2009 hatte alles begonnen: Julia, die als Mittelstreckenläuferin in Russland recht erfolgreich ist, lernt Vitaly kennen, der bei der RUSADA arbeitet, der russischen (Anti)Dopingagentur. Sie heiraten. Und tauschen sich aus: Sie gesteht, dass sie dopt, er sagt über seine Arbeit, dass sei ganz normal.
Gut finden beide das nicht. Vitaly hat in den USA Management studiert, kennt die internationalen Standards und dass Doping - eigentlich - unerwünscht ist. Denn Doping ist Betrug.
Sie entwickeln einen Plan. Vitaly schreibt an die WADA, die weltweite (Anti)Dopingagentur. Und berichtet, wie es in Russland, insbesondere bei der RUSADA läuft. Antwort erhält er nicht. Vitaly STEPANOV schreibt erneut. Und erhält wieder keine Reaktion. So geht es viele Male - einfach Null Feedback.
Dann schreibt Julia einen zehnseitigen Brief an die WADA, nachdem sie in Russland für 2 Jahre gesperrt worden war - es hatte Unstimmigkeiten in ihrem "Biologischen Pass" gegeben. Anders gesagt: Sie war unvorsichtig und beim Dopen ertappt worden. Längst hat sie beschlossen, in Zukunft sauber zu laufen. Und auch sie beschreibt, was sie aus eigener Erfahrung weiß. Und gesteht offen ihr bisheriges Doping.
Die WADA reagiert wieder nicht. Obwohl ihr Mann an die einhundert Emails abgesetzt hat. Sie wundern sich - die WADA erklärt immer wieder, dass sie Doping bekämpfen würde. Nun beschließen beide, weitere Fakten zu sammeln; solche, die sich nicht wegleugnen lassen.
Julia fädelt ein Treffen mit ihrem Arzt und ihrem Trainer ein und spricht mit ihnen über Sportförderung, Medizin und Doping. Dann organisiert sie ähnliche Treffen mit anderen Sportlern auch anderer Diszipline und deren Trainer. Was niemand merkt: Julia lässt jedesmal die Vidoefunktion ihres Smartphones mitlaufen. Und mailt alles erneut an die WADA.
Die internationale (Anti)Dopingbehörde WADA reagiert nicht.
Vitaly mailt erneut. Diesesmal nicht an die WADA. Diesesmal an einen Journalisten der ARD, Hajo SEPPELT. Der gehört zu den ganz wenigen Sportjournalisten, die sich mit Doping befassen, und nicht nur alles, was sie sehen und dann beschreiben, mit journalistischen Jubelrufen unterfüttern. Hajo SEPPELT ist anders. Und fliegt deswegen nach Moskau.