutschlandfunk, der am 5. August gesendet wird: „Gerolsteiner, Doping und die journalistische Wahrhaftigkeit. ZDF-Frontmann Wolf-Dieter POSCHMANN im Zwielicht“
Im selben Jahr meldet sich Uli FRITZ vom SWR, der an einem längeren Beitrag über Doping im Radsport für die ARD arbeitet und MEUTGENS zu einem Interview nach Stuttgart einlädt. In dem daraus resultierenden Beitrag findet sich MEUTGENS mit einigen Statements als Doping-Experte wieder
Radsportjahr 2005
JAKSCHE gerät in Kontakt mit Eufemiano FUENTES. FUENTES ist ein spanischer Sportmediziner, der sich durch organisiertes Doping im Radsport einen Namen gemacht hat.
JAKSCHE fährt zu FUENTES nach Gran Canaria. Sie reden über Dopingmethoden und einigen sich auf das Eigenblutdoping.
Ermittlungen der spanischen Polizei gegen Fahrer wegen möglicher FUENTES - Unterstützung werden eingestellt
12.04.2005
Ralf MEUTGENS zieht in der FAZ eine Bilanz - „Heile Welt in Magenta":
Die Topics:
- Das Team Telekom wurde in T-Mobile umbenannt - als kostengünstige Marketingstrategie
- Die Namensänderung bewirkt, dass T-Mobile als eine „Verkörperung des Radsports“ wahrgenommen wird und eine gute Reputation in der Öffentlichkeit erhält
- Das Dopingmittel Epo war ständiger Begleiter in den erfolgreichsten Jahren
- Die ARD unterstützte die Telekom, indem sie in den Glauben investierte, dort würde nicht gedopt. Dieses Vertrauen bestätigte 2002 der damalige ARD-Sportkoordinator, Hagen BOßDORF, in einem Interview
Zahlreiche Radsportler des Team TELEKOM waren auffällig. Darunter Urs FREULER (1990/91), Carsten WOLF (1995), Andreas KAPPES (1997), Uwe AMPLER (1999), Alberto ELLI und Roberto SGAMBELLURI (2001) und Dirk MÜLLER (2002)
23.05.2005
Die spanische Polizei durchsucht das Labor des FUENTES-Helfer Merino BATRES und zwei Appartments von FUENTES. Sie findet mehr als 220 Blut- und Plasmabeutel sowie Epo, Wachstumshormon und Anabolika. Beim Verlassen eines Hotels nimmt die spanische Polizei FUENTES und SAIZ fest
Vor dem Start der TdF 2005 (2. Juli – 24. Juli)
JAKSCHE holt sich seine erste Dosis Blut, die er sich vorher von FUENTES hat „abzapfen“ lassen und geht damit frisch gedopt in die erste Etappe. JAKSCHE stellt allerdings fest, dass er nicht der einzige Eigenblut-Doper ist. Das Eigenblutdoping gilt unter Radprofis offensichtlich als neue beliebte Methode, um die Leistung zu steigern und ohne Angst vor Dopingkontrollen haben zu müssen.
JAKSCHE wird zwei Jahre später, also 2007, im SPIEGEL bekennen:
"Ich hatte mich mit meinem eigenen Blut gedopt und trotzdem weiterhin die gleichstarken Gegner. Es war ja nicht so, dass ich eine Atombombe hatte und die anderen kämpften immer noch mit der Machete. Man lernt: Es gibt ein neues System, sich den Kontrollen zu entziehen."
1 Tag vor der TdF 2005
Einige spanische Zeitungen veröffentlichen eine Liste von 37 Fahrern, die bei FUENTES Kunden waren. Darunter auch die Namen ULLRICH, BASSO sowie JAKSCHE. ULLRICH, der seit 2004 wieder bei dem Team Telekom unter Vertrag steht, und Teamkollege Oscar SEVILLA sowie der sportliche Leiter Rudy PEVENAGE werden daraufhin vom Team Telekom suspendiert
September 2005
JAKSCHE trifft FUENTES und bespricht die Zusammenarbeit für 2006. Kostenpunkt 30.000 €
Mai 2006
MEUTGENS schlägt Uli FRITZ, dem Journalisten vom SWR, mit dem er im Jahr 2005 zusammengearbeitet hat, vor, einen längeren Beitrag über Doping im Radsport zu drehen. Doch FRITZ ist erstmal nicht interessiert, da er im Jahr davor schon einen Hintergrundbericht mit Beteiligung von Ralf MEUTGENS gemacht hat und jeder, der diesen sah, den Bericht für sehr gut befunden hat.
Hagen BOßDORF meldet sich telefonisch bei MEUTGENS und bittet ihn um Unterstützung bei einem Beitrag mit dem Arbeitstitel „Die rollende Apotheke“. MEUTGENS überlegt nicht lange und stimmt zu, Uli FRITZ ist auch an dem Projekt beteiligt. Das Endprodukt dieser Zusammenarbeit ist eine fast einstündige Dokumentation
09.05.2006
Spanien: Die Abteilung Verbraucher und Umwelt (SECOMA) bei der Spanischen Regierung reicht einen Bericht bei der Guardia Civil (Zivilgarde) ein, der Anlass zu einem Ermittlungsverfahren (4293/06) beim Untersuchungsgericht Nr. 31 (Plaza Castilla-Madrid) wegen einer mutmaßlichen Straftat gegen die öffentliche Gesundheit durch Handel mit schädlichen Substanzen und deren Verabreichung gibt. Beschuldigte sind FUENTES und Jose Luis MERINO BATRES. In dem Bericht wird das Anzapfen dreier Telefonanschlüssen (zwei von FUENTES und einer von MERINO BATRES) sowie das Abhören und Aufzeichnen der Telefonate beantragt
13.05. auf 14.05.2006
Radprofi Jörg JAKSCHE hat in Madrid (Hotel Puerta Madrid) ein Treffen mit dem spanischen Dopingarzt Eufemiano FUENTES. Im Zimmer 605 wird dem Radprofi Blut abgezapft.
Etwa ein Jahr später wird JAKSCHE gegenüber dem SPIEGEL(Ausgabe 27/2007 vom 02.07.2007, Artikel: "Bellas Blut" zugeben, sich mit dem eigenen Blut gedopt zu haben. Skrupel hat JAKSCHE keine: „Der Akt der Blutzufuhr an sich ist schon eklig. Auf der anderen Seite hast du ein reines Gewissen, du sagst dir: Okay, ich muss keine Angst haben bei der Kontrolle. Es sind keine gefährlichen Substanzen, es ist mein eigenes Blut. Für mich war das kein Doping. Für mich war es Anpassung an das System.“
22.05.2006
Die SECOMA, die Abteilung Verbraucher und Umwelt bei der Spanischen Regierung, gibt einen Bericht (Nr. 77) ab, in dem die abgehörten Informationen der Telefonanschlüsse von FUENTES und MERINO BATRES stehen
23.05.2006
In Spanien verschafft sich die Guardia Civil Einlass in mehrere Wohnungen, um durchsuchen zu können
24.05.2006
Der Doping-Ring fliegt auf. Neben Eufemiano FUENTES nimmt die spanische Polizei auch andere Männer fest, JAKSCHEs Teamchef Manolo SAIZ und den Hämatologen MERINO BATRES, der gemeinsam mit FUENTES das Blutdoping betrieben haben soll. Außerdem finden die Ermittler hunderte Blutbeutel, Dopingmittel und Dokumente. Unter anderem (vermutlich) auch belastendes Material von Jan ULLRICH. Bezüge auf „JAN“ finden sich in Dokument 32. Dieses Dokument besteht aus einer Tabelle, in der Fahrer durch ihre Kürzel auftauchen und mit von FUENTES geliefertem Material in Beziehung stehen. Diese Produkte werden als VINO (Wein - verm. Blut), NINO (Kind – Wachstumshormon), IGNACIO (IGF1) und PCH (Pflaster – Testosteronpflaster). Außerdem gibt es Spalten für den Preis, die gelieferte Menge des Medikaments und den Tag der Zahlung. In ULLRICHS Fall 2970 €. Weiter geht aus den Unterlagen hervor, dass Jan ULLRICH unter der Nummer 1 geführt wurde sowie Jörg JAKSCHE mit der Nummer 20
Radsportjahr 2007
Das Jahr 2007 wird in die Annalen eingehen: als jenes Jahr, in dem auch dem Allerletzten klar wird, dass das Profi-Radsportsystem ein einziges Doping-Kartell darstellt. Insbesondere auch die Tour de France
Januar 2007
Der Saarländische Rundfunk (SR) lädt MEUTGENS zusammen mit Gerhard TREUTLEIN nach Saarbrücken ein - zwecks einer Zusammenarbeit in der Berichterstattung. Bei dieser Zusammenarbeit merkt MEUTGENS, dass bei den Mitarbeitern des SR durch den persönlichen Kontakt zu den Radsport-Protagonisten die nötige Distanz und Objektivität zum Thema Doping im Radsport fehlt. Nach und nach wird aber klar wie die Realität in der Welt des professionellen Radsports aussieht – die Welle der Geständnisse schlägt ein. Es kommen zunehmend mehr Kritiker in der Berichterstattung zu Wort – Strukturen werden hinterfragt, auf ehemalige Radprofis als Experten wird vor der Kamera verzichtet
Februar 2007
Im Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln wird eine Doping-Fachredaktion eingerichtet. Zu deren Aufgaben gehört es u.a., die Teams, die vor Ort über große Sportereignisse berichten, zu unterstützen. Zu den Ereignissen gehören: die Olympischen Spiele, Weltmeisterschafften und die TdF. Abgesehen davon hat das Redaktions-Team die Aufgabe andere ARD-Formate wie z.B. Sport Aktuellund Monitor zu bedienen
23.02.2007
Jan ULLRICH verkündet auf einer spektakulären Pressekonferenz im Hamburger Hotel Intercontinental seinen Rücktritt vom Radsport. Tenor: „Ich habe nie gedopt“.
Die Veranstaltung wird für ihn zum Fiasko: nachdem er sozusagen fast alle beschimpft hat, die irgendetwas mit Radsport zu tun haben, erklärt er zum Schluß: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, keinen betrogen und niemandem geschadet." Keiner glaubt ihm (mehr).
- Eine Kurzfassung dieser Pressekonferenz gibt es als Video unter PRK ULLRICH-Kurzfassung.
- Die gesamte Pressekonferenz (44 Minuten) als Video unter PRK ULLRICH
29.03.2007
Der ehemalige Telekom Masseur Jef D´HONT behauptet, dass er Tonaufnahmen von Jan ULLRICH besitzt. In diesem Mitschnitt soll ULLRICH über seinen Dopingmissbrauch gesprochen haben.
D´HONT hat die Absicht in einem neuen Buch einige Informationen über ULLRICH herauszubringen, da ULLRICH und PEVENAGE sich nicht öffentlich geäußert haben. Angeblich hatte ULLRICHs Betreuer, Rudy PEVENAGE, die Bitte an D´HONT geäußert, ihn persönlich und Jan ULLRICH nicht in seinem ersten Buch zu nennen, da sie selbst an die Öffentlichkeit gehen wollten.
Radsportjahr 2007
In Belgien erscheint das Enthüllungsbuch „Erinnerungen eines Radfahrer Pflegers“ von Jef D'HONT
30.04.2007
Jef D’HONT berichtet in dem SPIEGEL-Artikel unter der Überschrift "Der einzige Zeuge" über sein Leben als Dopingorganisator sowie über sein Buch, in dem er das Team-Telekom schwer belastet. Hierbei redet er offen über die internen Machenschaften, um die Dopingkontrollen zu umgehen, und belastet die TdF-Sieger von 1996 und 1997 Bjarne RIIS und Jan ULLRICH. Weiterhin beschuldigt er Walter GODEFROOT sowie die Telekom-Ärzte Dr. med. SCHMID und Dr. med. HEINRICH von der Universitätsklinik Freiburg. Diese hätten hinter dem Dopingsystem der Telekom gesteckt. Dies sei vor allem deswegen belastend, da die Universitätsklinik Freiburg in den letzten Jahrzehnten auch Olympia-Mannschaften betreut und Weltmeister gepflegt habe. Weiterhin steht in dem Artikel, dass GODEFROOT die Kosten für die Dopingmittel vorgestreckt habe und die Pfleger dann diese Kosten bei den Fahrern eintreiben sollten.
D’HONT wurde drei Monate nach Veröffentlichung des SPIEGEL-Artikels vom 14.06.1999 von SPIEGEL-Redakteuren besucht, woraufhin dieser die Informationen des SPIEGEL bestätigte, aber nicht öffentlich auspacken wollte.
Am selben Tag dieses SPIEGEL-Artikels „Der einzige Zeuge“ erstattet Werner FRANKE Anzeige gegen die beiden Telekom-Ärzte SCHMID und HEINRICH bei der Staatsanwaltschaft Freiburg. Vorwurf: systematische Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz, Rezeptbetrug und Beihilfe zur Körperverletzung
02.05.2007
SPIEGEL ONLINE bietet einen Chat für SPIEGEL ONLINE-Leser an, in dem die Leser den SPIEGEL-Redakteur Udo LUDWIG nach Doping ausfragen dürfen.
Die interessantesten Antworten sind, dass auch ULLRICH ein Betrogener gewesen sei, da er ohne Doping jedem Fahrer seiner Zeit davongefahren wäre. Da aber alle dopten, musste ULLRICH sich dem Dopen anschließen. Des weiteren stellt LUDWIG klar, dass z.B. die Tour de France auch ohne Doping zu bewältigen sei, nur eben etwas langsamer. Dabei sollte es den Fernsehzuschauer nicht stören, wie schnell die Fahrer fahren, da es eigentlich nur um den Kampf Mann-gegen-Mann ginge
Anfang Mai 2007
Nach den Anschuldigungen von D’HONT werden die beiden Ärzte SCHMID und HEINRICH vom Team T-Mobile suspendiert
07.05.2007
DER SPIEGEL kommt mit dem Artikel „Doc, jetzt mach mal was“ heraus. (DER SPIEGEL vom 07.05.2007 Ausgabe 19/2007) Autoren sind Udo LUDWIG und Gerhard PFEIL. Der Artikel behandelt hauptsächlich die Problematik der Sportmedizin genauer den aus den Dopingvorwürfen resultierenden Imageschaden der Uni-Klinik Freiburg, an der SCHMID und HEINRICH praktizieren
Vor dem 15.05.2007
Die Ärzte SCHMID und HEINRICH weisen die Dopingvorwürfe von D’HONT zurück. In der Erklärung von HEINRICH heißt es: "Ich habe niemals Sportlern Epo oder Wachstumshormone verabreicht, solche Medikamente Sportlern oder so genannten Pflegern ausgehändigt oder zugeschickt oder Sportlern einen Plan zum Einsatz von Doping-Mitteln erstellt. Die Injektion von Epo als Doping durch mich oder die Weitergabe von Epo an Masseure kam und kommt für mich nicht in Frage"
21.05.2007
Telekom-Fahrer Bert DIETZ (1994-1998 im Team Telekom) gesteht in der ARD-Sendung „Beckmann“ systematisch gedopt zu haben.
1995 habe er von den Sportmedizinern SCHMID und HEINRICH im Trainingslager auf Mallorca eine Anleitung zum Doping mit Epo bekommen. Laut DIETZ seien SCHMID und HEINRICH auf Wunsch der Telekom in die Trainingsplanung häufig integriert. Weiter berichtet DIETZ, dass in Einzelgesprächen Druck auf die Fahrer gemacht wurde, um bei der anstehenden Tour vorne mithalten zu können.
Das Geständnis von Bert DIETZ ist der Sendung "Beckmann" vom 26.01.2009 zu sehen
22.05.2007
Die Uni-Klinik Freiburg stellt nach dem Geständnis von Bert DIETZ die beiden Sportmediziner HENRICH und SCHMID frei. Nach zwei Tagen wird den Ärzten fristlos gekündigt
23.05.2007
Team Telekom Teamarzt Andreas SCHMID gibt gegenüber der dpa ein Geständnis ab. Er habe die Radsportler unterstützt und habe ihnen auf Anforderung Epo zugänglich gemacht. Allerdings habe er die verbotenen Substanzen nicht ohne Wissen oder gegen den Willen der Sportler verabreicht. Das Nachfolgeteam „T-Mobile“ sei davon jedoch nicht betroffen.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält trotz des Dopings an der Radsportberichterstattung fest. ARD-Programmdirektor Günter STRUVE und ZDF-Chefredakteur Nikolaus BRENDER weisen die Boykottforderung vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages zurück. Die Tour de France, die Straßen-WM in Stuttgart und die Deutschland-Tour sollen weiterhin übertragen werden.
T-Mobile Sponsoringleiter Stephan ALTHOFF bekräftigt trotz der Welle an Geständnissen die Weiterführung des Sponsorings durch die Telekom.
Einige Tage nach dem Geständnis der Freiburger Telekom-Ärzte, Dr. Andreas SCHMID und Dr. Lothar HEINRICH, wird vom Vorstandsvorsitzenden der Universitätsklinikum Freiburg, Prof. Dr. Matthias BRANDIS und des Rektors der Universität Freiburg, Prof. Dr. Wolfgang JÄGER, eine unabhängige Kommission eingerichtet. Den Vorsitz der Kommission hat der Jurist und Dr. Hans-Joachim SCHÄFER, Präsident des Sozialgerichts Reutlingen a.D., Prof. Dr. Wilhelm SCHÄNZER, Direktor des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln und Professor Dr. Ulrich SCHWABE, Pharmakologisches Institut an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Kommission ist damit beauftragt, die Vorwürfe gegen die Freiburger Mediziner zu prüfen. Der Klinikumsvorstand sperrt die Betreuung des Radsports
24.05.2007
Bei einer Pressekonferenz in Bonn gestehen Rolf ALDAG, früher ein Fahrer des Team Telekom, später Sportdirektor des Teams Telekom, sowie Erik ZABEL, ein Profi-Radrennfahrer, während ihrer Profi-Karriere gedopt zu haben. ALDAG hat zwischen 1995 und 97 Epo verwendet. Zunächst bekam er das Mittel von einem Pfleger, später von den Mannschaftsärzten, Angestellten der Universität Freiburg. ALDAG nennt keine Namen von weiteren Fahrern, die seines Wissens Dopingmittel nehmen oder nahmen. Allerdings sagt er, dass jeder seines Wissens auf den Zug aufgesprungen sei. Über die Art der Epo-Verabreichung sagt ALDAG: „Es gab keinen wirklichen Plan. Es war situationsbedingt. Es war nach den Werten. Es wurde gemessen. Ich habe teilweise selber gemessen. Später habe ich mich auch mit den Teamärzten beraten. Die sind eingeschritten, wenn es zu viel wurde.“ ALDAG bleibt der Sportdirektor des Team Telekom
In einem Beitrag von Frontal21, der nur fünf Tage nach der Pressekonferenz gesendet wurde, widerlegt ein Dopingkontrolleur (Helmut PABST) diese Aussage von ALDAG, indem er sagt, dass klare Spritzenpläne existieren, die eindeutig angeben, wie viel zu welchem Training, zu welcher Zeit gespritzt werden muss. Auch Erik ZABEL gesteht, im Jahr 1996 eine Woche lang mit EPO experimentiert, es aber nicht über einen längeren Zeitraum angewendet zu haben, weil er die Nebenwirkungen nicht vertrage. Versorgt wurde er nach eigenem Bekunden vom damaligen Mannschaftsmasseur Jeff D´HONT. Zu Jan ULLRICH wollen weder ZABEL noch ALDAG Stellung beziehen
27.05.2007
SPIEGEL ONLINE bringt einen Bericht über das Schweigen von Jan ULLRICH zu den Dopingvorwürfen heraus: „Ulrich schweigt zu neuen Doping-Vorwürfen“. Autor ist Mike GLINDMEYER.
Der Artikel beschäftigt sich damit, dass Jan ULLRICH trotz der schweren Vorwürfe von Jef D’HONT stur bei seiner Meinung bleibt, er habe „niemanden betrogen“. Dabei behauptet D’HONT, dass er ULLRICH in Frankreich Epo verabreicht habe. ULLRICH hüllt sich in Schweigen, lässt immer wieder über seinen Manager Wolfgang STROHBAND verlauten, dass er nichts preiszugeben hätte. D’HONT hingegen behauptet er wisse nicht, ob ULLRICH dopen wollte, aber „er hat damals mitgemacht, weil es alle taten.“
04.06.2007
DER SPIEGEL bringt ein Interview mit Jürgen KINDERVATER heraus: "Ich entschuldige mich". Die Redakteure sind Matthias GEYER und Udo LUDWIG. Es geht um die Lügen der ehemaligen Radsportler, Ärzte und Betreuer und die Berichterstattung des SPIEGEL.
KINDERVATER gibt Auskunft, warum er damals den Sportlern glaubte und nicht der Berichterstattung des SPIEGELs und ULLRICH und GODEFROOT im juristischen Verfahren gegen den SPIEGEL half. Die Antwort findet KINDERVATER darin, dass er vollstes Vertrauen in die Freiburger Ärzte, dabei hauptsächlich SCHMID, gehabt habe. Auch heute sei es noch unvorstellbar für ihn, dass „eine der führenden Universitätskliniken nichts gegen Doping unternommen hat.“
In dem Interview entschuldigt sich KINDERVATER gegenüber den Redakteuren, stellt aber fest, dass er bis zum Dopinggeständnis von Bert DIETZ vollstens von der Sauberkeit des Teams überzeugt gewesen sei.
Weiter berichtet KINDERVATER, dass die Telekom der Sponsor des Rad-Teams wurde, weil sie die guten Seiten des Sports („Dinge wie Teamgeist, Kampf und Aufopferung“) als Imageprofit zu schätzen wusste. Der Radsport sei zwar für Doping anfällig, jedoch gebe es dieses Phänomen überall im Profi-Sport. Des Weiteren sei das Sponsoring des Radsports in Sachen Image und Bekanntheitsgrad sehr gut für die Telekom gewesen.
05.06.2007
Laut den Anschuldigungen von D´HONT hatte Walter GODEFROOT Dopingmittel für das Team Telekom Radsport-Team beschafft und finanziert.
Der ehemalige Team Telekom-Chef GODEFROOT erklärt auf einer Pressekonferenz, dass er nichts mit den Anschuldigungen zu tun habe. Hier der Bericht bei SPIEGEL ONLINE
08.06.2007
Nach dem Dopingfall Patrik SINKEWITZ, der derzeit beim Team Telekom unter Vertrag steht und nach einer unangemeldeten Dopingkontrolle in den Pyrinäen bei der A-Probe positiv auf Testosteron Epitestosteron getestet wird, wird die Live-Übertragung von der TdF vom SR eingestellt und durch eine einstündige hintergrundbezogene Berichterstattung ersetzt
02.07.2007
Auf dem SPIEGEL-Cover (Ausgabe 18/2007) wird eine Enthüllung angekündigt: "Dickes Blut. Die Bekenntnisse eines Insiders aus dem Team Telekom" Jörg JAKSCHE gibt Detlef HACKE, Lothar GORRIS und Udo LUDWIG vom SPIEGEL ein Interview über Doping und die Machenschaften von Dr. FUENTES: Bellas Blut (SPIEGEL Nr. 27/2007).
Und über GODEFROOT sagt JAKSCHE: „Man muss davon ausgehen, dass er es wusste, so blind kann man nicht durch die Welt gehen.“
18.07.2007
Der T-Mobile Fahrer Patrik SINKEWITZ wurde am 8. Juni positiv getestet: Es liegt ein erhöhter Testosteron-Wert vor. Jetzt wird SINKEWITZ vom Team entlassen
August 2007
Der WDR richtet mit einer dreißigminütigen Sendung sport inside einen Sendeplatz für eine hintergründige Sportberichterstattung ein
September 2007
Werner FRANKE veröffentlicht mit Udo LUDWIG ein Buch mit dem Titel: „Der verratene Sport. Die Machenschaften der Doping-Mafia. Täter, Opfer und was wir ändern müssen“. Dieses Buch handelt von Enthüllungen über internationale Netzwerke des Dopings generell, und z.B. wer überhaupt Täter und wer Opfer ist
02.09.2007
Jan ULLRICH erwirkt vor dem Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen den ehemaligen Team Telekom Masseur Jef D´HONT. D´HONT veröffentlichte, im April 2007, ein Buch, indem er behauptet, dass systematisch Doping im Team Telekom betrieben wurde. Danach darf D´HONT nicht mehr die Behauptung aufstellen, dass ULLRICH das Dopingmedikament Epo gespritzt habe
17.09.2007
Kurz vor dem Erscheinen des Buches: „Der verratene Sport. Die Machenschaften der Doping-Mafia“ von Professor Werner FRANKE, Dopingexperte und dem SPIEGEL–Redakteur Udo LUDWIG, veröffentlichen diese einen Artikel im SPIEGEL: "Der Traum vom sauberen Sport".
LUDWIG und FRANKE ziehen darin den Schluss, dass es „keinen fairen Wettkampf mehr gibt“ und beschreiben, in kurzer Form, wie durch eine Umstellung des allgemeinen Sportsystems das Doping eliminiert werden könnte.
LUDWIG und FRANKE verurteilen auch die Berichterstattung der Medien, insbesondere der ARD und des ZDF. Sie erheben den Vorwurf, dass die Öffentlich-Rechtlichen nicht konsequent aus der Berichterstattung aussteigen, wenn bekannt wird, dass in den Sportarten häufige Dopingfälle auftreten.
Ein wichtiger Lösungsansatz wäre, laut LUDWIG und FRANKE, ein schärferes Anti-Dopingsystem, in dem gezielter und unabhängig kontrolliert wird. Institutionen, wie Kontrollgremien und Sportverbände, sollten getrennt agieren
22.09.2007
Die Staatsanwaltschaft findet verdächtige Barabhebungen durch Jan ULLRICH von einem Schweizer Konto. Die Transaktionen passen zeitlich zu den Medikamentenausgaben von FUENTES für den Sportler mit der Codeziffer Nr. 1. Die Ermittler haben aber auch schon eine Überweisung ULLRICHs 2004 in Höhe von 25.000 € an FUENTES aufgespürt
05.11.2007
Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) durchsuchen nach dem Artikel „Dickes Blut“, die Freiburger Universitätsklinik. Die Durchsuchung erfolgt, nachdem Patrik SINKEWITZ aussagte und zuvor positiv getestet wurde. SINKEWITZ erklärt, dass er während der Tour de France 2006 in der Freiburger Uniklinik Eigenblut verabreicht bekam.
SINKEWITZ berichtet in einem Interview mit Udo LUDWIG und Detlef HACKE vom SPIEGEL in seinem Haus, dass er jetzt arbeitslos ist: „Das gehört zu meinem Job“
27.11.2007
Die Telekom beschließt ihr Sponsoring für den Radsport aufzugeben. Grund: die Dopingskandale des eigenen Team Telekom. Die positive Probe vom Radprofi SINKEWITZ bekräftigt den Entschluss der Telekom
03.12.2007
Nach dem skandalumwitterten Jahr für T-Mobile, entzieht diese das Sponsoring für das Team und zerstört somit Jörg JAKSCHES Comeback. Durch den Versuch, das Doping im Radsport auszumerzen, folgt für JAKSCHE die Konsequenz, keinem Team mehr anzugehören.
Jörg JAKSCHE nimmt in Berlin an einem Diskussionsforum über die Bekämpfung des Dopings teil. Dort spricht JAKSCHE mit Anwälten, Politkern, Beamten und einem Kontrolleur über die Tricks und den Widerstand, den Betrug und die Methoden, die im Radsport bestehen. Auch wurden Themen, wie bessere Gesetze, Verbesserungen der Testmethoden und bessere Untersuchungsergebnisse besprochen.
JAKSCHE möchte zum Radsport zurückkehren. Ein erfolgreiches Comeback würde eine Belohnung für seine Offenheit sein.
Eine Woche nach dem Diskussionsforum, kündigt die Deutsche Telekom an, dass ihr Tochterunternehmen, T-Mobile nach 16 Jahren im Radsport, zurücktritt. Obwohl der Vertrag der T-Mobile noch bis 2010 läuft, möchte sich die Deutsche Telekom nicht mehr mit weiteren Enthüllungen belasten und so immer wieder „Krisenmanagement betreiben“ müssen
31.12.2007
In dem Artikel "Das Ende für T-Mobile" wird eine Chronologie der Ereignisse beim Team Telekom nach der Veröffentlichung des SPIEGEL-Artikels „Dickes Blut“ geschildert:
Am 03. Mai 2007 entlässt T-Mobile die Sportmediziner des Teams HEINRICH und SCHMID. Am 11. Mai 2007 wird der ukrainische Radprofi Sergej GONTSCHAR aus dem Kader entlassen. Zuvor fiel er durch ungewöhnliche Blutwerte auf. Am 21.05.2007 gibt der ehemalige Team Telekom Fahrer Bert DIETZ in einem Fernsehauftritt zu, gedopt zu haben. Ein paar Tage später gestehen auch Christian HENN und Udo BÖLTS den Dopingmissbrauch. Die Tour de France Sieger: Erik ZABEL, Bjarne RIIS und der TEAM MOBILE Sportdirektor Rolf ALDAG geben den Missbrauch zu. ALDAG wird nicht entlassen.
Am 22.05.2007 werden HEINRICH und SCHMID erst vom Dienst freigestellt und anschließend von der Freiburger Universitätsklinik entlassen. Am 02.07.2007 gibt Jörg JAKSCHE in einem SPIEGEL–Interview zu, dass er zehn Jahre lang gedopt hat. Er beschrieb detailliert, wie das System des Dopings funktioniert und welche Personen dahinterstecken. In den Jahren 1999 und 2000, als JAKSCHE für das Team Telekom fuhr, wurde er von den Freiburger Medizinern HEINRICH und SCHMID behandelt. Walter GOODEFROT hatte Kenntnisse über die Behandlung. Am 18.07.2007 wird bekannt, dass der Team Telekom Fahrer Patrick SINKEWITZ positiv auf Testosteron getestet und vom Team Telekom entlassen wurde. Am 04.09.2007 wird Lorenzo BERNUCCI positiv getestet, ihm wird der Appetitzügler Sibutramin nachgewiesen daraufhin wird er entlassen. Am 31.10.2007 werden die Freiburger Universitätsklinik und die Wohnungen von HEINRICH und SCHMID durchsucht. Am 05.11.2007, in einem Interview mit dem SPIEGEL, berichtet SINKEWITZ, dass er in Freiburg mit Eigenblut behandelt wurde, während der Tour de France 2006. Am 27.11.2007, nach 16 Jahren im Radsport löst das Team T-Mobile den Vertrag mit dem Betreiber Bob STAPLETON auf und existiert nicht mehr
20.03.2008
Die Untersuchungskommission des Universitätsklinikum Freiburg und der Universität Freiburg legt einen 23 Seiten langen Zwischenbericht zu den Doping-Vorwürfen an der Freiburger Universitätsklinik vor.
Die Kommission befragt ehemalige Fahrer des Team Telekom und des T-Mobile und die Kommission vermutet, dass das Ausmaß des Dopings, das von den Ärzten Andreas SCHMID und Lothar HEINRICH praktiziert wurde, zeitlich größer ist als angenommen. Weitere Untersuchungen der Kommission ergeben, dass außer Patrik SINKEWITZ noch zwei weitere Fahrer zur Eigenblutbehandlung in die Uniklinik gefahren sind. Wer diese Fahrer sind, ist bislang nicht ermittelt.
Zwei weitere Mediziner der Universitätsklinik geraten unter Verdacht. Diese sollen Geld von einem Rennstall bekommen haben, um die Radsportler zu betreuen. Dieses geschieht ohne Wissen der Klinikleitung. Die Vorwürfe werden von den Medizinern nicht bestätigt. Eine Klage gegen die Mediziner ist eingereicht
14.04.2008
Die Staatsanwaltschaft Bonn stellt ihr Ermittlungsverfahren gegen Jan ULLRICH wegen des Verdachts auf Betrug (gegenüber der Telekom) nach § 153a StPO gegen Zahlung eines Bußgeldes "in sechsstelliger Höhe" ein. Tenor:
- "dass Doping im Radsport im Tatzeitraum in starkem Maße verbreitet" war
- "dies dem Beschuldigten bekannt und insoweit die Hemmschwelle zur Anwendung verbotener leistungssteigernder Mittel im Wettkampf herabgesetzt war"
- "vom Sponsor als Hauptgeschädigten" ... "keine Ansprüche geltend gemacht" wurden
- "die im Ermittlungsverfahren festgestellten Tatsachen ... namentlich dazu geführt haben,
dass der Beschuldigte seit 2006 einen hohen Ansehensverlust in der Bevölkerung hinzunehmen hatte und sein einstmals herausragender Ruf als Sportler weitgehend geschädigt ist."
Hier der vollständige Wortlaut dieser bemerkenswerten Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bonn
09.05.2008
Für GEYER und LUDWIG ist es eine Genugtuung, dass sie den Henri-Nannen-Preis 2008 für ihre Enthüllung über das Doping im Team Telekom bekommen.
"Sie haben mit ihren Recherchen nachgewiesen, dass auch im Radrenn-Team der Deutschen Telekom verbotene Doping-Mittel verwendet wurden. Die Telekom zog sich daraufhin aus dem Radsport zurück. Die Jury würdigte die Leistung der Journalisten, die immer wieder unter Druck gesetzt wurden, durch drohende Anzeigen-Stornierung auch unter massiven wirtschaftlichen Druck gerieten, ihre Recherchen aber dennoch fortsetzten und schließlich "eine der populärsten Sportarten als großes Kartell von Manipulateuren und Vertuschern entlarvten", so stern.de.
Die Journalisten geben an, dass nicht nur sie selbst mit Diffamierungen zu kämpfen hatten, sondern auch der SPIEGEL musste finanzielle Einbußen hinnehmen, da die Telekom ihre Anzeigen, die bis zum Jahresende (1999) verabredet wurden, nicht geschaltet hat. Der Telekom-Sprecher Jürgen KINDERVATER bezeichnete die Arbeit der Journalisten als
- „Schmuddeljournalismus in Reinkultur“
- „Scheckbuchjournalismus“
- als “Rufmordkampagne“.
Stefan AUST hatte keine Einwände gegen den Artikel, obwohl er Mitglied im Medienbeirat der Telekom war.
Beim SPIEGEL gab es interne Schwierigkeiten auch mit AUST, doch laut GEYER und LUDWIG wurden sie von ihm unterstützt. GEYER und LUDWIG schweigen zu ihren Recherchemethoden und über die Informanten, die sie auch zukünftig auch schützen wollen. Sie geben an, Jörg JAKSCHE als Informanten gewonnen zu haben.
GEYER und LUDWIG bestreiten, dass sie spekuliert haben und sagen, dass sie „journalistische Fakten“ hatten, die sie nicht immer „juristisch belegen“ konnten, die aber dennoch die Wahrheit verkörperten. Trotzdem haben sie die Geschichte veröffentlicht.
Zum Artikel „Die große Informantenverbrennung“ in der FAZ kritisieren GEYER und LUDWIG, dass sie weder von der FAZ, noch vom Autor Ralf MEUTGENS angehört wurden und betiteln den Artikel deshalb als „Unsinn“. Zu der Rolle von QUARZ oder seinen Aussagen und Dokumenten wollten sie sich nicht äußern.
Über die Rolle des Sponsors sagen GEYER und LUDWIG, dass die TELEKOM möglicherweise Kenntnis vom Doping hatte , aber darüber hinweggesehen hat oder es nicht sehen wollte
Sommer 2008
Die "internationale Zeitschrift für Journalismus message setzt sich mit dem journalistischen Zustandekommen der SPIEGEL-Berichterstattung auseinander, insbesondere auch mit der "Informantenverbrennung" von Dieter QUARZ im jahre 1999, jenem Jahr, in dem die Recherchen des SPIEGEL begonnen haben:
- in einem Interview mit den beiden SPIEGEL-Redakteuren: "Es waren keine Spekulationen"
- einer kritischen Zusammenfassung der Redaktion: "Aus 'Unbekannt' mach 'Telekom'".
Wir dokumentieren diese Quintessenz eines journalistischen Disputs.
16.10.2008
Die ARD und das ZDF entscheiden, aus der Live-Übertragung der TdF im Jahr 2009 auszusteigen
Januar 2009
Die beiden SPIEGEL-Redakteure Udo LUDWIG und Matthias GEYER senden eine eigene Version der fraglichen Vorgänge aus dem Jahre 1999 um den Informanten Dieter QUARZ an die Zeitschrift message. Sie monieren mehrere von message beschriebene Details bei deren Rekonstruktion, wollen aber offenbar vor allem die Bedeutung des ('verbrannten') Informanten Dieter QUARZ herunterspielen
28.07.2009
Während der Tour de France 2009 (04.07-26.07.2009), werden in den Müllbehältern einiger teilnehmender Teams Rückstände verbotener Substanzen gefunden. Darunter ist ein Medikament, das die Produktion des Hormons Insulin steuert und für Diabetiker bestimmt ist. Den Fund machten die Beobachter der Anti-Doping-Agentur (AFLD). Die Doping-Tests des Weltverbandes UCI hingegen ergaben, dass während der Tour kein Radprofi positiv bei den Tests aufgefallen ist.
Der Präsident der AFLD, Pierre BORDRYordry vermutet - trotz der negativen Dopingbefunde - , dass die Fahrer illegale Substanzen eingenommen haben. Sobald entsprechende Testverfahren entwickelt seien (mithilfe der gefundenen Medikamente), sollen die Proben der Fahrer vom AFLD nachgeprüft werden. Es bestehe – wie früher auch - der Verdacht, dass Medikamente benutzt wurden, die nur noch nicht nachweisbar seien
danach
Und so dreht sich das Rad der Geschichte und der Tour de France weiter ...
2012
Das Jahr einer weiteren Enthüllung
Wie ebenfalls von vielen vermutet, von der Mehrheit der Radsportfans und der Radsportverbände regelmäßig und flächendeckend verleugnet: Auch Lance ARMSTRONG, das Sportidol und der mehrfache Tour de France-Sieger, wird von der USADA des systematischen Dopings überführt.
ARMSTRONG streitet alles ab - zunächst. Die Beweise der USADA indes sind erdrückend:
- 1.000 Seiten Dokumente
- 26 Zeugenaussagen
Jetzt werden ARMSTRONG nachträglich sämtliche Tour de France-Siege aberkannt. ARMSTRONG entpuppt sich als Lügner und Betrüger. Wie Jan ULLRICH. Damit der nicht nachträglich vom zweiten Platz auf Platz 1 aufrücken kann und ein neuer Betrüger sich mit dem Heiligenschein des Siegers krönen kann, bleibt in der Liste der Tour de France-Sieger für die Jahr 1999 bis 2005 Platz Nummer ein leer. Mehr dazu unter www.ansTageslicht.de/Armstrong.
So heftet sich die Tour de France als das ins öffentliche Gedächtnis, was sie über lange Strecken ist bzw. war: eine Tour de Farce.
Aus diesem Grund steigen ARD und ZDF (ersteinmal) aus der Berichterstattung aus. Die Tour de France hat ihren Nimbus verloren
(ae, tj, mm, JH)
Online am: 13.11.2015
Inhalt:
Tour de Farce + Team Telekom: Jan ULLRICH. Die Geschichte einer Geschichte
- Warum die Geschichte einer Geschichte?
- Das journalistische Problem
- Eine kurze Chronologie des "Team Telekom"
- Die Informanten-Verbrennung
- Den Dopingsündern und Jan ULLRICH auf der Spur - Eine Chronologie der SPIEGEL-Recherchen
- Doping - zu lange kein Thema bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern?
- ABC der Akteure
- Systematisches Doping seit 1972 auch in der BRD
- Quintessenz eines journalistischen Disputs
Tags:
Betrug | DER SPIEGEL | Doping | Sport