Die Berichte des Hamburger Abendblatt, 07.08.2007

von Ulrich GASSDORF

Tierschutz: Auf Drängen von Gesundheitsstaatsrat Dietrich Wersich

Hamburger Abendblatt , 07.08.2007 

Wolfgang Poggendorf, Vorsitzender des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), zieht Konsequenzen aus der Immobilien-Affäre: Der 70-Jährige wird sein Amt als Vorsitzender des Hamburger Tierschutzbeirats ruhen lassen.

Das bestätigte Gesundheits-Staatsrat Dietrich Wersich (CDU) auf Anfrage: "Wir hatten Herrn Poggendorf am Freitag schriftlich zu diesem Schritt aufgefordert. Er hat am Montag in einem Telefongespräch mit der Fachabteilung Veterinärwesen bestätigt, dieses Amt ruhen zu lassen."
Der Tierschutzbeirat ist ein ehrenamtliches Gremium zur Unterstützung des Senats in allen Fragen des Tierschutzes. Staatsrat Wersich betonte weiter: "Das Ehrenamt als Vorsitzender des Tierschutzbeirats ist mit den schweren Vorwürfen gegen Herrn Poggendorf nicht vereinbar, bis diese Vorwürfe geklärt sind." Hingegen weigert sich Wolfgang Poggendorf nach wie vor, auch sein Amt als HTV-Vorsitzender ruhen zu lassen. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen Wolfgang Poggendorf und die HTV-Vorstände Kirsten Weckel und Manfred Elsen. Poggendorf und die beiden weiteren Beschuldigten sollen vereinseigene Immobilien deutlich unter Wert verkauft und damit den Verein erheblich finanziell geschädigt haben. Polizei und Staatsanwaltschaft sichten derzeit die bei einer Großrazzia am Donnerstag sichergestellten Akten und Datenträger. Noch in dieser Woche will die Polizei eigens eine Sonderkommission einrichten. Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen, nachdem das Abendblatt über einen Wohnungskauf Poggendorfs aus einer HTV-Erbschaft auf Sylt berichtet hatte. Poggendorf hatte die Immobilie für 111 000 Euro gekauft. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Wert von mindestens 192 000 Euro aus.

Unterdessen hat der Deutsche Tierschutzbund für den Fall, dass Wolfgang Poggendorf auch sein Amt als HTV-Vorsitzenden ruhen lässt, einen ausgewiesenen Tierschutzexperten in der Hinterhand: Nach Abendblatt-Informationen soll Heinz Kourim aus Landshut, Oberstaatsanwalt a. D. und Ehrenvizepräsident des Deutschen Tierschutzbundes, in diesem Fall dem übrigen Vorstand beratend zur Seite stehen. Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Tierschutzbundes: "Herr Kourim würde den Vorstand so lange unterstützen, wie diese Hilfe nötig und erwünscht ist. Er kennt sich in Vereins- und Finanzfragen bestens aus." Kourim engagiert sich seit mehr als 40 Jahren für den Tierschutz.